Schüler nahmen in Zeil an den zweisprachigen Lesewochen teil. Sie hörten eine Geschichte auf Deutsch und Arabisch.
Wer hört schon einmal eine Geschichte in zwei Sprachen? Im Rahmen der interkulturellen Woche im Landkreis Haßberge wurde dies möglich und 17 Klassen der Grundschulen beteiligen sich an den zweisprachigen Lesewochen. Sie hören die Kurzgeschichte "Wir sind doch keine Angsthasen" sowohl in Deutsch als auch auf Arabisch oder eine Geschichte auf Deutsch und auf Russisch.
Angestoßen wurde die Aktion von der Bildungskoordination für Neuzugewanderte des Landkreises Haßberge, Bettina Fritzler, die das Projekt vor einigen Monaten während der ersten Sitzung des Bildungsbeirates der Bildungsregion Haßberge präsentiert hatte und den Grundschulen die Organisation von zweisprachigen Lesestunden anbot. Da die Rückmeldungen positiv verliefen und die Anmeldungen der Klassen umfangreicher als erwartet ausfielen, entwickelten sich aus den ursprünglich geplanten zweisprachigen Lesestunden die zweisprachigen Lesewochen.
Die Bildungskoordinatorin gab ihrer Freude Ausdruck, dass als Kooperationspartner die Stadtbibliothek Zeil und das Bibliotheks- und Informationszentrum in Haßfurt (Biz) dafür gewonnen werden konnten und ihre Räume sowie das Personal zur Verfügung stellen. Teilnehmer sind aktuell die Grundschule Zeil/Sand und die Grundschule Haßfurt (21. bis 25.Oktober).
Die Grundschulen gaben bei der Anmeldung die von ihnen gewünschten Fremdsprachen selbst an. Arabisch und Russisch waren sehr gefragt. So organisierte Siza Zaby, die hauptamtliche Integrationslotsin des Landkreises Haßberge, mehrere geeignete arabischsprachige Vorleser. Für das Vorlesen auf Russisch konnte erfreulicherweise die im Regiomontanus-Gymnasium in Haßfurt tätige Lehrkraft für das Wahlfach Russisch gewonnen werden. Dort wird übrigens zum ersten Mal das Wahlfach Russisch angeboten; dafür interessieren sich 34 Schüler.
"Durch die zweisprachigen Lesewochen wird sowohl die Muttersprache gefördert als auch das Interesse und die Neugier an Fremdsprachen geweckt", betonte Bettina Fritzler. "Projekte wie diese sind zentral für die Anerkennung der Gleichwertigkeit von Sprachen, dienen aber auch dem Willkommen und der Wertschätzung gegenüber dem Sprechenden."
In Zeil kamen die Buben und Mädchen der Klasse 1b jetzt mit ihrer Lehrerin Kristina Franek in die Stadtbibliothek und waren schon gespannt, was sie erwartete. Mohamad Almotlak, ehrenamtlicher Vorleser für Arabisch, und Landrat Wilhelm Schneider empfingen die Schüler.
"Einer kommt aus Haßfurt"
Landrat Wilhelm Schneider kam mit den Kindern gleich ins Gespräch. Er wollte wissen, ob sie schon einmal mit anderen Sprachen Kontakt hatten, vielleicht auf Reisen. "Oder gibt es in eurer Klasse sogar Schüler, die von woanders herkommen oder aus anderen Ländern?", fragte er. "Einer kommt aus Haßfurt", sagte spontan ein Schüler. "Wir haben auch Sander", kam der nächste Zwischenruf - bis dann die Antwort zu hören war: "Einer ist aus Afghanistan und einer aus Italien."