Wie Vitamine nutzen und schaden

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Bernd Arnold
Bernd Arnold
Vitamine in Tablettenform - eine gute Idee? Foto: ronstik, adobe stock
Vitamine in Tablettenform - eine gute Idee?  Foto: ronstik, adobe stock
 

Vitaminpräparate stehen hoch im Kurs. Apotheker Bernd Arnold (Bamberg) erklärt, welche Mittel sinnvoll sind.

UND ANika Ferko Vitamin B soll das Wohlbefinden steigern, Vitamin D ein Multitalent für die Gesundheit sein und Vitamin C gut gegen Erkältungen: Mit solchen Werbesprüchen werden Verbraucher zum Kauf von Vitaminpräparaten animiert - gerade in Corona-Zeiten. Doch die meisten Menschen in Deutschland sind gut mit Vitaminen versorgt, wie die Nationale Verzehrstudie zeigt. Deshalb empfehlen Stiftung Warentest und die Verbraucherzentrale Bayern einstimmig: "Lassen Sie sich nicht durch die Werbung verunsichern." Es sei unverantwortlich, wenn gerade jetzt Hersteller behaupten, dass bestimmte Nahrungsergänzungsmittel vor Corona schützen. Besonders Zink und Eisen könnten im überhöhten Maße sogar negative Auswirkungen auf den Körper haben und das Immunsystem heruntertrimmen. Den Verbraucherschützern zufolge gibt es keine Studien, die die Wirksamkeit bestimmter Produkte gegen Covid-19 beweisen.

Der Tagesbedarf an Vitaminen lasse sich im Allgemeinen durch eine ausgewogene und bunte Ernährung decken. Das bedeute: täglich drei Portionen Gemüse (etwa 400 Gramm für Erwachsene) und zwei Portionen Obst (250 Gramm) sowie Milch- und Vollkornprodukte, Speiseöl und in Maßen Fisch und Fleisch. Grundsätzlich helfe zudem tägliche Bewegung an der frischen Luft, die auch die körpereigene Produktion von Vitamin D förderte.

Dieser Meinung ist auch Apotheker Bernd Arnold, beschäftigt in der Marienapotheke Bamberg. "Nahrungsergänzungsmittel können natürlich zur Unterstützung dienen, falls Mängel vorliegen. Sie ersetzen aber in keinem Fall eine ausgewogene Ernährung oder die Bewegung an der frischen Luft." Zwingend notwendig seien solche Präparate für den Apotheker nicht, es komme jedoch immer auf den individuellen Fall an. Ein Mangel an Vitamin D beispielsweise sei vor allem hierzulande schwieriger aufzuholen. Hierbei seien entsprechende Ergänzungsmittel, insbesondere nach ärztlichem Nachweis des Mangels, sinnvoll.

Der Kauf von Vitamin C-Präparaten seien in seinen Augen dagegen nicht erforderlich. "Ein Mangel an Vitamin C ist in Industriestaaten nicht zu befürchten. Auch ein relevanter Nutzen etwa bei Erkältungskrankheiten ist für höhere Dosen nicht belegt." Laut Arnold könne jedoch ein erhöhter Bedarf an diversen Mikronährstoffen vor allem bei erhöhtem Alkohol- oder Nikotinkonsum oder bei Sportlern auftreten.

Vor allem Vitamin-C-Präparate seien bei den Kunden gefragt. Zusätzlich werden laut Arnold häufig sogenannte Multivitaminpräparate gekauft. "Die Kunden möchten oft ein Rundum-Paket, um ihre vermuteten Mängel abzudecken."

Wer weiß, in welchen Nahrungsmitteln besonders viele Vitamine stecken, kann sein Essverhalten ganz leicht danach ausrichten. Folgender Überblick zeigt, wofür welche Vitamine gut sind - und wann sie schaden. 1. Vitamin A Der Körper kann Vitamin A aus manchen Pflanzeninhaltsstoffen wie Betakarotin selbst bilden. Es ist wichtig für den Sehvorgang, Haut- und Schleimhäute, Immunsystem, Fortpflanzung und schützt vor aggressiven Sauerstoffmolekülen (freien Radikalen). Die Deutschen sind ausreichend mit Vitamin A versorgt. Vitamin A kommt in Fleisch- und Wurstwaren vor, in Leber, Milchprodukten, Eiern, Möhren und Grünkohl. Durch zu viel Vitamin A kann sich die Haut verändern, können Haarausfall, Kopfschmerzen und Leberprobleme auftreten. Studien zufolge kann ein Übermaß an Vitamin A Lungenkrebs hervorrufen. Mittel mit den Vitaminen A und E könnten die Lebenserwartung verkürzen. 2. Vitamin B B-Vitamine sind an diversen Stoffwechselprozessen beteiligt und wichtig für die Zellteilung. Die Deutschen sind ausreichend mit B-Vitaminen versorgt. B-Vitamine kommen in Hülsenfrüchten, Fleisch, Fisch und Vollkornprodukten vor. B-Vitamine gelten als harmlos, da sie wasserlöslich sind und sich nicht im Körper anreichern. Bei sehr hohen Dosen von B6 in Kombination mit Fol- und Nikotinsäure können Nervenschäden auftreten. 3. Vitamin C Dieses Vitamin ist wichtig für den Halt von Zähnen, die Bildung von Bindegewebe und wirkt gegen freie Radikale. Natürliche Quellen sind Brokkoli, Zitrusfrüchte, grüne Paprika, Sanddorn und schwarze Johannisbeeren. Vitamin C nimmt man ausreichend über die Nahrung auf. Studien liefern keinen Beleg für die Schutzwirkungen von Vitamin C durch Zusatzpräparate. Überdosiert kann Vitamin C die Verdauung stören und fördert vor allem bei Männern das Nierensteinrisiko. 4. Vitamin D Es wird als einziges vom Körper selbst gebildet - durch Sonnenlicht. Bei Kindern ist Vitamin D wichtig für den Aufbau der Knochen, bei Erwachsenen hält es die Knochen hart und dient zur Vorbeugung gegen Stürze. Die Zufuhr aus der Nahrung - fetter Seefisch, Eigelb, Margarine - ist eher gering. Vitamin D bildet sich im Tageslicht selbst. Eine Überdosis an Vitamin D kann laut Verbraucherzentrale Bayern zu Vergiftungserscheinungen führen oder die Verkalkung von Herz oder Lunge fördern. 5. Vitamin E ist gut für den Zellschutz. Die meisten Menschen sind gut mit Vitamin E versorgt. Natürliche Quellen sind pflanzliche Öle. In zu hohen Dosen kann Vitamin E die Blutgerinnung stören. Studien zufolge erhöht die künstliche Zufuhr möglicherweise die Sterberate. 6. Vitamin K ist wichtig für die Blutgerinnung und trägt zur Festigkeit von Knochen bei. In der Nahrung kommt Vitamin K vor allem in grünem Gemüse vor sowie in Milchprodukten, Fleisch und Eiern. Vitamin K gilt als gut verträglich, kann aber die Wirkung von gerinnungshemmenden Medikamenten stören.