Der Ehrenvorstand des FC Pressig, Ottmar Gerber, erzählt von Erinnerungen an ein schönes Erlebnis. Der heute 81- jährige ehemalige Marketingleiter der Sparkasse Ludwigsstadt traf sich mit dem Ehrenspielführer der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft, Fritz Walter. Der Fußballer des 1. FC Kaiserslautern wurde 1954 Fußball-Weltmeister und war schon zu Lebzeiten eine Legende. Er ist am 17. Juni 2002 verstorben und könnte am heutigen Samstag seinen 100. Geburtstag feiern. Dies rief in dem Pressiger und leidenschaftlichen Fußballfan des 1. FC Nürnberg Erinnerungen an die Fußball- Legende hervor.
In den 80er Jahren wurde bei der früheren Kreis-Sparkasse Ludwigsstadt von allen Schüler- und Jugendmannschaften ihres Geschäftsbezirkes der Sparkassenpokal ausgespielt. Mit den beiden Siegermannschaften fuhr die Sparkasse dann zu einem Bundesligaspiel. Eine der eindrucksvollsten Fahrten war 1989 nach Kaiserslautern mit den Schülern des FC Pressig und der Jugend des ATSV Reichenbach. Über diese Fahrt berichtet Ottmar Gerber.
Auf der Suche nach dem Knüller
Im Vorgriff wurde der Wunsch geäußert, das berühmte Betzenberg-Stadion in Kaiserlautern zu besuchen. Gerber kam diese Bitte nach. Er besorgte 50 Eintrittskarten für das Bundesliga-Spiel 1. FC Kaiserslautern gegen FC Bayern München, das 0:0 ausging. Er überlegte lange, wie diese Fahrt mit einem Knüller zu bereichern wäre, eventuell mit einer Autogrammstunde mit Fritz Walter.
Bei einem Anruf war Frau Italia Walter am Telefon. Gerber trug den Wunsch vor und wurde auf den nächsten Tag vertröstet, denn sie müsse erst mit ihrem Mann darüber reden. Als Fritz Walter erfuhr, dass es sich um Schüler- und Jugendspieler aus dem Frankenwald an der Grenze zur DDR handelt, sagte er zu. Treffpunkt war um 13 Uhr Hotel "Barbarossa" in Kaiserslautern. Gerber sprach während der Hinfahrt nur von einer Überraschung, die den Tross in Kaiserslautern erwarten sollte.
Sprachlos und völlig überrascht waren alle, als Gerber um 13 Uhr mit Fritz Walter das Hotel betrat. Über eine Stunde erzählte das Fußball-Idol fesselnd vom FCK, der Nationalmannschaft und dem unvergessenen Trainer Sepp Herberger. Anschließend beantwortete er noch gerne die ihm gestellten Fragen. Gerber hatte aber ein mulmiges Gefühl, denn er wusste nicht, was diese Stunde kostet. Frau Walter hatte bei ihrem Telefonat gesagt, das solle er mit ihrem Mann vor Ort regeln. Dann der Knaller. Als Gerber nach Beendigung der Stunde Fritz Walter nach dem Preis fragte, bekam er die Aussage: "Für diese Schüler- und Jugendfußballer mache ich dies gerne und kostenlos". Er schenkte zusätzlich noch ein ganzes Netz neuer Fußbälle und für alle Teilnehmer signierte er Autogrammkarten. "So war er eben, der seinerzeit bekannteste und beliebteste Fußballer Deutschlands", fügt Gerber an. "Ich habe viele bekannte Leute während meines Lebens kennengelernt, aber von der Ausstrahlung, dem Auftreten und der Menschlichkeit her, war Fritz Walter für mich der Größte von allen." eh