Wenn die Jugend erwachsen werden will - das Leben von zwei Draufgängern

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Die Eltern versuchen ihren Sohn Buddy (Benjamin Jorns) auf den Pfad der Tugend zurückzuholen. Foto: Andreas Welz
Die Eltern versuchen ihren Sohn Buddy (Benjamin Jorns) auf den Pfad der Tugend zurückzuholen. Foto: Andreas Welz

Die Komödie "Die beiden Draufgänger" oder "Come Blow Your Horn" von Neil Simon begeisterte das Publikum in der Stadthalle. Die unterfränkische Landesbühne "...

Die Komödie "Die beiden Draufgänger" oder "Come Blow Your Horn" von Neil Simon begeisterte das Publikum in der Stadthalle. Die unterfränkische Landesbühne "Theater Schloss Maßbach" erfreute mit dem Stück die Freunde des Kulturrings Lichtenfels. Ein Wermutstropfen fiel in die gut besuchte Veranstaltung: Vorsitzender Stefan Voll kündigte den Rücktritt von Geschäftsführerin Herta Leykauf an, die jahrzehntelang zum Wohl des Kulturringes gewirkt hatte.
"Das Leben genießen, solange es geht" - so lautet die Devise von Alan Baker, einem begehrten Junggesellen aus New York. Viel Freizeit bietet ihm ein angenehmer Job bei seinem Vater, einem erfolgreichen Fabrikanten. Diesen verlockenden Annehmlichkeiten eifert sein jüngerer Bruder Buddy nach. Der bisher brave Sohn des strengen Vaters und einer fürsorglichen Mutter fasst an seinem 21. Geburtstag den Entschluss, dem Elternhaus zu entfliehen. Er nistet sich bei Alan ein und erlebt dort eine ihm unbekannte glitzernde und vergnügungssüchtige Welt.
Die Schauspieler verstanden es vortrefflich, die Zeit der Uraufführung von "Die beiden Draufgänger" 1961 wiederzugeben. Eine wilde Welt, in die der aus seinen familiären Fesseln Geflüchtete eintaucht.
Von den Eltern werden die beiden Söhne nicht in Ruhe gelassen und geben ihre Ansprüche nicht auf. Da beide Söhne im elterlichen Unternehmen beschäftigt sind, wächst das Konfliktpotenzial.
Der Vater ist ein Meister darin, die Konversation zu bestimmen und setzt sich nicht mit den Problemen der Söhne auseinander. Die Mutter setzt ihre Leiden so geschickt ein, dass man nichts gegen ihren Willen tun kann.
Ohne den Einfluss der Eltern - oder gerade durch ihr Verhalten - geschieht eine Wandlung mit den beiden Gammlern. Alan beginnt zaghaft ein tugendhaftes Leben, während sein Bruder immer tiefer in die bunte Welt eintaucht.
Alan liegt das Wohl der Firma am Herzen und der unzufriedene Buddy, der zuverlässig seinen Innendienst abgeleistet hat, will die Welt erleben. Für den Regisseur sind die Wandlungen der Figuren wichtig. Sie beschränken sich nicht nur auf die beiden Hauptdarsteller, sondern auch auf die Frauen. Das Interessante an dem Stück ist, dass die Handelnden immer mehr zu dem werden, was sie im Innersten eigentlich sein wollen.
Neil Simons Stücke zeichnen sich durch eine liebenswerte Darstellung seiner Umwelt aus. Sie sind unterhaltsame Gesellschaftsporträts des amerikanischen Bürgertums. Dabei betrachtet er seine Figuren nicht mit kühler Distanz, sondern scheint mit ihnen zu leben. Auch bei seinem ersten Bühnenerfolg "Come Blow Your Horn" ist der biografische Zusammenhang spürbar, wenn Simons Kindheit in den Jahren der Wirtschaftskrise keineswegs so gut behütetet war wie die von Alan und Buddy. Die Verfilmung des Stücks mit Frank Sinatra 1963 wurde übrigens nur mäßig beurteilt. Da waren die Zuschauer in Lichtenfels bei weitem begeisterter.