Paul M. Vilser liebt das reinigende Gewitter der Punks, die mit ihrem provokanten Drei-Akkorde-Sound vor über 40 Jahren die Welt der egomanischen Rockstars ...
Paul M. Vilser liebt das reinigende Gewitter der Punks, die mit ihrem provokanten Drei-Akkorde-Sound vor über 40 Jahren die Welt der egomanischen Rockstars durcheinander gewirbelt hatten. Und den Blues, der das Elend auf dieser Welt besingt.
Mit "Ramones"-T-Shirt steht der Landshuter am Freitagabend im Lichtenfelser Stadtschloss auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Meisterhaft gelingt es dem Frontmann der "Bluesgangsters" und seinen musikalischen Begleitern das Beste aus beiden stilistischen Welten miteinander zu verbinden. Zum dritten Mal schlägt der Crossover-Sound aus Niederbayern in der Blues- und Rock'n'Roll-Gemeinde der Korbstadt wie eine Bombe ein.
Punks reden Klartext
Vilser ist ein Künstler mit sozialem Rückgrat, der sich den Mund nicht verbieten lässt. "Punks reden Klartext und wir auch", macht er aus seinem Herzen keine Mördergrube. Nach der Pause lässt er den Worten Taten folgen. Die amerikanischen Punkrocker von "Green Day" singen vom "American Idiot", die "Bluesgangsters" vom "Asshole".
Zielscheibe ist in beiden Fällen der amerikanische Präsident George W. Bush. Im Stadtschloss münzt er den Song kurzerhand auf den Amtsinhaber Donald Trump um. Beiden unterstellt er eine Politik nach dem Motto "Geld regiert die Welt".
Die "Bluesgangsters" sind in punkiger Spiellaune und schieben noch ein eingängiges "Bad Bad Luck" aus der Feder der Punkaltmeister "Social Distortion" hinterher, das den rund 100 Zuhörern im Ohr hängenbleibt.
Paul M. Vilser (Gitarre und Gesang), Bernie Vilsmeier (Schlagzeug), Karl Hiemann (Bass und Gesang) und Frank Stone (Orgel und Gitarre) blicken nicht nur über den Tellerrand hinaus, sondern machen auch ihrem Namen alle Ehre. "Jetzt kommt der Blues", hallt es aus Vilsers Kehle. Eine nach diesem lechzende Besucherin, schiebt ein "Das wär ma net schlecht" hinterher.
Ob stampfender Blues, fetziger Rock oder aggressiver Punk: Die Musiker schütteln voller Leidenschaft einen erstklassigen Ohrwurm nach dem anderen aus ihren Ärmeln. Lieder wie "Keep On Riding", "C'Mon" oder "Run" werden zum Quell der guten Laune, der die Alltagssorgen im Nu verschwinden lässt.
Ab und an wird das Gitarre-Rhythmus-Schema durchbrochen, tauscht Frank Stone die Saiten seiner Klampfe gegen die Register seiner Orgel, an der er bei einem Solo alle Register seines Könnens zieht. Die tönerne Bandbreite reicht dabei von sakralen Klängen bis hin zu Sounds, mit denen die Grenzen des Erträglichen ausgelotet werden. Das ganze bleibt nur eine Episode, schließlich zählt bei den "Bluesgangsters" der eingängige, anspruchsvolle Song.
An diesem Konzept haben die Fans von Beginn an ihre helle Freude. Die Musiker fühlen sich in Lichtenfels, dass inzwischen zu ihrer zweiten Heimat geworden ist, pudelwohl. "Es freut uns, wieder hier sein zu dürfen", begrüßt Bassist Karl Hiemann das Publikum, während Sänger Paul Visler ein paar Lieder weiter auf niederbairisch schwärmt: "Bei euch is richtig schee".
Bei der Zugabe "Working Mans Son", einer Verneigung Vilsers vor seinen Eltern ("Ich hatte die schönste Jugend"), gibt das Quartett noch einmal Vollgas. All jene Fans, die es sich nicht auf einem Stuhl bequem gemacht haben, fangen wie von der Tarantel gestochen zu tanzen an. Zum Punk-Reigen Pogo reicht es nicht, aber ein bisschen intensiver wie sonst geht es auf der Tanzfläche des Stadtschlosses schon zu.