Wendungen in sattem Klang

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Einer der Sologeiger des Programms: Michael Hamann. Ihm wie auch den Solisten-Kolleginnen Sabine Lier und Dagmar Puttkammer wurde Sonderapplaus zuteil. Foto: Markus Häggberg
Einer der Sologeiger des Programms: Michael Hamann. Ihm wie auch den Solisten-Kolleginnen Sabine Lier und Dagmar Puttkammer wurde Sonderapplaus zuteil. Foto: Markus Häggberg

Die Wendungen und Farbigkeit der Barockmusik demonstrierten Bamberger Symphoniker auf Banz.

Vivaldi hatte die Priesterweihe erhalten und Albinoni erbte eine Spielzeugfabrik. Es gab schon echte Typen unter den Musikern des Barockzeitalters. Fünfen von ihnen sollten am Sonntagvormittag Musiker aus dem Kreis der Bamberger Symphoniker im Kaisersaal ihre Aufwartung machen. Es sollte erstaunlich und mitreißend werden.

Besonders im Blick: Sabine Lier, Dagmar Puttkammer und Michael Hamann, allesamt Sologeiger während des eineinhalbstündigen Programms "Concerto grosso Banz" aus der Reihe der Kammerkonzerte auf Kloster Banz. Im Blick aber auch das 17. und 18. Jahrhundert und Musiker, die so gerade noch lebten bzw. schon tot waren, als Beethoven erst geboren wurde.

13-köpfiges Ensemble

Doch während Vivaldi und Telemann Berühmtheit erfuhren, verhält es sich mit der Geläufigkeit von Tomaso Albinoni (1671-1750), Giuseppe Tartini (1692-1770) und Carlo Farina (1600-1639) weit anders. Sie durften durch das insgesamt 13 Köpfe zählende Ensemble zwischen Geige, Viola, Cembalo und Laute entdeckt werden. Nicht selten hatten alle Werke miteinander gemein, dass, obwohl die Formgebung im Barock einem als streng in Erinnerung fällt, es doch große Bandbreiten im Ausdruck gab.

Zu den Höhepunkten des Vormittags gehörte u. a. das Allegro in Tartinis Sinfonia D-Dur für Streicher und Basso continuo. Eine tragende Melodie erfuhr von Sologeiger Hamann in feinsten Abstufungen Durcharbeitung und das Thema durch das Ensemble Variierungen. Erstaunen löste auch die Meisterung des Largo Andante aus einem Concerto in A-Dur aus. In dem mit Pizzicato versehenen Stück arbeitete Hamann ein elegisches Thema aus, eingebettet in ein präzise musizierendes und spiellauniges Ensemble. Eben darum war das Gesamte als die Leistung einer Gruppe zu würdigen.

Fantastische Wendungen melodischer Art in sattem Klang beinhaltete auch Carlo Farinas Capriccio stravagante. Es ist das bekannteste Werk dieses Mannes und hält Instrumenten auch die Möglichkeit zur Lautmalerei vor, beispielsweise zu Hahnengeschrei, Hundegebell oder Katzengejammer. Allesamt begeisternde Jämmerlichkeiten, die zum Crescendo anschwollen. Tatsächlich hatte Farina, der selbst Violinenvirtuose war, ziemlich genaue Anweisungen zur Ausführung der Lautmalerei gegeben.

Tempoverschleppungen

Was das Capriccio neben einem reizvollen melodischen Motiv zudem bereithielt, waren unerwartete Tempoverschleppungen als Stilmittel. An Anschwellungen und Aufwallungen reich war auch Vivaldis Concerto a-Moll. In den Fokus geriet dabei aber auch die Lautenspielerin Christine Riessner. Nach "eigenem Gusto" hatte sie "farblich auszugestalten". Es gelang, wie so vieles bei diesem Eintauchen in die Wendungen und Farbigkeit der Barockmusik.