Das Gasthaus "Weißes Lamm" in Walsdorf hat Geschichte und ist nun selbst Geschichte. Zumindest vorläufig. 1752 genehmigte der Crailsheimer Dorfherr die Errichtung eines zweiten Wir...
Das Gasthaus "Weißes Lamm" in Walsdorf hat Geschichte und ist nun selbst Geschichte. Zumindest vorläufig.
1752 genehmigte der Crailsheimer Dorfherr die Errichtung eines zweiten Wirtshauses, das heutige "Weiße Lamm", damals, nach dem Kataster vom Juli 1846: "Das Veitenhöflein oder weiße Lammwirthsgut mit radizirtem Brau- und Gastwirths- und realem Bäckenrecht; Wohnhaus und Brauhaus unter einem Dach, Scheune mit Kuhstall, Pferdestallung, Holzlege, Schweineställe, Hofhaus, Waschhaus und Branntweinbrennerei, Gemüßgarten, Hofrecht."
Am 6. Januar 2016, nach 246 Jahren, schloss das "Weiße Lammwirthsgut" seine Türen. Die Eigentümer, Andreas und Helene Grell, bemühen sich um einen Pächter, der den operativen Teil der Tradition fortführt.
Gefunden hat sich noch niemand.
Bewegte Geschichte
Das ursprüngliche Anwesen erfuhr im Lauf der der Zeit vielfältige Veränderungen. So genehmigte zum Beispiel die Gemeinde in ihrer Sitzung vom 6. April 1953 den von Hans Grell beantragten Saalbau. Die Einweihung fand bereits zur Kirchweih im August 1953 statt, und, wie nachzulesen ist, verzichtete die Gemeinde für diese Veranstaltung auf die Erhebung der seinerzeit üblichen Vergnügungssteuer. 1983 wurden die Stallungen zu einer Bierbar umgebaut - der "Ochs'nstadl" war geboren. Der Stadl erlebt zwar gerade eine Renaissance, aber mit dem "Weißen Lamm" verliert Walsdorf ohne Frage ein dickes Stück dörflicher Kultur.
Das Dorf hat plötzlich keine Mitte mehr, und für 2016 müssen sich 13 Ortsvereine und
-gruppierungen Gedanken über den Veranstaltungsort ihrer Vorhaben machen, von der Ausrichtung der Kirchweih
mal ganz zu schweigen. Eine Kerwa ohne Rindfleisch mit Kren, Bocksbraten, Schlachtschüssel, Rehragout, Entenjung und Gänsebrust - das gibt es ja auf keinem Schiff.
Ein oberfränkisches Dorf ohne gut-bürgerliche Küche - eigentlich undenkbar. Gewiss - es gibt den Kießling in Erlau, den Schmitt in Kolmsdorf und die Pizzeria Valoni. Aber das Herz des Dorfes ist zur Witwe geworden.
..... stimmt mich sehr nachdenklich zugleich, dass es direkt in Walsdorf jetzt überhaupt kein Gasthaus mehr gibt.
Eine Pizzeria ist da absolut kein adäquater Ersatz, denn es geht nix über ein fränkisches Wirtshaus und das war das WEISSE LAMM.
Schön wäre es, würde wenigstens ein Pächter eine Neueröffnung wagen, was natürlich aus meiner Sicht schwierig ist.
Somit muss ich jetzt, und das wahrscheinlich für immer, mein Bier zuhause trinken. Alternativ 25 Minuten zu Fuß in den Nachbarort zu nächsten Gaststätte bzw. 45 Minuten Fußmarsch zum nächsten Bierkeller.
Andi Grell, das ihr euer Gasthaus für immer geschlossen habt, stimmt mich mehr als traurig, auch wenn ich das nachvollziehen kann. Und ich bin mir sicher, dass du weißt, wer ich bin.