Übergewicht Das Klinikum Forchheim geht am 1. Welt-Adipositas-Tag in die Offensive und lädt via Telefonhotline zum Gespräch.
von unserem Redaktionsmitglied
Ekkehard Roepert
Forchheim — Etwa 50 Mal im Jahr greifen die Chirurgen Bernhard Drummer und Michael Sturm im Forchheimer Klinikum zum Skalpell, um einen krankhaft übergewichtigen Patienten zu operieren. So eine OP sei die "Ultima Ratio", sagt Sturm. Heilbar sei Adipositas (so der Fachbegriff für das umgangssprachlich als "Fettsucht" bezeichnete Leiden) nur in der Team-Arbeit, betont Chefarzt Drummer: "Und zwar eine Teamarbeit, die den Patienten mit einschließt."
Steiniger Weg
Wie der "lange und steinige Weg" (Drummer) einer drastischen Gewichtsreduzierung funktionieren kann, darüber wollen die Experten im Adipositas-Zentrum Oberfranken am 9. Oktober informieren. Oberärztin Elisabeth Dewald und die Ernährungsberaterin Sabine Lamprecht weisen darauf hin, dass vor einer möglichen Operation eine halbjährige Beratungsphase steht.
Denn Adipositas sei fast immer mit psychischen und mit körperlichen Leiden verbunden - allen voran mit Diabetes und Bluthochdruck, betont Elisabeth Dewald.
Lebenslange Nachbehandlung
Wer von seinem krankhaften Übergewicht wegkommen will, braucht einen starken Willen. Bernhard Drummer spricht von "Compliance", frei übersetzt: "Therapietreue".
Diese Treue wird nach einer Operation durch eine "engmaschige Begleitung" unterstützt, sagt Michael Sturm. Ohne "dauerhafte, lebenslange Nachbehandlungen" gebe es keine Erfolge.
"Nicht einmal ein Drittel wird gesund", bedauert Bernd Drummer. "Oft geht es nur eine Zeit lang gut", weiß Ernährungsberaterin Lamprecht. Dann folge ein Rückfall in die schädlichen, lebenslang eingeschliffenen Verhaltens- und Ernährungsmuster.
Vereinfacht ausgedrückt könne man von einem Kommunikationsproblem im eigenen Körper sprechen, meint Sabine Lamprecht: "Bauch und Gehirn kommunizieren nicht richtig miteinander." Es sei aber nicht so, dass intelligente Leute weniger von krankhaftem Übergewicht betroffen seien: "Ernährung hat nichts mit Intellekt zu tun."
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Adipositas als Krankheit anerkannt. 56 Prozent der Bevölkerung in Europa sind übergewichtig. Bei immerhin 20 Prozent der Menschen in den westlichen Industrienationen sei dieses Übergewicht krankhaft, sagt Michael Sturm.
Der erste Welt-Adipositas-Tag am 11. Oktober habe in den sozialen Medien wie Facebook schon jetzt für "ziemlichen Wirbel" gesorgt, beobachtet Chefarzt Bernhard Drummer.
Per Telefon-Hotline wolle das Adipositas-Zentrums Oberfranken den Welttag zur Aufklärung nutzen.
Ein großer Vorteil des hiesigen Adipositas-Zentrums aus Sicht von Elisabeth Dewald: "Bei uns gibt es feste Ansprechpartner, was bei vielen Betroffenen Vertrauen weckt." So läuft etwa der Erstkontakt immer über die Adipositas-Managerin Beate Kircheis.
In Forchheim, betont Bernd Drummer, sei "das Komplettprogramm in einer Hand". Das reiche von der Beratung über psychologische Gutachten, Reha-Programme und Operationen bis hin zu kosmetischen Operationen nach dem Abnehmen.