von unserem Mitarbeiter Markus Häggberg E in ehemaliger Nachbar freute sich permanent seines Lebens. Aus niederen Beweggründen. Denn jeden Tag, den der Himmel werden ließe, so sag...
von unserem Mitarbeiter
Markus Häggberg
E in ehemaliger Nachbar freute sich permanent seines Lebens. Aus niederen Beweggründen. Denn jeden Tag, den der Himmel werden ließe, so sagte er, lerne er dazu. Jeden Tag. Wie er so davon erzählte, macht er immer ein so glückseliges Gesicht, als hätte er gerade die Weltformel entdeckt. Aus seinem Munde klang das mit dem Lernen auch immer so verheißungsvoll. Aber warum man was lernen sollte, wie man es nutzbringend sortiert oder ob einen das im Leben wirklich weiterbringt, das erzählte er mir nicht. Nur: Wer so selig lächelt, hat es verdient, überprüft zu werden. Eine Woche lang führte ich Tagebuch über das, was bei mir vom Tage hängen blieb. Eine kleine Auswahl.
Montag: Segelflieger wünschen einander Holm- und Rippenbruch.
Außerdem: Milchsäurebakterien bevorzugen 43-45°. Dienstag: An den Ohrscheiben von Hühnern lassen sich die Farben der von ihnen zu legenden Eier prognostizieren. Ohrscheiben sind unbefiedert. Und: Es leben neun Arten von Spitzmäusen in Deutschland. Der Name ist irrtümlich, denn sie sind gar keine Mäuse. Ihr Speichel ist giftig. Mittwoch: Die beste Erntezeit für Wildkräuter ist von März bis Mai. Das im Ersten Weltkrieg ausgesprochene Flugverbot für motorisierte Maschinen beförderte den Segelflug und der Wasseramsel gefällt es an der Lauter. Vor allem aber: Das Fischgrätenpflaster erfreut sich im Sauerland großer Beliebtheit.
Was ist wirklich wichtig
Donnerstag: Von Wilbur Wright also stammt der Ausspruch: "Das einzig Gefährliche am Fliegen ist die Erde." Charlie Chaplin war auch Komponist und wenn ich an meinem Herd den linken Knopf drücke, dann wird es im Ofen hell, aber nicht warm. Aber: Ich kann weder kochen noch backen. Freitag: Die Welt konfrontiert mich mit Nachrichten aus der Wissenschaft. Nämlich: Ein englischer Forscher plädiert für die Aufnahme von Petunien und Tomaten zu den fleischfressenden Pflanzenarten. Sowie: Hummeln weisen beim Verbergen ihres Wohnortes ähnliche Muster wie Kriminelle auf.
So ist es Samstag geworden und ich fragte mich, was von all dem Gelesenen und Gehörten für mich einmal wichtig werden könnte. Ich fragte mich auch, ob ich Ihnen womöglich die Zeit stehle. Ganz zu schweigen von einem Lächeln, das sich bei mir gefälligst einstellen sollte. Bis ich mit einem Mann aus meiner alten Heimat ins Gespräch und auf meinen Nachbarn kam. "Ach der ... hat der nicht öfter mal gesoffen?", meinte mein Gegenüber. Jetzt musste ich doch lachen. Manchmal sind die glückseligen Gesichter so leicht zu erklären.