Zeitweise kam es zu recht turbulenten Szenen im Gerichtssaal und der Angeklagte sprach sogar von "Meineid": Während vor Richterin Susanne Hinz die geladenen...
Zeitweise kam es zu recht turbulenten Szenen im Gerichtssaal und der Angeklagte sprach sogar von "Meineid": Während vor Richterin Susanne Hinz die geladenen Zeugen ihre Aussagen machten, hakte Staatsanwalt Matthias Schmolke mit Fragen zum Tathergang nach. Währenddessen meldete sich der Angeklagte, ein 24-jähriger Berufskraftfahrer aus Neustadt, der ohne Anwalt vor dem Amtsgericht erschienen war, immer wieder ungefragt zu Wort. Am Ende machte er einer Zeugin Vorhaltungen, nicht die Wahrheit zu sagen. Dabei kam es auch zu Zwischenrufen aus dem Publikum.
Im Juli vergangenen Jahres eskalierte auf einer privaten Gartenparty ein Streit zwischen dem Berufskraftfahrer und einem 18-jährigen Neustadter. Im Laufe der hitzigen Auseinandersetzung gab der Angeklagte zu, seinen Kontrahenten zu Fall gebracht und mehrfach mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen zu haben. Beide Opfer gestanden, alkoholisiert gewesen zu sein.
Alle weiteren Vorwürfe der Staatsanwaltschaft, die dem Angeklagten ein Würgen bis zur Bewusstlosigkeit, einen Tritt gegen den Oberkörper des 18-Jährigen und damit gefährliche Körperverletzung vorwarfen, leugnete der 24-Jährige vehement.
Wust aus Widersprüchen
Auch die Augenzeugen verstrickten sich in einen Wust aus Widersprüchen, so dass Hinz es als notwendig erachtete, viele der bereits angehörten Zeugen erneut zu Wort kommen zu lassen. Nicht eine der Angaben hinsichtlich der Handlungen des Angeklagten deckte sich. Und auch eine wichtige Schlüsselzeugin, für die ein extra Termin anberaumt worden war, und von der sich sowohl die Staatsanwaltschaft als auch die Richterin Aufklärung versprochen hatten, konnte kein Licht ins Dunkel bringen.
Stattdessen wurde schnell klar, dass die Zeugin mit den Beteiligten über den Tathergang gesprochen hat: "Ich habe die Schellen gesehen, die er (der Angeklagte) wohl selber zugegeben hat", sagte sie im Verlauf ihrer Befragung. Diese Äußerungen ließen sowohl die Richterin als auch den Staatsanwalt aufhorchen. Einen Tritt und eine Hand am Hals des Opfers will die Frau - genau wie ihr Freund, der ebenfalls als Zeuge geladen war - nicht gesehen haben. Auf mehrfache Nachfrage gab sie zu, dass sie und ihr Freund mit dem Angeklagten befreundet seien. Und auch wenn die Richterin es genauer wissen wollte und immer wieder eindringlich nachhakte, eine klare Antwort erhielt sie nicht.
Nachdem der Angeklagte das Opfer, das auch als Nebenkläger auftrat, des Meineids beschuldigte, rief Hinz einen weiteren Zeugen zu Wort.
Dieser bestätigte, dass der 18-Jährige im Beisein weiterer Zeugen geäußert habe, den Angeklagten "auf jeden Fall hinter Gitter zu bringen", auch wenn das bedeute, einen "Meineid zu schwören". "Es ist doch bekannt, dass der 24-Jährige Kraftsport macht", sagte der Mann an die Adresse des Opfers gewandt, "mit so einem lege ich mich doch nicht an, vor allem wenn ich körperlich unterlegen bin." Der 18-Jährige bestritt eine jegliche Falschaussage, ebenso wie eine junge Zeugin, die deshalb erneut gehört wurde. Die junge Frau relativierte wiederum die Aussage einer weiteren älteren Zeugin, die ausgesagt hatte, der Neustadter habe sein Opfer "ständig gewürgt". Das sei nicht so gewesen, sagte die junge Frau, "aber gewürgt hat er ihn."
Zweifel an der Wahrheit
"Die würde über Leichen gehen", äußerte sich der Angeklagte über die ältere Zeugin und
traute ihr eine Falschaussage durchaus zu: "Die konnte mich noch nie leiden."
Am Ende ist Richterin Susanne Hinz überzeugt, dass einige Zeugen im Verlauf des Prozesses nicht die Wahrheit gesagt haben: "Irgendwer hat hier gelogen beim letzten Mal", erklärte sie. Die Verhandlung wird am Montag, 4. April, um 8.30 Uhr fortgesetzt.