Warum Ikea vegetarisch ist

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Diese Folge der Fastenkolumne hätte eine sehr kurze werden können: Ich habe mich an vegetarischem Cordon bleu (das vermeintlich gute von den Menschen vor ei...

Diese Folge der Fastenkolumne hätte eine sehr kurze werden können: Ich habe mich an vegetarischem Cordon bleu (das vermeintlich gute von den Menschen vor einer Windmühle) versucht - und ja, es schmeckt genauso, wie es sich anhört: irgendwie komisch. Und damit hätte es sich für die Woche gehabt, hätte nicht die Kollegin an einem Donnerstag kurz vor Feierabend mit einem Fleischatlas in der Hand in meine Richtung gewinkt: "Da, kannst du mal sehen, wo deine Tiere herkommen." Der Fleischatlas ist ein 50-seitiges Magazin, jährlich herausgegeben von der Heinrich-Böll-Stiftung und auf meiner Leseliste bislang eher auf einem der hintere Plätze. Dann fällt mir Hellmuth Karasek ein. Der inzwischen verstorbene Literaturkritiker hatte im August 2015 den Ikea-Katalog rezensiert (gibt's auf YouTube). Und wenn ein Hellmuth Karasek sich nicht davor scheute, den Ikea-Katalog zu rezensieren, wie könnte ich mich des Fleischatlasses verwehren. Am Ende beschließe ich dann, mir doch lieber das Video von Karasek anzusehen, als den Atlas zu lesen. Am Ende des Videos sagt er: Dem Ikea-Katalog vorzuwerfen, dass es ihm an allem mangele, was einen Roman ausmache, das wäre so, als ob man eine Reihe Postleitzahlen für ihre Charakterlosigkeit kritisieren würde. Und wahrscheinlich auch so, als würde man ein vegetarisches Cordon bleu dafür kritisieren, dass es eben nicht schmeckt wie ein normales Cordon bleu.