Bundesligaprofi Timothy Tillman ist ein Fußballer zum Anfassen. Er schrieb Hunderte von Autogrammen und kickte mit den Kindern des FCN-Fußballcamps in Hirschaid. Diese löcherten ihn mit Fragen.
Bernhard Panzer Noch bevor man sie sieht, hört man sie. Sie rufen und kreischen, jubeln und lachen - 80 kleine Fußballer bevölkern den Premiumplatz des Hirschaider Stadions. Alle in weinroten Shirts, denn es ist Fußballcamp des 1. FC Nürnberg angesagt. Drei Tage lang lernen die Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren Tricks und Skills, Technik und Taktik, Zweikampfverhalten und Ballsicherheit. Und vor allem Spaß, denn ohne denselbigen wird auch die schönste Nebensache der Welt nicht mehr so interessant.
Es ist hier nicht das erste FCN-Camp. Die langjährige Jugendleiterin des TSV Hirschaid, Yvonne Bretterreich, hat schon drei vor Ort organisiert. Doch noch nie gab es so viele Anmeldungen - mit 80 Kindern war der Platz proppenvoll. Veranstalter ist der 1. FC Nürnberg. Dessen Marketingleute schauen sich die Anlagen auch genau an, "unsere finden sie super", sagt die Hirschaiderin. Super finden die Kinder auch das Essen, für das ihre Kollegin Jutta Köhlein sorgt.
Neuer Ablauf
Der Verein wählt die Betreuer aus, die sich für die Camps bewerben können. Es sind sieben junge Männer mit B- und C-Lizenz und Trainingsleiter Marian Wolff. Der schaut, dass alles rund läuft. Denn der Ablauf solcher Camps hat sich verändert, sagt er, jede Gruppe hat jetzt ihren festen Betreuer und ihre festen Übungen, die Spielfelder werden kleiner. Funino ist ein neues Zauberwort beim BFV.
Wolff koordiniert auch den Höhepunkt des Camps. Denn es wird ja nicht nur Fußball gespielt, sondern es soll ja auch viele Begegnungen geben. Zum Abschluss gibt's einen besonderen Kontakt: den Besuch von Bundesligaspieler Timothy Tillman. Der ("Hi, ich bin der Timmy, 20 Jahre alt und ausgeliehen vom FC Bayern") ist ein Profi zum Anfassen. Er beantwortet alle Fragen, gibt Hunderte von Autogrammen und kickt dann mit den Kids noch eine Runde. Er versucht's zumindest, denn ein Dribbling gegen 80 schafft noch nicht mal CR7. Jedenfalls ist schnell vergessen, dass eigentlich Virgil Misidjan und Yaya Kubo angekündigt waren, zwei aus der Startelf. Der Timmy macht das wett.
Balljonglieren beeindruckt
Auch wenn er bisher nur drei Einsätze in der Bundesliga hat, wie er auf die Fragen antwortet. Und als Profi hat er erst zwei Tore geschossen, was bei den Kindern ein ungläubiges "Eeeerst?" hervorruft. Klar, da sitzen sie ja, die Tormaschinen ihrer Altersklassen. Und deshalb können sie auch nicht verstehen, dass der Timmy keinen festen Torjubel drauf hat - "Ich mach das relativ spontan", sagt der 20-Jährige. "Mach doch mal die Robbe", fordert ein Bub ihn auf, vergebens. Stattdessen jongliert der Profi mit dem Ball, die Kids zählen mit. Das beeindruckt dann schon.
Drei und sieben sind zehn
Viele der teilnehmenden Kinder sind Clubfans und da kommt es gut an, dass Timothy Tillman an den Klassenerhalt glaubt und "auf jeden Fall" auch an einen Sieg gegen die Bayern - sogar mit vier zu null, wie er vorhersagt. Ob sein purer Zweckoptimismus nur ein Traum blieb, lesen Sie an anderer Stelle dieser Zeitung. Timothy sagt das, obwohl der aus Zirndorf stammende Fußballer doch eigentlich ein "Münchner" ist. Über den SC Feucht und Greuther Fürth kam er zu den Bayern, die ihn nach Nürnberg ausliehen. Er würde gerne noch länger beim Club bleiben, sagt er den Kids. Denn "ich fühl mich richtig wohl in der Mannschaft". Einer will wissen: "Warum hast du die Nummer 37?" Weil er am liebsten den Zehner spielt, sagt Tillman. Drei und sieben sind zehn.
Beim Turnier holt das Team "Anti Bayern" den Sieg, bei den Kleinen gewinnt "Club 2.0". Ein weiteres gutes Omen für das Derby gegen die Bayern? Ein Beobachter des Camps und Glubberer mit Leib und Seele mochte nicht so recht dran glauben: Peter Steinfelder aus der Regnitzau. Er hat vor 35 Jahren den örtlichen FCN-Fanclub gegründet, ist seither Vorsitzender und hat ebenso lang seine Dauerkarte. Letztes Jahr haben sie fulminant den Aufstieg gefeiert, und heuer? "Da gibt's eine Nichtabstiegsfeier", sagt er. Für den Fall, dass das Wunder eintritt.