Wanderer köpfen drei Kaiserbäume

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Der traurige Rest eines der drei eigentlich zwei Meter hohen Kaiserbäumchen, die den Tiszaföldvár Platz am Bahnhof aufwerten und als Sichtschutz zur Straße dienen sollten. Fotos: Petra Malbrich; privat
Der traurige Rest eines der drei eigentlich zwei Meter hohen Kaiserbäumchen, die den Tiszaföldvár Platz am Bahnhof aufwerten und als Sichtschutz zur Straße dienen sollten. Fotos: Petra Malbrich; privat
 
So sehen die Bäume in der ungarischen Zucht aus.
So sehen die Bäume in der ungarischen Zucht aus.
 

Wieder einmal lassen Besucher des 5-Seidla-Steigs ihrer Zerstörungswut freien Lauf. Diesmal traf es Bäume am Tiszaföldvár Platz.

Die drei Kaiserbäume waren ein ungewöhnliches und zugleich besonderes Geschenk der ungarischen Partnergemeinde Tiszaföldvár an die Gräfenberger. Nur drei Tage nach dem Einpflanzen der zwei Meter hohen Bäume am Gräfenberger Tiszaföldvár Platz am Bahnhof wurden die Bäume mutwillig zerstört. "Die Bäume wurden einfach geköpft", schimpft Doris Hollmann, Zweite Vorsitzende des Partnerschaftsvereins.

Die Vereinsmitglieder vermuten 5-Seidla-Steig-Wanderer hinter diesem Vandalismus. "Wer soll es sonst gewesen sein", sagt Hollmann, die diese Bäume aus Ungarn nach Gräfenberg brachte, und ärgert sich. Mindestens 20 Wandergruppen seien am Wochenende unterwegs gewesen.

Anzeige bei der Polizei wurde erstattet. Es war ein privater Hilfstransport, den die stellvertretende Vorsitzende gemeinsam mit Heinz Pickelmann vergangene Woche nach Ungarn gefahren hatte. Kleidung und andere Hilfsgüter bringen die Vereinsmitglieder privat öfter in die Partnerstadt. Nur sind sie dann mit ihren Autos unterwegs.

Seltene Pflanzen

Dieses Mal waren es so viele Kartons, dass die beiden Gräfenberger beschlossen, mit einem kleinen Bus der Sprinterklasse nach Ungarn zu fahren. Eine Ungarin gab den Gräfenbergern drei Kaiserbäume als Geschenk mit nach Hause. Diese wachsen bei der Frau im Garten, werden dort gehegt, gepflegt und gezüchtet wegen der besonderen Frucht, die jedoch nicht essbar sein soll.

In mühevoller Arbeit grub die Familie die Bäume bei strömendem Regen aus und schnitt sie so, dass sie gut transportiert und in Gräfenberg gleich eingepflanzt werden konnten. Die Gräfenberger Vereinsmitglieder sind derzeit ohnehin dabei, den Tiszaföldvár Platz am Bahnhof neu zu gestalten. Der Platz wirkt ein wenig verkommen. Nicht nur Kondome landen auf dem Platz, der eigentlich ein besonderes schönes Fleckchen Erde mit Verweilmöglichkeit sein sollte, ähnlich dem Pringy-Platz am Ortseingang der Stadt.

Mit dem besonderen Freundschaftsgeschenk wollte Vereinsvorsitzender Klaus Löhner mit der Umgestaltung des Platzes beginnen. Er hatte mit einem kleinen Bagger Löcher gegraben, um die Bäume einzupflanzen. Am Montag kam dann die unheilvolle Meldung, dass alle drei Bäume mutwillig zerstört, einfach geköpft worden seien. Ein wenige Zentimeter großer Pflanzenstiel schaut noch aus der Erde heraus.

"900 Kilometer Fahrt haben die Bäume unbeschadet überlebt. Und nun sind sie drei Tage eingepflanzt", sagt Hollmann und schüttelt den Kopf.

Viele Gräfenberger haben die negativen Auswirkungen durch die betrunkenen Wanderer am 5-Seidla-Steig ohnehin satt. Es gebe nur Ärger, und der Bierweg sollte wieder eingestellt werden, meinen etliche Gräfenberger.

Manche meiden den Marktplatz ab Samstagmittag, wenn die Geschäfte geschlossen haben. Vor allem seit vor wenigen Wochen ein Autofahrer von betrunkenen Seidla-Wanderern aus dem Auto gezerrt und verprügelt wurde, weil er die "falsche" Musik hörte. Viele Gräfenberger verzichten darauf, Anzeige zu erstatten, weil sie nicht an einen Erfolg glauben.

Gerechtigkeit eine Chance geben

Die Polizeiinspektion Ebermannstadt rät trotzdem dazu. "So kann doch der eine oder andere Hinweis eingehen und der Täter überführt werden. Am besten wäre ein Foto", sagt Georg Götz, der stellvertretende Dienststellenleiter der Polizeiinspektion in Ebermannstadt. Die Beamten fahren die Gaststätten regelmäßig ab. Erschwert wird die Sache am 5-Seidla-Steig durch die meist alkoholisierten Wanderer. "Da ist die Hemmschwelle niedrig und die Wanderer werden aggressiv gegenüber den Bürgern", sagt Götz. Die Gewaltspirale zeige nach oben, wie der Vorfall am Marktplatz beweise. "Das haben wir bisher noch nicht kennengelernt", erklärt Götz.

Bei der Suche nach den Tätern, die den jungen Mann am Marktplatz verprügelten, laufen die Ermittlungen noch. "Wir nehmen uns Zeit, und es sollte ein Ergebnis bringen", betont Götz. Beschwerden bekommt die Polizei jedoch nicht nur von den Anwohnern, sondern auch von den Gaststätten selbst, die derart alkoholisierte Gäste melden, die aggressiv werden und des Platzes verwiesen werden müssen.

Die Bäume jedenfalls sind kaputt. "Wir wissen nicht, ob wir je wieder die Gelegenheit haben, diese Bäume zu transportieren", sagen die Vereinsmitglieder der ungarischen Partnerstadt. Denn in Privatautos haben die Kaiserbäume keinen Platz und die Wanderer werden weiter randalieren.