Strassenverkehr Die Zahl der Wildunfälle steigt im Kreis Forchheim. Im Herbst müssen Autofahrer morgens und abends zunehmend mit Tieren auf der Fahrbahn rechnen. Gefährliche Situationen sind an der Tagesordnung.
von unseren Redaktionsmitgliedern
Josef Hofbauer UND Peter Groscurth
Kreis Forchheim — Sie tauchen auf wie aus dem Nichts. Urplötzlich steht ein Reh, ein Fuchs oder gar eine ganze Wildschweinrotte auf der Straße. Dann wird es gefährlich. Bayernweit wurden im Vorjahr rund 63 000 Wildunfälle registriert. Ein Viertel mehr als noch vor zehn Jahren.
Steigende Unfallzahlen auf Grund von Wildwechsel meldet auch das Polizeipräsidium Oberfranken. Pressesprecherin Anne Höfer bestätigt für 2014 exakt 5550 Wildunfälle, bei denen 53 Personen verletzt wurden. Im Vorjahr registrierten die Polizeiinspektionen 5335 Wildunfälle.
"Auch wir hatten mehr Wildunfälle zu verzeichnen", bestätigt Werner Götz von der Polizeiinspektion Ebermannstadt. 289 Kollisionen mit Reh, Hase und Wildschwein 2014 stehen 335 Zusammenstöße in diesem Jahr gegenüber.
Dabei wurde für den Vergleich nur der Zeitraum von 1. Januar bis 1. Oktober herangezogen. "Eine Steigerung von 15,9 Prozent", sagt Götz.
Steigende Unfallzahlen
Für den gleichen Zeitraum meldet Thorsten Panzner von Polizeiinspektion Forchheim jeweils 158 Wildunfälle. Spitzenreiter ist die Staatsstraße von Kersbach nach Neunkirchen, wo heuer 28 Rehe auf die Motorhaube genommen wurden. Zwischen Effeltrich und Kunreuth kollidierten 15 Rehe mit Autos. Zwischen Hallerndorf und Adelsdorf gab es 16 Wildunfälle.
Steigende Zahlen meldet auch die Polizeiinspektion des Nachbarlandkreises Erlangen-Höchstadt. Von 418 Wildunfällen 2014 stieg die Zahl auf 563 in diesem Jahr. Kamen im Vorjahr 308 Rehe und 36 Wildschweine unter die Räder, waren es heuer in den ersten neun Monaten 416 Rehe und 42 Wildschweine.
Diese Zahlen reichen aber noch nicht aus, dass man von einer besonders gefährlichen Strecke sprechen könnte, informiert Werner Götz. Die Vorgaben besagen, dass auf einer Strecke von zwei Kilometern in einem Jahr 50 Wildunfälle registriert werden müssen, damit dieser Abschnitt als besonders gefährdet eingestuft wird.
Man ist nie sicher
Während es die Autofahrer in der Fränkischen Schweiz überwiegend mit Rotwild zu tun haben - bei den 289 Unfällen im Vorjahr waren in 243 Fällen Rehe beteiligt -, fühlt sich im Aischgrund zunehmend das Schwarzwild zuhause.
Allein auf der Strecke zwischen Hallerndorf und Adelsdorf ließen heuer bereits fünf Schwarzkittel ihr Leben.
Das sind fast so viele wie ganzen Bereich der Polizeiinspektion Ebermannstadt, wo sechs Unfälle mit Wildschwein-Beteiligung gemeldet wurden.
Gerade jetzt im Herbst, aber auch im Frühjahr sei verstärkt mit Wild auf der Straße zu rechnen, erklärt Werner Götz. Statistisch gesehen ereigneten sich in seinem Dienststellenbereich die meisten Unfälle mit Wild zwischen 6 und 7 Uhr, zwischen 21 und 22 Uhr und zwischen 0 und 1 Uhr.
"Was aber auch daran liegen kann, dass zu diesen Zeiten mehr Autofahrer unterwegs waren", erklärt Götz. Dazu passen die Zahlen des Bayerischen Innenministeriums. 37 Prozent der Wildunfälle ereigneten sich in den Morgen- oder Abendstunden.
Sicher könne man nie sein, ergänzt Panzner, der Wildunfälle auch um 10 Uhr, um 11 Uhr, um 12.02 Uhr, um 14 und um 15.03 Uhr registriert hat.
Unterschätzte Gefahr
Eine Ursache für die steigende Zahl dieser Unfälle sieht Werner Götz auch in der Tatsache des immer dichter werdenden Straßennetzes.
"Da werden Reviere durchschnitten, doch die Tiere behalten ihre Routen bei. Auch der hohe Freizeitdruck auf die Wälder könne eine Rolle bei der Zunahme der Wildunfälle spielen. "Das Wild hat immer weniger Räume, wo es seine Ruhe hat", so Götz. Ein weiteres Problem: Die Autofahrer unterschätzen die Gefahr. "Ein 20 Kilogramm schweres Reh besitzt bei einer Kollision mit Tempo 100 ein Aufschlaggewicht von fast einer halben Tonne", schreibt der Deutsche Jagdverband (DJV) in einem Ratgeber.
Polizei, ADAC und Jagdverband appellieren deshalb, das Warnzeichen "Wildwechsel" ernst zu nehmen und das Tempo zu reduzieren. Falls plötzlich ein Tier auf der Straße steht, gilt: Bremsen, abblenden, hupen. Und Werner Götz ergänzt: "Wo ein Wildtier ist, folgen oft noch weitere."