Von Hagenberc zu Hannberg

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Geschichte  Mehrere Gemeinden im Seebachgrund feiern 2015 ein rundes Jubiläum. Sie erlebten Plünderungen im Markgrafenkrieg, Verwüstungen im 30-jährigen Krieg, preußische, französische und bayerische Herrschaft.

von unserem Mitarbeiter Manfred Welker

Hannberg — Die erste Erwähnung von Hannberg und Niederlindach vor 950 Jahren findet sich in einer Urkunde vom 6. Januar 1065. Die beiden Ortschaften waren über Jahrhunderte eng mit dem Hochstift Bamberg verbunden.
Die Gründung des Hochstifts Bamberg im Jahr 1007 durch König Heinrich II., den späteren Kaiser, brachte eine Neuordnung der Herrschaftsverhältnisse in unserer Region mit sich, die bis zur Säkularisation Bestand hatte. Heinrich stattete sein Bistum Bamberg vor allem mit Königsland aus, zu dem königliche Eigenkirchen gehörten. Bischof Gunter von Bamberg (gest. 23. Juli 1065) stiftete am 6. Januar 1065 Abgaben, unter anderem aus "Hagenberc" (Hannberg) und "Nidernlintach" (Niederlindach) für einen Jahrtag an das Bamberger Domstift. Diese Stiftung ist der Anlass für die 950-Jahr-Feier von Hannberg und Niederlindach.
Nach dem Aussterben des Mannesstamms derer von Gründlach übertrug Bischof Wulving von Bamberg am 22. Oktober 1315 deren bambergische Lehen auf Margarete von Brauneck, geborene von Gründlach. In dieser Urkunde finden sich einige Ortschaften in unserer Region das erste Mal aufgeführt.

Mehrfach 700 Jahre

Zusätzlich zu den schon zuvor urkundlich erwähnten Heymberg (Hannberg), Nidernlyntach (Niederlindach) und Heselbewer (Hesselberg) waren dies Hessedorf (Heßdorf), Morach (Mohrhof), Teymberg (Dannberg), Tessendorf (Dechsendorf) und Rorich (Röhrach). Diese Urkunde ist der Anlass für die 700-Jahr-Feier dieser Orte.
Beginnend mit dem 14. Jahrhundert konnten Nürnberger Patrizier Grundbesitz in der Umgebung erwerben. So die Familie Harsdorfer in Heßdorf oder die Haller, Ölhafen und Holzschuher in Niederlindach.
Eine Gemeinsamkeit hatten die Ortschaften Dannberg, Hannberg, Heßdorf, Klebheim, Niederlindach und Röhrach im Seebachgrund: Sie wurden vom fürstbischöflich bambergischen Amt Herzogenaurach verwaltet.
Der erste Markgrafenkrieg (1449/1450) brachte wechselseitige Raubzüge des Markgrafen Albrecht Achilles und der Reichsstadt Nürnberg mit ihrem Feldhauptmann Erhard Schürstab.
Die Nürnberger raubten Vieh von der Münchauracher Markung, brannten die Mühlen zwischen Münchaurach und Oberreichenbach nieder, raubten zu Röttenbach zwei Pferde und Wein, in Neuhaus die Ackerpferde, plünderten das Höchstadter Umland und nahmen Bauern gefangen. Sie plünderten zweimal 1449, ein weiteres Mal 1450 den Seebachgrund.

Kultureller Mittelpunkt

Eine Reaktion auf die Plünderungen im Seebachgrund war die Errichtung der Wehrmauer um die Hannberger Kirche. Auch heute noch ist die eindrucksvolle Kirche von Hannberg geographischer und kultureller Mittelpunkt des Seebachgrundes. 1348 wurde in Hannberg eine Kapelle erwähnt, die zur Urpfarrei Büchenbach gehörte. Die gotische Chorturmanlage ist wohl zu Beginn des 15. Jahrhunderts entstanden. Baulich abgeschlossen wurde die Wehranlage in den Jahren zwischen 1461 und 1464.
Markgraf Albrecht Alcibiades eroberte beim zweiten Markgrafenkrieg (1552-1554) die Ämter Höchstadt, Herzogenaurach und Wachenroth und erzwang am 19. Mai 1552 deren Abtretung durch das Fürstbistum Bamberg. Nachdem der Vertrag als ungültig erklärt und aufgehoben worden war, wurden sie wieder zurückerstattet und Albrecht am 1. Dezember 1553 in die Reichsacht erklärt.
Was 1618 mit einem lokalen Konflikt in Böhmen begann, dehnte sich auch auf unsere Region aus. Bereits 1619 waren hier erste Truppen einquartiert. An Intensität nahm der Krieg mit dem Eintritt der Schweden in den Konflikt im Jahr 1630 zu. Schwerpunkte der Verwüstung waren um Sterpersdorf, Schirnsdorf, Etzelskirchen und im Seebachgrund. Der Wiederaufbau nach dem 30-jährigen Krieg ging nur langsam vor sich.
Als Vorboten der Säkularisation rückten am 6. September 1802 bayerische Truppen in Bamberg ein. Das Abdankungsdekret des Bamberger Fürstbischofs Christoph Franz von Buseck (1724-1805) datiert vom 29. November 1802.
Eine wechselvolle Geschichte erlebten die beiden ehemaligen bambergischen Ämter Herzogenaurach und Büchenbach in dieser Zeit. Durch den Staatsvergleich zwischen Bayern und Preußen vom 30. Juni 1803 und dem Besitzergreifungspatent vom 1. November 1803 fielen das Amt Herzogenaurach und damit auch die Ortschaften Dannberg, Hannberg, Heßdorf, Klebheim, Niederlindach und Röhrach an Preußen.

Anschluss an den Rezatkreis

Der Krieg Preußens gegen Frankreich 1806 brachte schon im Oktober die Besetzung der fränkischen, nunmehr preußischen Fürstentümer durch Frankreich mit sich. Im Pariser Vertrag vom 28. Februar 1810 übergab Napoleon die Provinz Bayreuth nach dem Status Quo vom 1. April mit Wirkung vom 7. April dem Königreich Bayern. Durch die am 23. September 1810 erfolgte territoriale Einteilung gelangte das Amt Herzogenaurach mit den angeschlossenen Ortschaften zum Rezatkreis (Ansbach).
Bei der Einteilung Bayerns in acht Kreise im Jahr 1817 wurde das ehemalige Bayreuther Land und damit auch das Amt Herzogenaurach dem Obermainkreis zugeteilt. Am 1. Januar 1838 gelangten Herzogenaurach und die Region zum Regierungsbezirk Oberfranken mit dem Regierungssitz in Bayreuth.
Der Distrikt Herzogenaurach mit 33 Gemeinden wies 13 083 Einwohner auf, die Stadtgemeinde Herzogenaurach selbst hatte 1955 Einwohner. Im Distriktsgebiet waren Landwirtschaft, Viehzucht, Hopfen- und Tabakanbau vertreten. Die Haupterwerbsquellen stellten die bekannten Tuchmachereien dar, dazu kamen lokales Gewerbe, der Handel mit landwirtschaftlichen Produkten und die Teichwirtschaft.
Aus den Landgerichten (seit 1879 Amtsgerichtsbezirken) Herzogenaurach und Höchstadt a.d. Aisch wurde am 1. Juli 1862 das Bezirksamt, der spätere Landkreis Höchstadt a.d. Aisch, gebildet.
Höchstadt wurde hauptsächlich wegen seiner günstigeren geographischen Lage zum Sitz des neuen Bezirksamts ausgewählt.
Der Erste Weltkrieg forderte zahlreiche Tote. Zu ihrem Andenken wurden Denkmäler eingeweiht: Dechsendorf (10. Juli 1923), Untermembach (8. Juli 1923), Hannberg (19. August 1923), Niederlindach (2. September 1923) und Hesselberg (30. September 1923).
Im Zweiten Weltkrieg trug der Landkreis keine größeren Kriegsschäden davon. Nach dem Einmarsch der US-Amerikaner war Valentin Fröhlich vom 21. April 1945 bis 31. Mai 1948 Amtsvorstand. Ihm folgte Peter Weber aus Falkendorf vom 1. Juni 1948 bis 30. April 1958. Georg Dassler war vom 1. Mai 1958 Landrat im Landkreis Höchstadt a.d. Aisch, ab 1. Juli 1972 bis 7. April 1978 auch Landrat im Landkreis Erlangen-Höchstadt.