Vom Krieg zu den Friedenszeiten

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Imposant und zum Nachdenken anregend war das Konzert "Krieg und Frieden" in der Marienkirche in Königsberg. Sopranistin Anke Endres sang ihren Solopart überzeugend auf der Kanzel des Gotteshauses, quasi über den Köpfen des Chores und der Musiker. Foto: Gerold Snater
Imposant und zum Nachdenken anregend war das Konzert "Krieg und Frieden" in der Marienkirche in Königsberg. Sopranistin Anke Endres sang ihren Solopart überzeugend auf der Kanzel des Gotteshauses, quasi über den Köpfen des Chores und der Musiker.  Foto: Gerold Snater

Ein Konzert in der Königsberger Marienkirche erinnerte an Zerstörungen und erhebt die Bitte zum Frieden.

Es gibt Konzerte, da geht man hin, hört sie an, hakt sie ab, vergisst sie schnell wieder. So ging es den meisten Besuchern des Konzerts "Krieg und Frieden" in der Marienkirche in Königsberg bestimmt nicht. Denn dieses Konzert für den Frieden im Gedenken an den Krieg, mit dem die Konzertreihe der Klang-Kontakte 2019 in den Königsberger Kirchen eröffnet wurde, ging unter die Haut.

Zerstörung

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurden viele Städte durch Bombenangriffe zerstört, so auch am 16. März 1945 Würzburg. Zum Gedenken an dieses traurige Ereignis gab der Oratorienchor Würzburg ein Konzert mit Solisten, Chor und Sinfonieorchester. Zu hören war das "Dona nobis pacem" des englischen Komponisten Ralph Vaughan Williams. Dabei handelt es sich nicht nur um eine Kantate mit der Bitte um Frieden, die er aus den Eindrücken des Ersten Weltkriegs heraus geschrieben hat, sondern auch um eine symphonische Dichtung zu Krieg, Trauer und die Bitte um Frieden und die Hoffnung auf eine friedliche Welt.

Ralph Vaughan Williams benutzt dafür Texte des Messordinariums, politische Reden, drei Gedichte von Walt Whitman sowie Bibelstellen. Das eindrucksvolle Werk, das sich in sechs Abschnitte aufgliedert, wurde zum ersten Mal im Kreis Haßberge aufgeführt.

Zu hören war auch Samuel Barbers "Adagio for Strings", das 1938 zum ersten Mal präsentiert und später als "Agnus dei" für Chor bearbeitet wurde. Als vor einigen Jahren die Radiohörer des britischen Senders BBC das traurigste Musikstück wählen konnten, fiel ihre Wahl auf das "Adagio for Strings". Sein langsames Tempo, die elegischen Themen und die dunklen Klangfarben verwandeln das Gefühl der Trauer unmittelbar in Klang. Es gilt als die populärste Komposition des Amerikaners Samuel Barber. Es wurde zu Beerdigungen namhafter Persönlichkeiten wie John F. Kennedy oder Albert Einstein gespielt und zum Gedenken an die Opfer des 11. September 2001. Völlig gegensätzlich wirkt das Musikstück am Ende des Konzerts, vor dem Kantor Matthias Göttemann sagte: "Ich lade Sie ein, sich zu freuen!" Darin wurden 75 Jahre Frieden in den Mittelpunkt gestellt. Musikalisch fand das seinen Ausdruck im vierten Satz der neunten Sinfonie von Beethoven, dessen Thema zur "europäischen Hymne" geworden ist. Ein Auszug aus diesem Werk erklang am Ende des Konzerts, das unter Leitung von Matthias Göttemann zu einem beeindruckenden musikalischen Ereignis wurde. Einen großen Anteil daran hatten neben dem stimmgewaltigen Oratorienchor auch das Orchester aus Würzburg sowie die beiden Solisten Anke Endres (Sopran) und Joachim Goltz (Bariton).