Verbandsversammlung Die Eberner Meisterschule ist beliebt - aber auch sanierungsbedürftig. Beim Zweckverband Meisterschule Ebern für das Schreinerhandwerk boten die anstehenden Aufgaben genügend Gesprächsstoff.
von unserer Mitarbeiterin Janina Reuter
Ebern — Am Montagvormittag fand in der Eberner Meisterschule die Verbandsversammlung des Zweckverbandes Meisterschule Ebern für das Schreinerhandwerk statt. Große Themen waren die derzeitige Situation an der Meisterschule, die Sanierungsmaßnahmen am Schulgebäude und Haushaltsangelegenheiten. Zudem wurde eine neue Nutzung der ehemaligen Akademie vorgeschlagen.
Die Eberner Meisterschule für das Schreinerhandwerk ist nicht nur für die Franken und Bayern ein beliebter Ort, um seinen Meistertitel zu machen - auch aus anderen Bundesländern kommen einige hierher.
Voll belegte Kurse Wie der Schulleiter Oliver Dünisch erklärte, ist die Nachfrage über die Jahre hinweg konstant. Die Kurse seien mit jeweils rund 60 Schülern voll belegt.
"Leider machen in diesem Handwerk nur wenige Frauen die Meisterausbildung. Bei uns liegt der Frauenanteil unverändert knapp unter zehn Prozent", bedauerte der Schulleiter. Im März 2015 wurde Kurs 59 verabschiedet. Hier haben alle die Meisterprüfung bestanden. Der Kurs 63, der im September 2015 beginnt, ist bereits voll belegt, und auch für 2016 und 2017 gibt es schon Anmeldungen.
Im April gab es für die Mitarbeiter der Schule ein Schulentwicklungsseminar. Hier ging es vor allem um Werte und Regeln an einer "Offenen Schule". In Ebern können die Schüler auch außerhalb der Unterrichtszeiten Räume und Werkstätten nutzen, um an ihren Projekten oder Meisterstücken zu arbeiten oder die Inhalte des Unterrichts zu vertiefen. Dieses Konzept der "Offenen Schule" verlange immer ein hohes Vertrauen in die Schüler sowie Werte und Regeln, die es einzuhalten gilt, wie Dünisch bemerkte.
Desweiteren ging es im Seminar um die Mitgestaltung des Schulgebäudes aus dem Unterricht, sodass sich Praxisthemen des Unterrichts am Schulgebäude orientieren. Außerdem werde sich die Eberner Meisterschule mit anderen Meisterschulen dieser Art abstimmen, was Systeme und Unterrichtsformen angeht.
Die Meisterschüler haben wieder etliche Projekte durchgeführt, die der Öffentlichkeit zugute kamen. So wurden Sitz- und Liegemöglichkeiten für das Freibad geplant, die der Eberner Bauhof umsetzte. Für die Bayernrundfahrt wurden Sitzmöglichkeiten gefertigt, die vor der Meisterschule aufgestellt wurden.
Im November ist die Meisterschule Ebern zum zweiten Mal Austragungsort des Bundeswettbewerbs im Schreinerhandwerk. Außerdem werden Vertreter der Eberner Meisterschule auf Messen präsent sein.
Im Anschluss kam das Hauptthema auf den Tisch: Die Sanierung des Schul- und Wohngebäudes.
Architekt Herbert Hosel stellte die gesetzlich geforderten Grundlagen vor (HU-Bau). Bei der energetischen Sanierung sollen neue Holzfenster eingebaut und das Dachgeschoss gedämmt werden. Ferner soll das Schulgebäude barrierefrei werden, wozu Rampe und Treppenlift angebracht sowie behindertengerechte WCs ausgebaut werden. Zusätzlich muss das Schulgebäude brandschutztechnisch verbessert werden: Auf den Fluchtwegen (Treppenhaus), darf sich kein Holz befinden. Also müssen etliche Meisterstücke abgebaut werden. Andere Räume wieder müssen durch Glas- oder Brandschutztüren abgetrennt werden, Brandschutzwände sind zu erweitern, Fluchtwege aus den EDV-Unterrichtsräumen einzurichten. Die Kosten im Schulgebäude für die behindertengerechte, brandschutztechnische Sanierung und für neue EDV belaufen sich auf 854 000 Euro.
Allein die brandschutztechnischen Maßnahmen schlagen hier mit circa 500 000 Euro zu Buche.
Barrierefreiheit für Wohnheim Das angrenzende Wohnheim soll ebenfalls behindertengerecht erschlossen werden; es braucht auch zwei Fluchtwege für den Brandfall (ein außenliegendes Treppenhaus muss angebaut werden). Und im Wohnblock werden die Sanitäranlagen erneuert. Die Kosten am Wohngebäude belaufen sich auf rund 490 000 Euro.
Ob Fördermittel fließen, wird derzeit geprüft. Schließlich stimmte die Versammlung unter der Bedingung zu, dass nochmals geprüft werde, welche Brandschutzmaßnahmen wirklich zwingend notwendig sind oder ob es für manches nicht eine günstigere Lösung gebe.
Im Anschluss stellte Geschäftsleiter Rainer Klingert die Haushaltsrechnung 2014 vor.
Zusammenfassend war die Kassenlage des Zweckverbandes 2014 zufriedenstellend. Trotzdem hat man derzeit Schulden im mittleren fünfstelligen Bereich. Der Zweckverband konnte 2014 nur durch eine Darlehensaufnahme seine notwendige Liquidität bewahren. In Zukunft werden Investitionen wohl weiterhin über Kredite finanziert werden müssen.
Schließlich ging es um die Vergabe des Meisterbonus und des Meisterpreises der baye rischen Staatsregierung. Jährlich besuchen etwa 15 außerbayerische Meisterschüler die Eberner Schule. Für diese erhält Ebern jeweils Gastschulbeiträge. Derzeit zeigt sich jedoch der Trend, dass sich die außerbayerischen Meisterschüler mit ihrem Erstwohnsitz in Ebern anmelden, um den Meisterbonus zu bekommen. Somit sinken für die Meisterschule Ebern die Gastschulbeiträge. Die Versammlungsmitglieder sind sich einig, hier weiter nach einer Lösung zu suchen.
Mittagsbetreuung in Akademie Bürgermeister Jürgen Hennemann fragte an, ob Ebern die ehemalige Akademie für die Mittagsbetreuung der Grundschüler nutzen könne. Das Kujathhaus ist zu marode. Investitionen rentierten sich nicht mehr, wie es hieß. Die Volkshochschule könne in die Räume über dem Kindergarten im ehemaligen Pfarrzentrum umziehen.
Solange es keine Einschränkung in der Funktion der Meisterschule gebe, die Räume der ehemaligen Akademie weiterhin bei den Meisterprüfungen und zur Ausstellung der Meisterstücken genutzt werden können und der Gartenbereich eingezäunt werde, damit die Kinder nicht in den Werkstattbereich gelangen, stehe dem Vorhaben nichts im Wege, meinten Verbandsvorsitzender Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel und Schulleiter Dünisch.