Vom Catwalk bis zum Endverbraucher

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Die Modedesignerin Elisabeth Knacker sprach über ihre Arbeit in der Modebranche. Foto: Marion Eckert
Die Modedesignerin Elisabeth Knacker sprach über ihre Arbeit in der Modebranche.  Foto: Marion Eckert

Wer 35 Jahre in der Modebranche als führende Modedesignerin gearbeitet hat, der kann einige Geschichten erzählen. Die Frankenheimerin Elisabeth Knacker ist gelernte Damenschneiderin. Nach dem Besuch e...

Wer 35 Jahre in der Modebranche als führende Modedesignerin gearbeitet hat, der kann einige Geschichten erzählen. Die Frankenheimerin Elisabeth Knacker ist gelernte Damenschneiderin. Nach dem Besuch einer Modefachschule arbeitete sie in Führungspositionen für namhafte Unternehmen. In einem Vortrag zu dem die Frauengruppe des vlf (Verband für Landwirtschaftliche Fachbildung) in die Bischofsheimer Hauswirtschaftsschule eingeladen hatte, gab sie unter dem Thema "Der lange Weg der Bekleidung vom Catwalk bis zum Endverbraucher" einen kleinen persönlichen Einblick in die Welt der Mode.

Schon als Elfjährige saß sie voller Begeisterung an der damals noch fußbetriebenen Nähmaschine ihrer Mutter, deren Bettlaken für die ersten Nähversuche herhalten mussten. So gab es nach der Schule keine langen Überlegungen, auf die Lehre zur Damenschneiderin folgte die Modeschule und sie war mit 22 Jahren eine sehr junge Designerin. In ihrer ersten Firma in Neustadt bei Coburg entwarf sie Mädchenkleider für Kommunion, Blumenstreumädchen und Abschlussballkleider für Teenager. Ihre wohl witzigste Anstellung hatte sie in Mainz, bei Europas größerem Hersteller von Karnevalskostümen. Die meisten Jahre ihrer beruflichen Tätigkeit widmete sie sich aber der Damenmode, dem wohl größten Zweig der Modebranche. Sie war viele Jahre Chefdesignerin, durfte eigenverantwortlich Kollektionen erstellen, die weltweit verkauft wurden und einen Jahresumsatz von zirka 40 Millionen Euro erzielt haben.

Schrill, bunt und gewagt

Doch wie kommen nun die Entwürfe an den Verbraucher? Und welchen Einfluss haben die toll inszenierten Modeschauen, der großen Designer? "Da laufen große dürre Models mit schrill bunten, gewagten Outfits und mit noch verrückteren Hüten oder Frisuren über den Catwalk. Man denkt sich. Wow. Cool. Verrückt. Und wer soll das tragen? Dies ist eine berechtigte Frage und sicher können sich ein paar Stars oder Millionärs-Gattinen die ausgefallenen Kreationen leisten."

In der Hauptsache dienen sie der Modewelt als Ideen und Trendgeber für die nächste Kollektion, sie zeigen auf welche Farben oder Muster propagiert werden, erklärte Knacker. Ihre Dienst- und Informationsreisen haben sie nach Paris, Mailand, Florenz, London, Amsterdam und Antwerpen geführt. In diesen Städten haben die großen Designer, meist in den teuren Prunkstraßen, ihre teuren Läden, in denen die tollen Kollektionen zu sehen sind. "Nachts um drei ging es zum Flughafen nach Frankfurt, um den ersten Flieger nach Paris oder London zu erwischen. Mit Skizzenblock bewaffnet ging es von einer Boutique zur nächsten. Heimlich Fotos machen und nicht erwischen lassen. Den ganzen Tag und am nächsten Tag wieder und wieder."

"Jedes Land hat einen anderen Style. Die Französin liebt es etwas verspielter, die Italienerin hat eher einen klassischen Geschmack und die Niederländer lieben eine verrücktere jüngere Mode." Von Kollegen sei sie beneidet worden, doch die Reisen zu Messen und Ausstellungen seien der reine Stress gewesen.

Die eigentliche Arbeit an den Entwürfen für die eigene Marke begann dann zu Hause. Alter, Style und Preisklasse der Zielgruppe waren dabei ausschlaggebend. Elisabeth Knacker arbeitete für die Frau ab 35 Jahren, die mitten im Leben stehe und genau wisse was sie wolle, die sich gerne etwas abhebt und auch etwas auffällt. Die Kleidung durfte hochwertig sein und mehr kosten, was bei der Konzeption größeren Handlungsspielraum zuließ. "Mit all den gewonnenen Eindrücken der Reisen und Messen im Kopf, muss die Designerin genau die Teile entwerfen, um genau die Wünsche dieser Frau zu bedienen und den Geschmack zu treffen." Wie umfassend das werden kann zeigte sie anhand von Beispielen, dabei gehe es ja nicht nur um den Schnitt, sondern um Farbe und Form, Material und Accessoires und letztlich die Herstellung. "Strickteile werden meist in Italien oder China gefertigt. Aus Indien kommen die schönsten Lederwaren.

Die Türkei ist Spezialist für T-Shirts. Produziert wird nur noch im Ausland." Von der Idee bis ein Kleidungsstück im Laden hängt dauere in der Regel ein Jahr. Das Modegeschäft sei ein sehr komplexes, stressiges und hart umkämpftes Geschäftsfeld, der Beruf Modedesigner zwar sehr abwechslungsreich und verantwortungsvoll aber auch kräftezehrend und aufreibend.