Vision Jugendherberge nimmt Form an

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So könnte es am Güterbahnhof aussehen: erste Entwürfe zur Jugendherberge der Zukunft. Foto: Designforum
So könnte es am Güterbahnhof aussehen: erste Entwürfe zur Jugendherberge der Zukunft. Foto: Designforum
 
 
 

Professor Auwi Stübbe und Projektentwickler Christian Frühwald lassen Ideen Taten folgen: Zum Konzept-Workshop kommt auch der Vorstand des Jugendherbergswerks in Bayern.

Es ist sein Lieblingsprojekt. Deshalb lässt Auwi Stübbe auch nicht locker. Der Designprofessor sieht die Jugendherberge schon vor sich - an keinem besseren Ort als am Güterbahnhof - im derzeit vom Zollamt genutzten roten Backsteinbau. Sein Mitstreiter, Projektentwickler Christian Frühwald steht ebenfalls in den Startlöchern. Die beiden Männer machen sich seit über einem Jahr dafür stark, dass Coburg wieder eine Jugendherberge bekommt.

Design-Herberge

Stübbe wäre nicht Stübbe, wenn er nicht auch gleich eine verlockende Entwurfsskizze aus der Schublade ziehen könnte. "Die Menschen sollen sich vorstellen können, wie eine moderne Jugendherberge in Coburg aussehen könnte", sagt der Visionär. "Wir möchten eine Jugendherberge neuzeitlicher Prägung mit designorientierten Akzenten gestalten - für alle Generationen attraktiv." Ein erster Entwurf (Fotos) zeigt, wie es gehen könnte: lässig, jung, modern, in Containerbauweise, die das Backsteinhaus, in dem sich jetzt noch das Zollamt befindet, ergänzt. Dahinter ein Strand an der Itz und das Stellwerkshäuschen als zusätzliches Unterkunftsgebäude.

Gemeinsam mit Frühwald und den Akteuren des Studiengangs Zukunftsdesign der Hochschule veranstaltet das Coburger Designforum am Mittwoch, 2. Oktober, einen Konzept- und Ideenworkshop mit dem Titel "Junges Leben an der Itz". Der Schwerpunkt liegt dabei auf einer Jugendherberge für Coburg.

Bemerkenswert: Michael Gößl, Vorstand im Landesverband Bayern des Deutschen Jugendherbergswerks, nimmt daran teil und spricht über Geschäfts- und Zukunftsmodelle von Jugendherbergen.Bemerkenswert deshalb, weil sich das Jugendherbergswerk mit der Schließung der Jugendherberge im Ketschendorfer Schloss 2010 aus Coburg zurückgezogen hatte. Zwar äußerte sich der Präsident des Landesverbandes 2013 eindeutig: "Coburg ist für uns ein interessanter Standort, den wir neu beleben wollen, auch um Familien und jungen Leuten die Stadt und ihre Kulturschätze näherzubringen." Doch seither hat sich nichts getan. Die Rückmeldung auf Nachfrage des Tageblatts im Juni vergangenen Jahres klang eher frustrierend. Yvonne Wild aus der Geschäftsstelle sagte: "Leider ist uns ein Bau einer Jugendherberge in und um Coburg ist auf Weiteres aus unterschiedlichen Gründen nicht möglich."

Gute Kontakte

Nun aber kommt Michael Gößl nach Coburg. Es ist wohl den guten Kontakten von Christian Frühwald zu verdanken, der die Neubauten der Jugendherbergen in Bayreuth und Regensburg betreut hat und aktuell in fünf Projekten eng mit dem Herbergswerk zusammenarbeitet. Hoffnung ist also geweckt.

Beim Workshop soll in Kleingruppen ein Anforderungsprofil entwickelt werden. Professor Stübbe könnte sich vorstellen, in einem zweiten Workshop visionäre Vorentwürfe zu konzipieren. Wie gesagt, es ist sein Lieblingsprojekt.

Ohne Christian Frühwald wäre Stübbe weniger optimistisch. "Aber einen solchen Profi mit im Boot zu wissen, ist super. Frühwald ist Spezialist für Projektentwicklungen sozialer Unternehmen, berät in wirtschaftlich schwierigen Situationen, kennt Finanzierungsmodelle und -möglichkeiten. Sein Spezialgebiet ist die Entwicklung neuer Lebens- und Wohnformen für Menschen mit und ohne Behinderung", zählt Stübbe auf. Dabei sollte nicht unerwähnt bleiben, dass Frühwald einst jüngster Oberkirchenrat Deutschlands war und viele Jahre als Pfarrer arbeitete - jüngst erst in Elsa.

Nach Frühwalds Einschätzung gibt es nur wenige Hindernisse für die angedachte Jugendherberge am Güterbahnhof. Eins ist aber die notwendige Umsiedlung des Zollamtes. Da sagt Stübbe: "Die Stadt hält schon ein Grundstück auf der Lauterer Höhe bereit." "Es ist unrealistisch, dass der jetzige Standort in Zukunft noch geeignet ist. Der Lastverkehr ist viel zu hoch, die Kapazitäten werden zu eng", prognostiziert Frühwald. Die Entscheidung liegt beim Zoll.

Aktuell in der Diskussion ist auch ein Jugendhostel in der Judengasse. Den Vorschlag brachte Zweite Bürgermeisterin Birgit Weber (CSU) vergangenen Jahres. Allerdings zweifelte sie an der Umsetzung, da sie bei der Wohnbau, der das betreffende Gebäude gehört (ehemaliges "Weißes Ross"), kein Gehör fand. Jetzt bekommt sie Unterstützung von der SPD, die das Projekt vorantreiben möchte.

"Ein günstiges Familienhostel brauchen wir zusätzlich", ist Stübbe überzeugt. Er sieht großen Bedarf an attraktiven und günstigen Übernachtungsmöglichkeiten. "Die Tatsache, dass an den Einschreibungstagen der Hochschule die Bewerber hier keine Bleibe finden und womöglich am gleichen Tag wieder abreisen, ist beschämend."