Viele kritische Fragen zur Energiewende

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Thomas Müller
Thomas Müller
Rudolf Handwerker
Rudolf Handwerker
 

von unserem Mitarbeiter Manfred Wagner Eltmann — Durch die vierte "Regionalversammlung" zur Energiewende in der Eltmanner Stadthalle für den südlichen Landkreis führte der langjähr...

von unserem Mitarbeiter Manfred Wagner

Eltmann — Durch die vierte "Regionalversammlung" zur Energiewende in der Eltmanner Stadthalle für den südlichen Landkreis führte der langjährige Landrat Rudolf Handwerker. Er ist seit kurzem für die Gesellschaft zur Umsetzung von erneuerbaren Technologieprojekten Haßberge (GUT) tätig und hob hervor, wie einzigartig in Bayern der Zusammenschluss der Städte und Gemeinden mit dem Bauernverband unter dem Dach der GUT sei. Er sei stolz, dass sich Landkreis und Kommunen mit drei Millionen Euro am Bürgerwindpark Sailershausen beteiligen. Denn die Wertschöpfung müsse den Menschen vor Ort zugutekommen.

Rentabel nach neun Monaten

Um Windräder und Solaranlagen herzustellen und zu entsorgen, so der kritische Einwand eines Zuhörers, müsste erst mal eine große Menge an Energie und Rohstoffen eingesetzt werden. Ob sich da unterm Strich die Erzeugung von erneuerbarer Energie überhaupt lohne? Ein Windrad, antwortete Gunter Häckner von der GUT, müsse sechs bis neun Monate laufen, um die Energie zu erzeugen, die für seine Herstellung nötig war. Alles, was in den vielen Jahren danach produziert werde, sei "Energie-Überschuss".
Die Umsetzung der schönsten Projekte, lautete ein weiterer Kritikpunkt, scheitere oft am fehlenden Geld in den klammen Gemeindekassen. Handwerker stimmte insofern zu, als jede energetische Maßnahme auch wirtschaftlich sein müsse. Unter seiner Regie, erzählte er, wurden alle energetischen Aktionen an Landkreisgebäuden umgesetzt, deren Amortisationszeit unter sieben Jahren gelegen habe.
Aber was passiere an Tagen wie jetzt im November, wenn weder die Sonne scheint noch der Wind weht, wollte ein Besucher wissen. Dann, so Häckner, sprängen über das Stromverteilnetz andere Kraftwerke ein. Wenn in einigen Jahren ein hoher Anteil erneuerbarer Energie erreicht werde, trete der Ausbau von Netzen und Speichern in den Vordergrund.
Der Projektleiter verwies dazu auf ein Vorhaben des Haßfurter Stadtwerks. "Power to gas" nennt sich das Projekt. Dabei wird überschüssiger Strom in Wasserstoff umgewandelt und ist damit später wieder verfügbar. Allerdings, so Häckner weiter, werde der im Haßbergekreis produzierte überschüssige Strom auf absehbare Zeit problemlos von der Schweinfurter Großindustrie abgenommen.

Alternativen zu Mais?

Ob es sinnvoll sei, über die bestehenden 21 Biogasanlagen im Kreis weitere Anlagen dieser Art zu planen, wurde ein weiteres heißes Eisen angesprochen. Genau das, so die GUT-Mitarbeiter, solle bei einem demnächst stattfindenden Treffen aller Betreiber geklärt werden. Niemand wolle ökologisch schädliche Maiswüsten, aber, so Häckner, es gebe durchaus alternative Energiepflanzen wie das Riesenhirschgras oder auch bestimmte Korbblütler.
Im Anschluss sprach unser Reporter mit Thomas Müller, einem Photovoltaik-Pionier aus Neuschleichach. Bereits 2004 installierte er mit seinem Bruder in Burgpreppach eine der ersten Solaranlagen im Kreis. Sein Wunsch, sagte er, wären Energieprojekte, die genossenschaftlich organisiert sind. Er befürwortet auch ausdrücklich Windkraftanlagen im Steigerwald. Wenn ein Windrad einen Kilometer von seinem Wohnhaus entfernt sei, würde ihn das nicht stören, sagte der 54-Jährige.