I ch bekomme Post, die ich nicht will, Kataloge, die ich nicht bestellt habe, die Mitteilung über riesige Gewinne, wo ich gar nicht mitgespielt habe. Zwieli...
I ch bekomme Post, die ich nicht will, Kataloge, die ich nicht bestellt habe, die Mitteilung über riesige Gewinne, wo ich gar nicht mitgespielt habe. Zwielichtige Firmen im In- und Ausland, Menschen in Polen und Spanien kennen meine E-Mail-Adresse, die nicht nur den Geheimdiensten bekannt, sondern auch bei Adressenverkäufern zu haben ist. Digitale Welt.
Auf ihren Smartphones verkünden junge Leute pausenlos ihren Freunden, was sie heute gefrühstückt und mit wem sie gestern Abend intim waren. In zehn Jahren wird ihr künftiger Ehepartner das noch nachlesen können. Es ist unauslöschlich für die Welt festgehalten. Genau wie die aus einem Augenblick der Wut geborenen Hasstiraden eines Schülers über seinen Lehrer. Solches bedenken die Mädchen nicht, die sich für Nahestehende auch einmal unverhüllt zeigen. Wer ein paar Tricks kennt, kann auf der ganzen Welt zuschauen. Man kann mich bei Google finden.
Dort steht, wo ich dabei war oder dies und das gesagt habe, auch wenn sich meine Meinung inzwischen längst geändert hat.
Es ist unauslöschlich festgehalten. Wir sind entblößt. Ein Jüngstes Gericht der Gegenwart. Und wenn einer wagt, genormter Meinung von Gleichaltrigen zu widersprechen, wird er in einem "Shit-storm" mit Worten gesteinigt.
Früher und heute
Früher hat man törichterweise Kinder mit der schlimmen Drohung "Der liebe Gott sieht alles" zu erziehen versucht. Sie sollten sich aus Scham hüten, unter seinen Augen Unrechtes zu tun.
Heute entblößen sich Millionen freiwillig schamlos vor aller Augen. Unauslöschlich.
Da möchte ich lieber furchtlos unter Gottes Augen bleiben, der in Liebe über mein Leben wacht, und auf das Wort Jesu vertrauen: Freut euch, dass eure Namen im Himmel aufgeschrieben sind. Unauslöschlich.
Und ganz erstaunlich: Dort ist durch die Gnade der Vergebung sogar gelöscht, was gar nicht gut war. Was uns veranlassen könnte, auch in unserem Gedächtnis endlich zu löschen, was wir als Groll gegen andere mit uns herumtragen.
(Gotthart Preiser, evangelischer Regionalbichof a. D.)