Die Verkehrssituation in Rattelsdorf birgt reichlich Diskussionsbedarf. Jetzt stellen die Räte wichtige Weichen.
Ende Juni 2019 beschloss der Marktgemeinderat Rattelsdorf, zwischen Ärztehaus und Einkaufsmarkt eine Querungshilfe anzubringen. Nur fünf Monate später wurde der Beschluss allerdings wieder aufgehoben. Weiterer Diskussionsbedarf zeigte sich unter anderem in Zusammenhang mit dem in der Nähe geplanten Baugebiet "Hergeten III". Nun stellte Ingo Jacobsen von der Planungsgruppe Strunz ein "Gesamtkonzept Ebinger Hauptstraße" vor.
Betrachtet wurde dazu die Gesamtsituation von der Bundesstraße 4 bis zur Einmündung Gartenstraße. "Es galt in unserer Untersuchung, Defizite aufzuzeigen und Vorschläge zu unterbreiten, wie sich die Situation an den jeweiligen Stellen verbessern lässt", so Jacobsen. Er begann mit dem Bereich nahe der B 4. Aufgrund der parkenden Autos gegenüber von Schreibwarengeschäft/Post werde es oft im Begegnungsverkehr knapp, von Rattelsdorf kommende Radfahrer müssten zudem auf den links der Straße befindlichen Radweg kommen und somit die Straße queren. "Daher sollte ein absolutes Halteverbot auf der Südseite angeordnet werden, in etwa auf einer Länge von 80 Metern. Denkbar wäre auch, Fahrbahnmarkierungen für Radfahrer anzubringen." Dem stimmten die Marktgemeinderäte mit 14 zu drei zu.
Verkehrszählung auf dem Weg
Mehrfach diskutiert worden war schon über eine Querungshilfe auf Höhe der Abtenberghalle. Sie würde, so Gemeinderätin Christine Jäger (SPD), schon allein deshalb Sinn machen, da hier oft Schüler auf dem Weg von der Schule zur Halle unterwegs seien. Gemeinderat Andreas Schmittwolf (CWU) ergänzte, dass die Halle auch am späten Nachmittag und frühen Abend oft zu Trainingszwecken genutzt werde. Jacobsen erklärte, dass es aufgrund der geringen Zahl von Fußgängern kaum eine Unterstützung durch den Landkreis für eine Querungshilfe an dieser Stelle gebe. Er zeigte auch andere Möglichkeiten auf, etwa einen andersfarbigen Fahrbahnbelag oder eine Fußgängerampel. Die stieß im Gremium auf Gegenliebe.
Einstimmig wurde beschlossen, diese Lösung weiterzuverfolgen und auch eine aktuelle Verkehrszählung durchzuführen, da die letzte fünf Jahre alt ist und noch nicht berücksichtigt, dass viele Ebinger auf dem Weg Richtung Breitengüßbach und Bamberg nun hier unterwegs sind, die früher den direkten Weg über den nun nicht mehr vorhandenen Bahnübergang genutzt hatten.
Einig waren sich die Räte auch, dass ein Gehweg-Lückenschluss auf der Seite der Abtenberghalle zwischen Halle und Netto-Markt erfolgen soll. Nur so würden Fußgänger auch die anderen baulichen Lösungen annehmen und nicht mehr ausschließlich über die Parkplätze laufen. Diese Maßnahme wird rund 60 000 Euro kosten. Gemeinderat Winfried König (SPD) regte an, auf die Betreiber des Ärztehauses zuzugehen und für eine Verbreiterung der sehr eng geratenen Zufahrt zu werben. Fast einstimmig fiel zudem (erneut) der Beschluss, die Querungshilfe zwischen Ärztehaus und Einkaufsmarkt zu errichten. Sie kostet rund 300 000 Euro, der Landkreis würde sich nach bisherigen Informationen mit 50 Prozent an den Kosten beteiligen.
Bei der Einmündung in die Gartenstraße, die durch das neue Baugebiet Hergeten III vermutlich mehr frequentiert sein wird, entschieden sich die Gemeinderäte für eine Linksabbiegehilfe (zwölf zu fünf Stimmen). Dabei handelt es sich um keine vollwertige Abbiegespur, sondern eine Markierung auf der Straße mit einem Linkspfeil inklusive einer leichten Verbreiterung der Straße. Jacobsen rechnete mit Baukosten von rund 65 000 Euro.
Lange diskutiert wurde zudem über einen Kreisverkehr an dieser Stelle. Der müsste aber einen Durchmesser von fast 40 Metern haben, was baulich schwierig würde. "Ein Kreisverkehr würde weit über das Ziel hinausschießen", meinte dazu Andreas Schmittwolf. Jacobsen hatte den Preis für einen Kreisverkehr auf rund eine halbe Million Euro taxiert. Sabine Sitzmann-Simon (CSU) und Otto Schobert (Ebinger Liste) sahen in der Linksabbiegehilfe keine geeignete Option. Bürgermeister Bruno Kellner ergänzte, er habe hier noch nie einen Rückstau von Fahrzeugen beim Linksabbiegen gesehen - und auch durch das Baugebiet werde dies vermutlich nie eintreten.