Brandgefahr Offenes Feuer auf der Wiese oder am Waldrand kann bei der aktuellen Trockenheit zu einer Katastrophe führen. Viele Kommunen sagen daher die Sonnwend- und Johannifeuer notgedrungen ab.
Allerlei Sagen und Legenden ranken sich um den 21. Juni, den Tag der Sonnwende. Es ist ein Lostag, also ein Tag, der richtungsweisend für das Wetter der nächsten Wochen sein soll. Er steht in engem Zusammenhang mit Johannes, dem Täufer. Früher glaubten viele, dass das Feuer Dämonen vertreiben könne. Wissenschaftlich belegt ist: An diesem Tag ist die Nacht am kürzesten, der Tag am längsten. Überall dort, wo Brauchtum noch lebendig ist, würden am kommenden Wochenende Sonnwendfeuer angezündet werden. Viele Kulmbacher haben sich schon auf nächtliche Stunden am offenen Feuer gefreut. Denn die Sonnenwende hat Magie, egal, ob man daran glaubt. Doch das Wetter macht nicht mit: Es ist zu heiß und zu trocken. Es hat in den vergangenen Monaten viel zu wenig geregnet, alles ist ausgetrocknet. Der Wasserstand der Gewässer ist niedrig. Ein einziger Funke könnte ein Inferno entfachen.
Zweithöchste Warnstufe ausgerufen
Im Landkreis Kulmbach hat der Deutsche Wetterdienst Waldbrandstufe 4 ausgerufen, erklärt Yves Wächter von der Feuerwehr Kulmbach. Deutschlandweit gibt es nur fünf Waldbrandstufen: eins bedeutet sehr geringe Gefahr, Stufe 5 bedeutet sehr hohe Gefahr. Die Stufe 4 kann mit der Warnung "hohe Gefahr" am besten beschrieben werden.
Feuer, die in Waldnähe (100 Meter oder weniger) abgebrannt werden sollen, sind nicht mehr zulässig. "Aber auch Sonnwendfeuer an anderen Stellen, insbesondere auf trockenen Wiesenflächen, sind in der aktuellen Situation nicht ungefährlich. Das Landratsamt weist deshalb darauf hin, dass beim Abbrennen eine Abstimmung mit der örtlichen Feuerwehr erfolgen sollte", teilt Pressesprecher Björn Karnstädt vom Landratsamt Kulmbach mit.
Doch was passiert, wenn die örtliche Feuerwehr Veranstalter für die Sonnwendfeier ist? Bürgermeister Harald Hübner aus Neudrossenfeld hatte genau die Situation. Die Freiwillige Feuerwehr Schwingen wollte am Ortsrand ein Sonnwendfeuer entzünden und bat um Genehmigung. "Wir haben uns darauf geeinigt, dass es wegen des trockenen Wetters zu gefährlich ist", sagt Hübner. Doch der Neudrossenfelder Bürgermeister hätte auch keine Scheu gehabt, das Feuer schlicht und ergreifend nicht zu genehmigen. "Wir hätten es, wenn es zu keiner Einigung gekommen wäre, untersagt", so Hübner.
Tatsächlich erteilt nicht das Landratsamt die Erlaubnis, sondern jede einzelne Kommune - und deshalb ist auch sichergestellt, dass die Situation jeder einzelnen Örtlichkeit berücksichtigt wird. Wegen der hohen Gefahr hat die Regierung von Oberfranken bereits Luftbeobachtungsflüge angeordnet. Die Beobachter sollen Brandherde schnell erkennen, um eine größere Ausbreitung zu verhindern.