Toiletten-Tristesse

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Michael Memmel Ich dachte, öffentliche Bedürfnisanstalten müssten nicht nur ein stilles, sondern auch ein wirklich witziges Örtchen sein. Dem Drang der Enthemmung wird nachgegeben, der Komik mit einem...

Michael Memmel Ich dachte, öffentliche Bedürfnisanstalten müssten nicht nur ein stilles, sondern auch ein wirklich witziges Örtchen sein. Dem Drang der Enthemmung wird nachgegeben, der Komik mit einem Edding freien Lauf gelassen. Eben ein letzter Rückzugsort für Politisch-Inkorrekte. Doch eine Kollegin ist den Klos in Bamberg auf den Grund gegangen und hat herausgefunden: Es ist eine spaßbefreite Zone. Weiße Wände, handfeste Ratschläge - sonst nichts. Zwei Gründe fallen mir für diese Toiletten-Tristesse ein: Die Bamberger - ob jung oder alt, ob Hippster oder Tussi, ob Basketballfan oder Besucher im Keilberth-Saal - sind einfach grundanständige Leute. Oder: Mittlerweile hat kein Mensch mehr einen Stift bei seinen großen und kleinen Geschäften dabei, weil er ja sein Smartphone hat. Ich muss also wohl auf die ersten Handys mit Permanentmarker-Funktion warten, um endlich die ungenierte Kreativität der Bamberger zu erleben.