Verschiedene Disziplinen vereinigen will das "contweedancecollective" im Oktober und November mit der Produktion "zeit:los".
Die dunkle Jahreszeit meldet sich mächtig mit düsteren Regenwolken, der Spielort am früheren Haupteingang des Friedhofs kündet auch nicht gerade von fröhlich-unbeschwertem Tandaradei, und das Thema der Produktion "zeit:los", Vergänglichkeit, passt zur Jahreszeit und zu Memento mori.
Doch das hatten und haben Johanna Knefelkamp und ihr Team nicht unbedingt im Sinn, sagt sie beim Vorgespräch. Die Choreografin, ein Bamberger Gewächs, studierte in den Niederlanden vier Jahre lang zeitgenössischen Tanz und kreierte zusammen mit Laura Saumweber ein "contweedancecollective", das in mancherlei künstlerische Aktivitäten verstrickt war und ist, lokal und international. Und in den vergangenen Monaten ist in einem pittoresk-maroden Industrieviertel am Ende der Jäckstraße ein Tanzstudio "CON" entstanden, das auch Untermieter beherbergt. "Con" steht für "contemporary", zeitgenössisch, "twee" fürs niederländische "zwei".
Vor ziemlich genau drei Jahren war in der Alten Seilerei "gemeinsamgehörengehört" zu sehen, vom Konzept ähnlich dem von "zeit:los". Denn Knefelkamp schwebt eine Symbiose verschiedener Kunstformen vor: Tanz, Schauspiel, Musik. Sie selbst wird nicht auf der Bühne zu sehen sein. Es tanzen zwei Lauras: Laura Schabacker und Laura Saumweber, fürs Dramatische sind Aline Joers und Valentin Bartzsch zuständig, die man auch vom Theater im Gärtnerviertel (TiG) kennt, und die Musik für den Kontrabass komponierte und interpretiert Stephan Goldbach.
Die Verschmelzung der Genres soll auch den Interpreten zugutekommen, die in jeweils andere Disziplinen hineinschnuppern oder sich austauschen können. Und natürlich den Zuschauern neue Erkenntnisse, vielleicht auch Gefühlswelten bescheren. "Sie sollen erfüllt mit unterschiedlichen Erlebnissen herauskommen", schwebt es Knefelkamp und Joers vor, sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen. Klar, dass 60-Jährige mit einer mehr oder weniger knorrigen oder verworrenen Biografie mehr Stoff zur Auseinandersetzung finden als 16-Jährige. Oder sich vermutlich mit der eigenen Vergänglichkeit im fortgeschrittenen Alter konfrontiert sehen.
Nun wird getanzte Vergänglichkeit eher schwer zu identifizieren sein - wenngleich die Choreografin ankündigt: "Wir tanzen Emotionen" -, doch zugänglichere Denkanstöße bergen sicherlich Zitate von Philosophen, denen Interpreten und Zuschauer zustimmen können oder eben nicht. Dies wiederum eingebettet in Musik, in ein Fluidum verschiedener Zeitdimensionen und Gemütszustände. Es wird ein Bühnenbild geben und diverse Requisiten (der auf dem Ankündigungszettel abgebildete Totenschädel gehört übrigens nicht dazu).
Reizvolle Spielorte
Für einen ganz eigenen Reiz sorgt ein Spielort: die Gönningerkapelle in der Siechenstraße 86. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichtet, steht in ihr ein Marien-Gnadenbild. Einst markierte die heute von St. Gangolf verwaltete Kapelle den Haupteingang des Friedhofs. Einige Vorstellungen finden jedoch im "CON" in der Jäckstraße 35 statt (Parkplätze ausreichend vorhanden) und auch so im Kontrast zwischen Alt und Neu das Thema reflektierend. Nota bene: Allzu schwerblütig und -mütig soll der Blick auf Vergangenheit und Zukunft nicht werden - auch ein Schuss Humor soll in den Genre-Cocktail enthalten sein.