Suche nach Alternativen zur Fichte

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Olaf Schmidt
Olaf Schmidt

Der Frankenwald wird in einigen Jahrzehnten - vielleicht sogar schon viel früher - ein Mischwald aus Tanne, Douglasie, Buche und Stieleiche sein. Vielleicht finden sich in den Wäldern zwischen Rennste...

Der Frankenwald wird in einigen Jahrzehnten - vielleicht sogar schon viel früher - ein Mischwald aus Tanne, Douglasie, Buche und Stieleiche sein. Vielleicht finden sich in den Wäldern zwischen Rennsteig und Obermain auch jetzt noch exotisch klingende Baumarten wie Riesenlebensbaum, Atlas- und Libanonzeder, Edelkastanie und Baumhasel. Die Fichte gibt es dann nicht mehr, denn sie ist dem Klimawandel zum Opfer gefallen. Es ist zu warm und zu trocken. Der Borkenkäfer wird den geschwächten Fichten den Garaus gemacht haben.

In Teilen des Coburger Landes ist der Temperaturanstieg jetzt schon so weit vorangeschritten wie für den Frankenwald in Jahrzehnten vorhergesagt. Die Fichte ist dort im Coburger Land nicht mehr zu finden.

Alarmierende Nachrichten für die Mitglieder der Waldbesitzervereinigung (WBV) Kronach-Rothenkirchen bei ihrer Hauptversammlung am Montagabend in der vollbesetzten Zecherhalle in Neukenroth. Als einen Wink zum Waldumbau erhielt jedes Mitglied eine Tannenpflanze, um diese und viele weitere im Wald einzubringen.

Schon seit Jahren riefen die namhaften Referenten bei den Versammlungen der Waldbesitzer dazu auf, den Waldumbau voranzutreiben, die Monokultur Fichte durch einen gesunden Mischwald zu ersetzen. Die Appelle blieben meist ungehört - und kosten die Waldbesitzer, die nicht gehandelt haben, nun richtig viel Geld. Statt wie vor Jahren fast 100 Euro pro Festmeter für gesunde Fichte zu erlösen, müssen sie sich zurzeit mit knapp 70 Euro begnügen. Für Borkenkäferholz gibt es noch viel weniger. Erst der heiße und trockene Sommer 2018 mit immensen Borkenkäferschäden im zweiten Halbjahr rüttelte auf.

Vor diesem Hintergrund dürften die Worte von Olaf Schmidt am Montagabend auf fruchtbaren Boden fallen. Der gebürtige Tettauer ist Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft in Weihenstephan. Er zeigte in der Zecherhalle auf, welche Bäume die Fichte ersetzen können. Schmidts Mitarbeiter Hannes Lemme hatte vor einem Jahr an gleicher Stelle prophezeit, dass der Borkenkäfer der Fichte dort, wo sie nur unzureichend mit Wasser versorgt ist, den Garaus machen wird. Seine Voraussagen bewahrheiteten sich leider schon nach wenigen Monaten.

"Den Superbaum gibt es nicht", bedauerte Olaf Schmidt. Deshalb müsse man auf Mischbaumarten setzen. Man müsse weg von den Reinbeständen. Er riet dazu, drei bis vier Baumarten als Mischwald einzubringen. Man brauche klimatolerante Baumarten, die Hitze und Trockenheit besser vertragen als die Fichte.

Auch der Februar war zu warm

Einen so langen Sommer von April bis Oktober wie 2018 habe es in den vergangenen 147 Jahren nicht gegeben. Unter der Trockenheit leide vor allem die Fichte besonders stark und werde anfällig für den Borkenkäfer. Olaf Schmidt präsentierte Messergebnisse der Waldklimastation Rennsteig bei Steinbach am Wald. Selbst der Februar 2019 sei zu warm und zu trocken gewesen. Jetzt, nach den Sommern 2003, 2015 und 2018, sähen viele Leute ein, dass die Warnung vor dem Klimawandel nicht nur ein Geschwätz von Wissenschaftlern sei. Alle vergangenen Jahre seien wärmer gewesen als die Durchschnittstemperatur in den vergangenen 130 Jahren. Zusätzlich träten vermehrt Sturmwürfe auf.

Die Vegetationsperiode werde sich ändern, das heiße, die Waldbäume hätten mehr Zeit zum wachsen. Aber es werde trotzdem Winter mit Frost geben. Deshalb eigneten sich frostempfindliche Bäume nicht für den Frankenwald. Die Tanne sei klimatoleranter als die Fichte, werde aber in 100 Jahren auch Probleme haben. Sie sei eine wichtige Mischbaumart. Die Buche und die Stieleiche würden für unsere Mischwälder in den nächsten 100 Jahren von Bedeutung sein. Die Douglasie eigne sich sehr gut, habe eine sehr große Wuchskraft, werde aber kein Allheilmittel sein.

Vorsitzender Georg Konrad begrüßte in der Versammlung Rita Bassing als 1500. Mitglied der WBV.

Der neue Leiter der Forstbehörde in Stadtsteinach, Michael Schmidt, stellte sich vor. Der 41-Jährige stammt aus einer Försterfamilie in Stadtsteinach und möchte bis zu seiner Pensionierung für die Waldbesitzer des Frankenwaldes tätig sein. Christin Müller-Lisa ist seit vier Wochen weitere Geschäftsführerin der WBV. Weil die Aufgaben sehr stark zugenommen haben, war die Einstellung nötig, um den über 1500 WBV-Mitgliedern einen guten Service zu bieten. Christin Müller-Lisa ging auf das neue GPS-Gerät der WBV ein. Mit dessen Hilfe könne man den Grenzverlauf im Wald sehr genau feststellen.

Alle Grenzsteine, die noch vorhanden seien, könnten gefunden werden. Friedwald Schedel