Suche nach Ärzte-Nachwuchs

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Seit Ende Juni ist die Praxis von Dr. Michael Schnapp in Schney geschlossen. Ein potenzieller Nachfolger ist untergetaucht. Foto: Tobias Kindermann
Seit Ende Juni ist die Praxis von Dr. Michael Schnapp in Schney geschlossen. Ein potenzieller Nachfolger ist untergetaucht.  Foto: Tobias Kindermann
 

Der Landkreis will junge Ärzte mit einem neuen MVZ anwerben. Derweil steht die Praxis in Schney immer noch leer.

dominic Buckreus

Der Lichtenfelser Stadtteil Schney hat seit Ende Juni keinen eigenen Hausarzt mehr. Der bis dahin dort ansässige Arzt Dr. Michael Schnapp gab seine Praxis aus Altersgründen auf. Bislang verlief die Suche nach einem Nachfolger erfolglos. Ein zuvor interessierter Arzt aus der Slowakei sprang kurzfristig ab.
Der bürokratische Aufwand war ihm wohl zu hoch. Er hätte weitere Unterlagen zu seiner Qualifikation einreichen müssen, erklärt MdB Emmi Zeulner (CSU). Das hat er aber nicht getan. Daraufhin hat MdB Zeulner versucht, ihn weiterhin zu erreichen. Der slowakische Arzt sei dann aber untergetaucht und war seitdem nicht mehr zu sprechen.
Dass Dr. Schnapp selbst einen Nachfolger ausfindig machen konnte, wurde daraufhin zum Problem. Dadurch konnte die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) nämlich keine offizielle Ausschreibung initiieren, um einen Interessenten auf die freie Praxis aufmerksam zu machen. Deshalb steht die Praxis seitdem leer. In den letzten Wochen wurden daher Gespräche mit Medizinern aus dem Raum Kulmbach und Bamberg geführt. Doch der Tenor sei gewesen: Schney ist zu weit weg, sagt Zeulner. Dennoch gebe es momentan eine weitere Interessentin, die sich vorstellen könnte, sich im Landkreis niederzulassen. Wo genau, sei allerdings noch nicht entschieden.


Drohender Mangel

Das Beispiel Schney zeigt auf, dass es im ländlichen Raum immer schwieriger wird, junge Ärzte anzusiedeln. Zwar ist die Versorgung mit Hausärzten (45) und Kinderärzten (129) im Kreis noch ausreichend gewährleistet. Doch bei den HNO-Ärzten und Hausärzten sei Lichtenfels bereits unterversorgt, so Zeulner. Ein Blick auf die Altersstruktur - die Hausärzte sind im Schnitt 55 Jahre alt - lässt erahnen, dass die Zahl der Ärzte künftig weiter sinken wird.
Wie könnte man nun junge Ärzte davon überzeugen, sich in ländlichen Regionen wie Lichtenfels niederzulassen? Eine Möglichkeit bietet die Zusammenarbeit mit der Universität Erlangen. Diese könnte ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) im Landkreis für seine Assistenzärzte eröffnen - eine Art "Lehr-MVZ", wie es Zeulner bezeichnet.
Nach dem Studium lassen sich Assistenzärzte in einem Fachbereich weiterbilden, zum Beispiel in der Allgemeinmedizin. Diese Weiterbildung könnte nun im Lehr-MVZ stattfinden. Unter Aufsicht eines Facharztes könnte der Nachwuchs dann praktizieren. Die Hoffnung: Haben junge Ärzte erstmal die Region kennengelernt, entscheiden sich einige womöglich eher dazu, zu bleiben, so Zeulner. "Überall wo Ausbildung stattfindet, ist der Fachkräftemangel geringer", sagt sie.
Dabei müssten natürlich Rahmenbedingungen geschaffen werden, um die jungen Ärzte überhaupt nach Lichtenfels zu lotsen. Allen voran müsse das passende Gebäude gefunden werden. Wo dies im Landkreis stehen könnte, darüber wird noch beraten. Laut Zeulner sollen diese Planungen aber spätestens Ende des Jahres abgeschlossen sein.