Auch am Tag nach der Ankündigung der Brauerei, das Bierfest zu verlegen, wird in Kulmbach kontrovers diskutiert. Ein Einzelhändler macht einen Vorschlag zur Zinnfigurenbörse.
Die angekündigte Verlegung des Bierfestes auf das Gelände der Brauerei in der Lichtenfelser Straße schlägt erwartungsgemäß hohe Wellen - unter anderem bei den Einzelhändlern (siehe BR von gestern). Nun hat sich auch Andi Schulze, Inhaber des Bekleidungsgeschäfts "Katz & Katz", zu Wort gemeldet. Er bezweifelt, dass der "wahre ehrliche Grund" für den Ortswechsel genannt worden sei. "Sind es Brauerei-Interessen, Sicherheitsgründe oder ein längst geplantes Spiel? Bautechnisch ist doch laut Herrn Dechant alles voll im Plan."
Den zitierten Stellungnahmen der Einzelhandelskollegen könne er sich nicht anschließen. "Wir werden Umsatzverluste hinnehmen müssen - und das auch noch in dieser nicht gerade leichten Zeit für den innerstädtischen Einzelhandel, bedingt durch die Großbaustelle! Was ist mit der Zinnfigurenbörse? Dieses Wochenende sind die mit Abstand stärksten Umsatztage des Jahres! Kann man diese zumindest in die Stadthalle verlegen?"
Eine Idee, die sich wohl nicht umsetzen lässt. "Die Zinnfigurenbörse hat in ihrer Größe eine Dimension angenommen und erfordert deshalb einen erheblichen Platzbedarf", sagt OB Henry Schramm (CSU). In der Stadthalle ("Auch wenn wir das Foyer einbeziehen würden") würde nur ein Drittel des Platzes zu Verfügung stehen, den der Stadel biete, so Schramm.
OB: Brücke zur Stadt schlagen
Die Innenstadt solle aber auch heuer von der Großveranstaltung profitieren, die Tausende Besucher anlocke. So kann sich der OB vorstellen, dass etwa Sonderveranstaltungen in der Dr.-Stammberger-Halle abgehalten werden, "um eine Brücke zwischen Veranstaltungsgelände und Innenstadt zu schlagen". Auch während des Zinnfigurenwochenendes könnte der Buspendel-Verkehr aufrechterhalten werden, den die Kulmbacher Brauerei den Bierwochen-Besuchern anbieten wolle.
Unterdessen haben die CSU-Stadträte Michael Pfitzner und Jörg Kunstmann einen Antrag zur nächsten Sitzung des Stadtrats am 30. März formuliert. Darin heißt es: "Durch die Verlegung des Veranstaltungsortes wird es unter anderem für die Gastronomie und den Handel im Kernbereich der Innenstadt während der Bierwoche schwieriger, die in diesem Zeitraum gewohnten Umsätze und Erträge zu erreichen. Bei vielen Gewerbetreibenden sind diese in ihrer Jahreskalkulation ein fester Bestandteil. Wir bitten die Verwaltung zu prüfen, inwieweit im Dialog mit den Betroffenen und auch der Kulmbacher Brauerei Maßnahmen (wie etwa Events, Sonderveranstaltungen, musikalische Beiträge etc.) ergriffen werden können, um einen Ausgleich zu schaffen."
Zudem könnte, so der CSU-Vorschlag, während der Bierwoche ein Buspendelverkehr vom Festgelände bei der Brauerei und der Altstadt die Besucherströme sinnvoll lenken. Dadurch würde für die Besucher ein Mehrwert geschaffen und der Kernbereich der Innenstadt besser in die Festivitäten eingebunden. Das Bierfest rücke damit enger an die Innenstadt. Pfitzner und Kunstmann danken Bauunternehmer Alois Dechant ausdrücklich für seine geleistete Arbeit beim Zentralparkplatz.
Wer hat wann was gewusst?
Die Diskussion um die Baufirma setzt sich auch auf der BR-Facebookseite fort. Nutzer
AmbOss schreibt: "Die Brauerei wird's auf die Firma Dechant schieben, und die Firma Dechant auf die Brauerei, der OB wird den verblüfften Bürgermeister spielen, der bis zuletzt von nichts wusste".
Liesel Schütze bringt sogar ins Spiel, die Bierwoche "im Dechant sein Waldtstadion" in Weismain zu veranstalten. Für
Peter Lehmann muss eine Transportlösung zum Gelände gefunden werden, sonst ist ihm klar: "Kein Bus, kein Stadelbesuch".
David Langenberger, Mitglied der Kulmbacher Jusos, fragt sich, warum Henry Schramm offensichtlich von nichts wisse. "Dechant sagt ,kein Problem', die Brauerei sagt ,unlösbare Probleme' - und der OB sagt: ,Dechant hat recht, deswegen machen wir's woanders'. Pures Chaos."