Stadtbusfahrer streiken erneut - SÜC setzen Busbetrieb ganz aus

1 Min

In Coburg ist gestern kein Stadtbus unterwegs gewesen. Wie schon vor etwas mehr als zwei Wochen hatte die Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ihre Mitglieder zu einem eintägigen Ausstand aufg...

In Coburg ist gestern kein Stadtbus unterwegs gewesen. Wie schon vor etwas mehr als zwei Wochen hatte die Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ihre Mitglieder zu einem eintägigen Ausstand aufgerufen. Gefordert werden bessere Arbeitsbedingungen und der bessere TVN-Tarif (öffentlicher Dienst) anstelle der Entlohnung nach dem Regelwerk des Landesverbandes Bayerischer Omnibusunternehmen (LBO). Einige Fahrer der SÜC Verkehrsbetriebe werde nach dem TVN bezahlt, die Masse nach dem Tarif des LBO.

LBO und Verdi ringen derzeit um einen neuen Lohntarifvertrag für rund 18 000 Beschäftigte. Die Gewerkschaft will mit dem neuerlichen Streik den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen, nachdem die nächsten Verhandlungen erst für Anfang nächsten Jahres terminiert wurden. Nachdem der öffentliche Personennahverkehr, auch aus Gründen des Klimaschutzes, ausgeweitet werden soll, sieht sich die Gewerkschaft verpflichtet, mehr Gehalt für das Fahrpersonal zu fordern. "Systemrelevant in der Gegenwart, Löhne in der Steinzeit" hieß es auf einem der Transparente, die an der Einfahrt zum SÜC-Werksgelände in der Coburger Uferstraße am Freitagvormittag angebracht waren. Dort hatten sich die Fahrer versammelt. Diesmal waren alle zum Streik aufgerufen, denn auch für die TVN-Beschäftigten ist die Friedenspflicht vorbei, sagte Michael Blümlein, ehrenamtlich beim Verdi-Bezirk Oberfranken-West für die Busfahrer zuständig.

Die SÜC hatten wegen des Warnstreiks am Freitag den Busverkehr eingestellt. In Pandemie-Zeiten mache es keinen Sinn, dass sich die Fahrgäste in einige wenige Busse drängen würden, hießt es. Raimund Angermüller, Leiter des SÜC-Verkehrsbetriebs, bedauerte, dass die Tarifparteien in den vergangenen zwei Wochen nicht aufeinander zugegangen seien. Darunter würden die Fahrgäste und besonders die Schüler leiden.

Der Landesverband Bayerischer Omnibusunternehmen (LBO) erklärte in einer Pressemitteilung, man habe weiterhin kein Verständnis für diese wiederholte Tarifkampfmaßnahme und forderte die Gewerkschaft auf, von ihrer "überzogenen Lohnforderung" abzukehren.

Verdi fordert für die Busfahrer 3,50 Euro pro Stunde mehr, bei einer Laufzeit von 18 Monaten von den privaten Verkehrsunternehmen im Nah- und Reiseverkehr. Das sei eine Erhöhung um 30 Prozent und für die überwiegend mittelständischen Busunternehmen momentan schlicht nicht darstellbar, heißt es in der Mitteilung des LBO. Man verschließe sich Lohnerhöhungen keineswegs, zunächst müsse jedoch der Erhalt von Arbeitsplätzen Vorrang haben. Viele der im LBO organisierten Unternehmen hätten seit Beginn der Corona-Pandemie Einnahmeverluste von weit mehr als 60 Prozent.

Wegen der ungewissen Entwicklung der Corona-Pandemie hat der Landesverband der bayerischen Omnibusunternehmen eine Vertagung der Gespräche um sechs Monate vorgeschlagen. cw