Die Band "Klangfeder" begeistert bei ihrem Auftritt in der Kutschenhalle, der zugleich eine bunte Multivisionsschau war.
Udo Langer will mit seiner Band "Klangfeder" berühren, bewegen und inspirieren. Die Konzerte der Gruppe sind nicht alltäglich. Mit einer Multimediashow und Kompositionen, die ihresgleichen suchen, haben die Musiker ein tolles Konzept auf die Beine gestellt. "So etwas sieht man nicht alle Tage", hörte man eine Zuschauerin in der Kutschenhalle von Kloster Banz sagen - zu Recht.
"Seid bei euch, bleibt bei euch" - das sagt Udo Langer ziemlich oft am Abend und merkt das wahrscheinlich gar nicht, aber jede Wiederholung ist stets ehrlich gemeint, die Leute scheinen ihm das "abzukaufen". Auch seine Freude über den riesigen Publikumszuspruch ist echt. Die Kutschenhalle ist übervoll. Man spürt die Spannung, die in der Luft liegt.
Aufwühlen um jeden Preis?
Blinkende Sterne im Weltall gehen in Meereswellen über. Man sieht ein gigantisches Boot, dann wieder große altdeutsche Schriften oder eine lebensgroße alte Puppe in verwaschenen Farben. Untermalt ist das alles mit Kinderlachen und sakralen Chören. Audiovisuelle Überforderung macht sich breit. Ist das so gewollt? Aufwühlen um jeden Preis? Die Zuschauer machen große Augen und lassen sich darauf ein. Und genau das ist es, was die Band um Udo Langer erreichen will.
"Schließt die Augen und fühlt eure Wünsche, Gedanken und Träume. Gebt eurer Phantasie Raum!" Das wünscht sich Langer an seinem Keyboard. Man kommt nicht umhin zu glauben, dass der Mann seit Kindesbeinen Musik macht und mit seinem Synthesizer tief verwachsen ist. Ganz in blaues Licht getaucht, sitzt er vollkommen alleine da und strahlt Ruhe und Gelassenheit aus. Ganz in schwarz mit seiner dunklen Brille brilliert er mit Pianoklängen voller Inbrunst. Als der Rest der Band auf die Bühne kommt, ist Bewegung im Spiel.
Abgeklärt und relaxed
Einer sticht heraus: Marco Hofmann (E-Gitarre und Akkustikgitarre), komplett in weiß gekleidet, ist der Junior der Gruppe. Gerald Klimk zupft cool den Bass. Alle vier Musiker sind abgeklärt und spielen relaxed und stehen damit ganz im Gegensatz zu den oft aufwühlenden Filmen und Bildern im Großformat und den Hintergrundgeräuschen.
Mit ganz viel Gefühl spielen sie das Lied über eine Frau, die nie ausschlafen kann, die ihrem Mann alles recht machen will und "ihre Spiegel und ihr Image blitzblank putzt". Oder über den Mann, der auch nie schläft und aus seiner Tretmühle nicht herauskann, aber dafür unheimlich stolz auf sein Häuschen, seine hübschen Kinder und seine scharfe Frau ist.
Auf der Leinwand zieht derweil die "schlechte" Welt im Zeitraffer vorüber: Pumpen auf riesigen Ölfeldern, Krieg, Fahnenträger und marschierende Soldaten, das gleißende Licht einer Atombombe, so vermutet man. Überhaupt muss man in die überdimensionalen Bilder viel hineininterpretieren. Die Deutung bleibt jedem selbst überlassen, das soll sozusagen "im Auge des Betrachters" liegen.
"Kehr in dein Herz zurück" fordert die Band, erst langsam und melancholisch, ja fast spirituell, dann hymnisch und vor Kraft strotzend. Und Langer haut in die Tasten.
Die Gruppe hat aber auch Botschaften voller Poesie. Im Hintergrund ein schmusendes Paar am Meer im Sonnenuntergang und riesige Hände, die sich berühren und miteinander verschmelzen. Das übergreifende Thema Liebe ist allgegenwärtig und man kann sich dem Zauber der Balladen "Liebe lebt" und "Der Kuss" nicht entziehen. Soviel Inspiration liegt in Langers samtweicher Stimme.
Wecker im Großformat bilden den Hintergrund für das Lied "Was ist Zeit?", dem Lieblingssong der Band mit dem Credo "Sag, was bleibt von dir?". Die vier schaffen es, dass das Publikum beim Refrain immer lauter wird - nach diesem Highlight johlen und jubeln alle.
"Bauer sucht Jauch"
Harte Töne, die wie Schelte klingen, gibt es bei der zweiten Zugabe "Bauer sucht Jauch" in der sie absurde, die Jugend verblödende Fernsehshows besingen. "Diese eine Stimme macht mich so aggressiv", erzählt Langer "am Rande des Nervenzusammenbruchs". In der Stimme eines Jugendlichen singt er: "Wenn ich älter wär', würd' ich Heidi Klum verklagen ..." Besser kann es gar nicht passen, als man einen liebevollen, aufmerksamen Vater mit seiner jungen Tochter Arm in Arm in der ersten Reihe sitzen sieht. Das sind Augenblicke voller Rührung.
Ganz am Schluss spielt Herold noch einmal ein temperamentvolles, forderndes Trommelsolo - zuerst hart und marschartig, dann versöhnlich, und Bass, Gitarre und Klavier stimmen brüderlich mit ein. Ein wunderbares Konzert, die Menschen stehen und klatschen.