"Handwerklich gute Arbeit geleistet." Oder: "Fachlich Höchstleistung." Lobesworte wie die des Landrats Christian Meißner fielen am Montagmittag bei fünf von neun Programmpunkten. Es wurde nicht gefeie...
"Handwerklich gute Arbeit geleistet." Oder: "Fachlich Höchstleistung." Lobesworte wie die des Landrats Christian Meißner fielen am Montagmittag bei fünf von neun Programmpunkten. Es wurde nicht gefeiert, aber es wurde begangen. Anlass: Die Preisverleihung für das P-Seminar "13 Führerscheine - Dreizehn jüdische Schicksale" des Meranier-Gymnasiums Lichtenfels.
Großer Sitzungssaal, ein Chor steht bereit, ein Ministerialbeauftragter für die Gymnasien in Bayern ist gekommen, ein großes Presseaufgebot gleichfalls und auch ein Geschäftsführer des Verbands Bayerische Wirtschaft (VBW, Oberfranken). Vielleicht ist manch einem der Schüler erst jetzt klar geworden, zu was er da beigetragen hat. Zu etwas, "das nicht nur was für Lichtenfels" war, wie Ministerialbeauftragter Harald Vorleuter sagte, sondern zu etwas, "das deutlich darüber hinaus geht".
In monatelanger Arbeit rekonstruierten die Schüler eines Geschichtsseminars die Leben von 13 jüdischen Mitbürgern des Landkreises, die im Zuge der Entrechtung jüdischer Menschen in der NS-Zeit ab Dezember 1938 ihre Führerscheine abzugeben hatten (unsere Zeitung berichtete). Doch die Schüler rekonstruierten nicht nur, im Zuge der Recherchen konstruierten sie auch. Und zwar Neubeginne und sogar Freundschaften. Denn bei den Recherchen zu den Lebensläufen der Führerscheininhaber kam es zu Kontaktaufnahmen mit deren Nachkommen - mitunter bis nach Amerika.
Gesten der Versöhnung
Es kam zu Gesten der Versöhnung, es kam zu Freundschaften und Besuchen in Lichtenfels. Höhepunkt war ein mit Nachkommen der emigrierten oder ermordeten Lichtenfelser Juden begangenes Gedenken anlässlich der Reichpogromnacht im vergangenen Jahr. Es kam zu einer Ausstellung, die eine Wanderausstellung wurde. Demnächst wandert sie sogar bis nach Buenos Aires. Dies und die fachliche Qualität des P-Seminars einbeziehend, sprach Vorleuter bezüglich der Leistung von einem "herausragenden Leuchtturm".
Doch Lob sollte noch von ganz anderer Stelle kommen, von höchster in gewisser Weise. Charlotte Knobloch, mehrjährige einstige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland richtete sich mit einem persönlichen Schreiben an die Seminaristen des Meranier-Gymnasiums und versicherte ihnen, "einen Beitrag auch für die eigene persönliche Entwicklung geleistet" zu haben.
Das Persönliche, die Begegnung mit der Person, mit welcher man sich zu befassen hatte, ließ die Schülerin Sophie Rauh nicht kalt. Stellvertretend für ihre Mitschüler trat sie ans Rednerpult und erzählte von der Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit des Leo Wolf, jenes Altenkunstadters, dessen Leben zu recherchieren sie sich zur Aufgabe gemacht hatte. Der Lohn für all diese von den Schülern unter Anleitung durch Studiendirektor Manfred Brösamle-Lambrecht erbrachten Mühen: eine Weiterleitung für die Prämierung von P-Seminaren auf Bayernebene. Das P-Seminar Lichtenfels kommt als eines von dreien in Oberfranken auf bayerische Ebene zum Landesentscheid. Markus Häggberg