Schweigen im Walde? Von wegen!

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Auch die Goldammer ließ ihren unverwechselbaren Gesang ertönen. Fotos: Gerda Völk
Auch die Goldammer ließ ihren unverwechselbaren Gesang ertönen.  Fotos: Gerda Völk
Unter der fachkundigen Leitung von Bernd Flieger (Zweiter von rechts) wurde die heimische Singvogelwelt erkundet.
Unter der fachkundigen Leitung von Bernd Flieger (Zweiter von rechts) wurde die heimische Singvogelwelt erkundet.
 

natur  Singvogelfreunde gingen bei Vierzehnheiligen mit Bernd Flieger auf Entdeckungstour.

von unserer Mitarbeiterin Gerda Völk

Vierzehnheiligen — "Didit, didit, didit": Das melodische Zwitschern der Singdrossel ist schon von weitem zu hören. Sie ist nicht nur eine der am weitesten verbreiteten Singvogelarten in den Wäldern, sondern zählt jetzt im März auch zu den auffälligsten Sängern, erklärt Bernd Flieger. Trotz des relativ frühen Treffpunkts hat sich am Samstagmorgen eine Gruppe von Naturinteressierten am Parkplatz oberhalb von Vierzehnheiligen eingefunden, um unter der Leitung von Bernd Flieger die heimische Vogelwelt zu erkunden.
Mit 176 Kilometern haben Andreas und Simone aus Zwackau im thüringischen Saale-Orla-Kreis den weitesten Anfahrtsweg hinter sich gebracht. In den 1990er-Jahren hatte der Hobby-Ornithologe ein Schlüsselerlebnis am Obermain. Beim einen Besuch von Kloster Banz hörte er nicht nur den klangvoll flötenden Gesang eines Pirols, sondern sah den Vogel auch. "Dadurch habe ich einen ornithologischen Bezug zur Region bekommen", sagt der Vogelkundler.
An sein Erlebnis erinnerte sich der Zwackauer wieder, als er die Vorankündigung von der Vogelstimmen-Exkursion im Bad-Kurier gelesen hatte.
Mit dem relativ frühen Zeitpunkt im März wollte Bernd Flieger auf den Gesang der "Wintervögel" und der frühen Zugvögel aufmerksam machen.
Unweit vom Treffpunkt fällt auf einen in der Nähe stehenden Baum eine Goldammer auf, deren Gefieder in der Morgensonne leuchtet. "Die ist extra hergeflogen, weil sie in die Zeitung wollte", scherzt Andreas.
Die Goldammer ist nicht der einzige Vogel der sich am Waldrand blicken lässt. Auch ein Kernbeißer lässt seinen Ruf erklingen. "Ein Vogel, den man relativ selten singen hört, erklärt Bernd Flieger. Das auffälligste Merkmal am Kernbeißer ist sein großer Schnabel, mit dem er auch große Kerne zu knacken versteht.

Männchen machen die Musik

In das laute Schnarren eines Eichelhähers mischt sich der langsam-melodiös, getragene Gesang eines Rotkehlchens. Auch ein ungeübtes Ohr hört die Vielfalt der einzelnen Vogelstimmen heraus.
Wie Bernd Flieger erklärt, sind es bei den klassischen Singvögeln hauptsächlich die Männchen, die ihre Stimme erheben. Auch zu sehen gibt es einiges. Am Waldrand sucht eine Misteldrossel, die zu den größten heimischen Drosselarten zählt, nach Nahrung.
Wenig später fällt im momentan noch kahlen Laubwald ein Sperlingskauz auf. Die kleinste einheimische Eule benötigt als Lebensraum auch einen gewissen Anteil an Nadelgehölzen.
Auch wenn eine scheinbare Ruhe herrscht, ist doch viel Leben im Wald. Ein Eichhörnchen klettert einen von zahlreichen Spechthöhlen übersäten Baum hoch, schwingt sich zum nächsten Baum und verschwindet aus dem Blickfeld der Beobachter. Die verlassenen Nisthöhlen dienen auch anderen Vögeln als Nistplatz. Bei dem Waldgebiet handelt es sich um das Kerngebiet eines europäischen Vogelschutzgebietes.
Von Bernd Flieger ist außerdem zu erfahren, dass während der Hauptgesangszeit im Frühjahr die Vögel vollständige Strophen singen. Später im Jahr fällt ihr Gesang nicht mehr so umfangreich aus. Und wenn ein Vogelmännchen ein Weibchen anlocken will, dann singt er schon einmal den ganzen Tag, mit Ausnahme der Futtersuche. An diesem frühen Vormittag lässt auch die Tannenmeise ihr fröhliches "wize-wize-wize" erklingen. Der Wald ist alles andere als Schweigen.