"Schilda ist noch höflich ausgedrückt"

3 Min
Bekenntnis zum Steinweg: ASCO-Leiter Matthias Schmidt-Curio wollte zum 1. September den bilingualen Kindergarten "Ascolino" in einem leerstehenden Geschäft im Steinweg eröffnen. Daraus wird jetzt wohl nichts. Foto: Christiane Lehmann
Bekenntnis zum Steinweg: ASCO-Leiter Matthias Schmidt-Curio wollte zum 1. September den bilingualen Kindergarten "Ascolino" in einem leerstehenden Geschäft im Steinweg eröffnen. Daraus wird jetzt wohl nichts. Foto: Christiane Lehmann

Die Stadt will erst noch offene Fragen klären. Für Matthias Schmidt-Curio verzögert sich damit der Startschuss für den bilingualen Kindergarten. Was eine Menge Frust auslöst...

Matthias Schmidt-Curio ist stinksauer. Ein Gespräch mit Vertretern des Bauamtes, der Kämmerei, des Jugendamtes und Bürgermeister Thomas Nowak warf die bisherigen Pläne um den geplanten bilingualen Kindergarten "Ascolino" komplett über den Haufen. Fest steht seit Mittwoch: die 25 genehmigten Plätze für den Bereich Innenstadt werden zum 1. September definitiv nicht zur Verfügung stehen. Anvisiert ist jetzt Januar 2020. Probleme macht die Finanzierung und die erneut offene Standortfrage.

Weichen waren gestellt

Damit hatte der ambitionierte Unternehmer nicht gerechnet. Nach dem Beschluss des Jugendhilfesenats am 22. Mai hatte er die Weichen gestellt:

1. Ein leerstehendes Geschäft im Steinweg wurde bereits bei einem Ortstermin zusammen mit der Verwaltung favorisiert. Gespräche mit dem Vermieter laufen. Die Handwerker stehen in den Startlöchern.

2. Das Team ist gefunden. Die Leitung wird Sabine Groh übernehmen. Die Erzieherin mit jahrelanger Leitungserfahrung wird von zwei weiteren Erzieherinnen, einer Kinderpflegerin und einem Muttersprachler (Englisch) unterstützt.

3. Neben Eltern aus dem Landkreis und der Stadt Coburg haben sich mittlerweile auch schon künftige Coburger Eltern auf die Warteliste setzen lassen. "Aus dem Großraum Nürnberg kommt eine Familie im Herbst, die schon einen Platz reserviert hat", freute sich Schmidt-Curio noch am Dienstag im Gespräch mit dem Tageblatt.

Zusammen mit der neuen Kindergartenleiterin formulierte Schmidt-Curio am Donnerstag ein Schreiben an die Eltern, in denen er "schweren Herzens und enttäuscht" mitteilt, "dass wir den geplanten Start zum neuen Kindergartenjahr nicht werden realisieren können". Weiter heißt es: "All unsere Einwände, was diese Entscheidung für die interessierten Eltern, Kinder und schlussendlich natürlich auch für das motivierte Team, das bereits in den Startlöchern steht und auf Hochtouren das neue Kindergartenjahr vorbereitet, bedeutet, wurden leider von Seiten der Stadt nicht berücksichtigt."

Mit seinem Team sitzt er nächste Woche zusammen. "Wer davon noch übrig bleibt, weiß ich nicht. Wer wechselt schon mitten im Jahr, wer nimmt Personal für nur drei Monate?", fragt er sich frustriert.

Ursache für die ganze Misere ist im Grunde die auf fünf Jahre befristete Genehmigung der 25 Plätze, die allerdings nach dem Beschluss im Innenstadtbereich liegen müssen.

"Obwohl sich alle am Tisch einig waren, dass ,Ascolino' ein Selbstläufer wird und als Leuchtturmprojekt über Coburg hinaus strahlt, beinhaltet der Beschluss die Fünf-Jahres-Frist. Damit fallen wir komplett aus der staatlichen Förderung heraus", erläutert Schmidt-Curio. Außerdem müsse durch die Befristung auf die Kosten geschaut werden. Was dazu führt, dass der Umbau eines Bestands, wie beispielsweise ein leerstehendes Geschäft in der Innenstadt, deutlich teurer kommt als eine mögliche Container-Lösung. Davon gab es bereits zwei, die allerdings wieder verworfen wurden. Der Vorschlag von Schmidt-Curio, sich auf dem Gelände der Medau-Schule einzurichten, wurde abgelehnt, der Antrag der Grünen für eine Container-Lösung auf dem Areal der ehemaligen Spindler-Villa zurückgezogen.

Alternativen werden geprüft

"Wir haben Alternativen", sagt Reinhold Ehl, Leiter des Amtes für Jugend und Familie. Näher will er nicht darauf eingehen. (Wie zu erfahren war, ist das Gelände der Spindler Villa wieder im Gespräch.) Der Amtsleiter sieht die Verzögerung eher gelassen. Erst müsse die Finanzierung stehen, dann könne es los gehen. Die Fünf-Jahresfrist bei den 25 innerstädtischen Plätzen sei Bestandteil des Masterplans der Stadt, den der Stadtrat beschlossen habe. Da könne es keine Ausnahmen geben, daran müsse man sich halten.

"Wenn die Verwaltung mit Zwängen und Gremiumsbeschlüssen argumentiert, kann ich das noch nachvollziehen, doch die politischen Entscheidungsträger, auch ein Bürgermeister, können sich damit nicht herausreden", schimpft Schmidt-Curio. "Wenn eine Stadt dieses Konzept haben möchte, dann muss sie sich auch fragen, wie es realisiert werden kann. Und zwar langfristig." Die Bindung an die Innenstadt mache die Standortfrage schwer - vor allem im Hinblick auf eine mögliche Erweiterung. Auch von Nachhaltigkeit könne nicht gesprochen werden, wenn lieber Geld in eine Container-Lösung gesteckt werde als alten Bestand zu sanieren.

Alles nach Vorschrift

Eine Änderung des Masterplans hinsichtlich der Einschränkungen hätte eine Beschlussvorlage oder einen Stadtratsantrags gebraucht. Die Verwaltung sah dazu keine Notwendigkeit. Im Hinblick auf den Wegfall der staatlichen Steuergelder wird jetzt überlegt, ob noch ein Antrag gestellt wird. "Bürgermeister Nowak macht sich Gedanken", sagte Ehl im Gespräch mit dem Tageblatt.

Schmidt-Curio dazu: "Schilda ist noch höflich ausgedrückt!" Mehrere Angebote aus dem Landkreis hat er nach dem Beschluss ausgeschlagen. Doch mittlerweile streckt er vorsichtshalber seine Fühler wieder aus. Auch ein Gespräch mit dem Landrat will er suchen. Denn es gebe schließlich auch einen Bedarf im Landkreis, wo eine räumliche Ausweitung wesentlich einfacher wäre.

.