"Es ist ein Zukunftsbaum", so beschreibt der ehemalige Schreiner Günter Vogel (64 Jahre) aus Sailershausen den veredelten Speierlingsbaum-Sämling. Insgesamt 16 hat der Naturfreund für sich, Bekannte u...
"Es ist ein Zukunftsbaum", so beschreibt der ehemalige Schreiner Günter Vogel (64 Jahre) aus Sailershausen den veredelten Speierlingsbaum-Sämling. Insgesamt 16 hat der Naturfreund für sich, Bekannte und Nachbarn bestellt. Damit wollen er und seine Mitstreiter diesen besonderen Baum im Raum Sailershausen, einem Haßfurter Stadtteil, erhalten.
Der Baum des Jahres 1993 ist eine seltene "Sorbus-Baumart" wie die Elsbeere und liefert reiche Inhaltsstoffe für die Gesundheit. Die Früchte des Speierlings schauen je nach Sorte wie kleine Äpfel oder Birnen aus, sind aber mit der Eberesche (Vogelbeere) verwandt. Schon vor 2000 Jahren haben die Römer die wertvollen Früchte besonders für die Verdauung der Menschen und der Haustiere geschätzt und setzten die Pflanzen aus dem Wald in die Nähe der Häuser. Selbst ihre Veredelungstechniken, eine geeignete Möglichkeit der Vermehrung, werden heute noch angewandt. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Pflanzenanzucht aus Samen systematisch entwickelt.
Etwa Mitte September fällt das Obst vom Baum. Nach einer Woche Reife wird das hochwertige Fallobst teigig, süß und außergewöhnlich aromatisch. Die Fürchte können beispielsweise zu Mus, Konfitüre oder in Backwaren verarbeitet werden. Auch in der Most-Herstellung besteht Nachfrage. Nicht zu vergessen ist das Destillieren von Obstbrand. Aufgrund der raren Fruchtsorte ist der Speierling wie die Elsbeere einer der teuersten Edelbrände weltweit. Auf dem Holzmarkt nimmt das gelbliche, rostbraune Holz mit bis zu 15 000 Euro pro Kubikmeter für hervorragende Furnierstämme einen Spitzenplatz ein.
Besondere Pflege
Nach den Angaben des Forstwirtschaftsmeisters Matthias Hoch (30 Jahre) aus Rednershof bei Abersfeld sind in und um den Sailershäuser Wald um die "70 bis 100 Speierlingsbäume. Von jungen Sämlingen findet man auch Stämme, die bis zu 120 Jahre alt sind." Der Baum braucht als "Einzelgänger" eine besondere Pflege.
Vor drei Jahren lernte Günter Vogel den "Veredeler" Wolfgang Graf von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöcheim kennen. Jetzt lieferte Graf die seltene Ware, die Speierlingsbaum-Sämlinge, nach Sailershausen. "Der Baum ist so interessant und wichtig für unser ökologisches System", betont Vogel.
Die neuen Sämlinge werden zumeist auf private Obstwiesen gepflanzt. Im eigenen "Durchschnittsgarten" kann es irgendwann eng werden, 150 Zentimeter Stammdurchmesser ist bei ausgereiften Bäumen üblich. rr