Tausende von Besuchern spazieren beim 22. Kulmbacher Oldtimer-Treffen über das Mönchshof-Gelände und werden in alte Zeiten zurückversetzt. 800 Fahrzeuge lenken die Blicke von Jung und Alt auf sich.
Ein "Hühnerschreck" wird beim 22. Kulmbacher Oldtimer-Treffen am gestrigen Sonntag auf dem Mönchshof-Gelände zum Gesprächsstoff. Dabei handelt es sich um ein nicht alltägliches Fahrrad, das schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel hat. Ronald Fiedler, ein Ostalgiker vom Scheitel bis zur Sohle, nennt es sein Eigen.
"Es handelt sich um ein Zweirad mit Hilfsmotor der Magdeburger Armaturenwerke, das im Unterschied zu den heutigen E-Bikes mit Benzin betrieben wird", stellt der Sachse das auf dem Fahrradanhänger seines Wartburgs befindliche Zweirad vor.
Woher kommt der Name? Der 62-Jährige aus Reichenbach im Vogtland zuckt mit den Achseln. "Weil der Motor so laut ist, dass die Hühner davon erschrecken", meint ein Besucher im Vorübergehen. Stolz ist der Sachse auch auf seinen Wartburg 311 ("Ein praktisches und geräumiges Fahrzeug.") aus dem Jahre 1963, den er seit sieben Jahren fährt.
Auf Hochglanz poliert
Es ist eines von rund 800 auf Hochglanz polierten automobilen Kostbarkeiten, die auf dem Mönchshof-Gelände mit der Sommersonne um die Wette strahlen. Sie locken Tausende von Besuchern an. Das Gros der Fahrzeuge stammt aus den 1950er bis 1970er Jahren. Aber auch viele Besitzer von Vorkriegsfahrzeugen präsentieren ihre edlen Stücke der Öffentlichkeit. "Bei dem schönen Wetter können sie sicher sein, ihre edlen Karossen unbeschadet nach Hause zu bringen", sagt Vorsitzender Walter Schaller vom Oldtimer-Stammtisch Kulmbach.
Wegen des großen Andrangs öffnen zwei Hallen auf dem Mönchshof-Gelände ihre Pforten, in denen edle Karossen aus England zu sehen sind.
Blechliesel am Start
Wenn sich Bernd Fuhrich in seine Blechliesel setzt und hupt, dann meint man, einen Gockel krähen zu hören. Erschrocken und fasziniert zugleich bleiben die Leute stehen. Die vergoldete Hupe und das in der Sommersonne glitzernde Messing sind ein Hingucker. Der 63-Jährige aus Neustadt an der Waldnaab dürfte eines der wohl ältesten Fahrzeuge besitzen. Sein handgearbeiteter Ford "Tin Lizzy" aus Australien stammt aus dem Jahre 1912. "Das Dreiganggetriebe musste noch per Fußpedal bedient werden", erklärt der Oldtimer-Fan. Dies sei gewöhnungsbedürftig gewesen. Deshalb habe er vier Wochen lang auf Schleichwegen geübt, verrät Fuhrich.
Ein "Consul" auf vier Rädern
Ein paar Jahrzehnte jünger ist der Ford "Consul" von Siegfried Reichert aus dem Jahre 1974. Bereits in seiner Jugend hatte er die Marke gefahren, ehe er sich vor 20 Jahren erneut ein solches Auto kaufte. "In den modernen Fahrzeugen mit ihrer Elektronik piepst und quietscht es überall. Ein Oldtimer hingegen ist unkompliziert. In ihm fühle ich mich wieder wie jung", findet der 68-Jährige aus Marktleuthen im Landkreis Wunsiedel.
Andreas Henkel aus Untersteinach steht auf den unverwüstlichen Sound der australischen Hard-Rock-Legende AC/DC und der unverwüstlichen Ost-Auto-Legende "Trabant." Wenn der 57-Jährige mit seinem "Trabant-Kombi" aus dem Jahre 1989 auf ein Trabi-Treffen fährt, dann schläft er im Anhänger in AC/DC-Bettwäsche.
Sein Wagen ist übersät mit unzähligen Aufklebern. Wie wurde aus seinem Auto eine fahrenden Litfaßsäule? "Mit einer überklebten Schadstelle fing alles an. Am Ende war das ganze Auto überklebt", erzählt der Trabi-Liebhaber.