Neue Quellen geben Auskunft über das Leben des Komponisten Valentin Rathgeber und den Alltag im Benediktinerkloster Banz. Bezirksheimatpfleger Prof. Günter Dippold entdeckte die Schriftstücke unlängst durch einen glücklichen Zufall.
Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Günter Dippold hat neue Details über das Leben des Benediktinerpaters und Barockkomponisten Valentin Rathgeber entdeckt. Wir sprachen mit dem Historiker darüber, wie diese Quellen zu bewerten sind und welchen Blick sie zulassen auf das Alltagsgeschehen in Banz. Frage: Herr Professor Dippold, Sie haben neue Erkenntnisse zur Biographie Valentin Rathgebers gefunden. Um welche Quellen handelt es sich und wie sind diese Fakten einzuordnen?
Günter Dippold: Ich habe umfangreiche Notizen des Infirmarius, also des für die Krankenpflege bei seinen Mitbrüdern zuständigen Mönchs, gefunden. Sie stammen, mit einigen Lücken, aus den Jahren 1711 bis 1749. Darin enthalten sind viele medizinische Dinge, aber auch Ereignisse aus dem Klosterleben. Wir erhalten dadurch sozusagen Innenansichten des barocken Klosters Banz, die uns bisher weitgehend gefehlt haben. Valentin Rathgeber kommt in diesen Notizen recht häufig vor, so dass sich etliche neue Daten zu seinem Leben in Banz ergeben. Es formt sich geradezu ein Charakterbild.
Valentin Rathgeber war zu seiner Zeit so etwas wie ein Star. Welchen Bekanntheitsgrad hat der Komponist denn heute?
Rathgeber war im 19. Jahrhundert wenig bekannt, seine Werke wurden in der musikalischen Fachwelt gering geschätzt. Das hat sich seit dem frühen 20. Jahrhundert allmählich geändert. Gerade durch seine schlichte, einprägsame Harmonik und Melodik war Rathgeber eigentlich seiner Zeit voraus, er wirkte prägend für die Musik der Zeit des späten 18. Jahrhunderts. Im Übrigen trug zu seiner Beliebtheit bei, dass er bei seiner Kirchenmusik nicht mächtige Kathedralen, sondern Dorfkirchen mit wenigen Musikern im Blick hatte.
Sie referieren am Freitag in Banz detailliert über Ihre neuen Erkenntnisse. Wie oft kommt es in einem Historikerleben vor, etwas derart bahnbrechend Neues herauszufinden?
Ab und an finden sich immer wieder neue Quellen zu alten Themen, oder man kommt zu neuen Einsichten anhand alter Quellen. Aber die hier aufgetanen Unterlagen zu Banz im 18. Jahrhundert haben mich überrascht; immerhin beschäftige ich mich seit über drei Jahrzehnten mit der Geschichte dieses Benediktinerklosters. Einen solchen Zufallsfund hat man wirklich nur wenige Male in einem Historikerleben.