Räte klärten Fragen zum Konzept der Abwasserentsorgung

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von unserem Mitarbeiter Johannes Michel Zapfendorf — Eigentlich waren es nur sieben Tagesordnungspunkte. Fast bis 23.30 Uhr dauerte aber allein der öffentliche Teil der jüngsten Ma...

von unserem Mitarbeiter Johannes Michel

Zapfendorf — Eigentlich waren es nur sieben Tagesordnungspunkte. Fast bis 23.30 Uhr dauerte aber allein der öffentliche Teil der jüngsten Marktgemeinderatssitzung in Zapfendorf. Und dabei wurde noch ein Punkt vertagt. Neben umfangreichen Präsentationen ging es auch um Transparenz und die Frage, inwieweit der gesamte Gemeinderat in Entscheidungsprozesse eingebunden werden sollte.
Aber von vorne. Zunächst stellte Klaus Peter Gaul von der Firma Gaul-Ingenieure nochmals das Konzept zur Sanierung der Abwasserentsorgung in Zapfendorf vor und erläuterte die umgesetzten Maßnahmen der vergangenen Jahre.

Eine Million Euro investiert

Mittlerweile seien die Kanäle mit der höchsten Schadensklasse saniert - in zwei Jahren wurden fast 35 Prozent der sanierungsbedürftigen Rohre überarbeitet. Investiert wurde seit 2011 über eine Million Euro. Ein wichtiger nächster Schritt wäre eine Vermögensbewertung des Kanalnetzes. Durch kontinuierliche Abschreibungen, je nach zu erwartender Nutzungsdauer, würde die Abwassergebühr transparenter, Einmalzahlungen durch die Bürger nach größeren Sanierungen könnten vermieden werden.
Die neue Abwassergebühr würde sich nach Abschluss der Bewertung ergeben, der Preis könnte sich dabei in alle Richtungen bewegen. Eine Entscheidung fiel in der Sitzung noch nicht.
Ebenfalls nur zur Information diente die Abschlusspräsentation des in den vergangenen Jahren erarbeiteten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (SEK) durch Markus Schäfer vom Büro "Transform". Er wies noch einmal auf die wichtigsten Inhalte hin, etwa den Verzicht auf die Neuausweisung von Wohngebieten, den Umbau der Hauptstraße und der Bamberger Straße und die Aufwertung von Spielplätzen.

Zapfendorf ist Pilotgemeinde

Zwei Punkte stellte er heraus. Erstens: die Energetische Stadtsanierung. Hier ist Zapfendorf bundesweit Pilotgemeinde, ab dem Spätsommer sollen 21 Hausbesitzer konkret beraten und zehn bei der eigentlichen Sanierung begleitet werden. Die Beratung wird dabei hoch gefördert, nur etwa zehn Prozent der Kosten verbleiben beim Besitzer. Kleines Manko: Die Sanierung muss bis Ende Januar 2016 abgeschlossen sein - ein enges Zeitfenster.
Zweitens: Die Neuordnung in der Hauptstraße 26. Erst kürzlich hatte die Gemeinde das Anwesen der ehemaligen Brauerei "Drei Kronen" (Hofmann) mit Ausnahme des Gasthauses erworben. Für das Grundstück gebe es verschiedene Szenarien, im Fokus steht insbesondere der Bau eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ). Das ehemalige Brauhaus, mittlerweile Einzeldenkmal, müsste wohl erhalten werden. Unsicher ist noch, wie es mit der Gastronomie weitergeht - ursprünglich wollte die Gemeinde das gesamte Areal kaufen. Markus Schäfer sprach bei Umsetzung eines MVZs von einem Leuchtturmprojekt für die gesamte Region.
Allerdings stellt sich noch die Frage, inwieweit die Maßnahmen gefördert werden und über welches Städtebauprogramm. Es stehen hier mehrere bereit - auf Bundes- oder Landesebene, das erarbeitete SEK ist Zugangsvoraussetzung. Auch die Frage, ob sich die ehemalige Brauerei nicht als Biermuseum oder Bierakademie umbauen und nutzen ließe, kam auf. Ein solches Projekt hatte Landrat Johann Kalb (CSU) in seinem Wahlkampf angekündigt. Schäfer bejahte dies.
Dann folgte das Thema Transparenz. Zum Hintergrund: In einer Bauausschusssitzung vor rund drei Wochen wurde die Beschaffung von Spielgeräten für die Oberleiterbacher Spielplätze beschlossen. Planung und Bau erfolgten aber ohne Grundsatzbeschluss durch den Gemeinderat. Ein Antrag der CSU sah nun vor, diesen Bauausschussbeschluss zu widerrufen.
Bürgermeister Matthias Schneiderbanger räumte den Fehler ein, diesen Punkt nicht auf die Tagesordnung einer Sitzung nach seinem Amtsantritt gebracht zu haben. Der Bauausschuss sei dann aufgrund der Dringlichkeit tätig geworden, da die Spielgeräte eine längere Lieferzeit hätten und der Spielplatz zudem durch das Amt für Ländliche Entwicklung hoch gefördert werde. Und Gemeinderat Harald Hümmer (Wählergemeinschaft Oberleiterbach, WOB) äußerte sich zur Entstehung des Ganzen: In einer Wahlveranstaltung im Rahmen der Kommunalwahl sei das Thema erstmals aufgekommen. Der damalige Bürgermeister Josef Martin habe seine Unterstützung zugesichert und sei aufs Amt für Ländliche Entwicklung zugegangen; eine Entwurfsplanung wurde erstellt.
Christopher Rosenbusch (CSU), der den Antrag formuliert hatte, beklagte sich insbesondere über die mangelnde Transparenz des Verfahrens. "Wir sind nicht gegen den Spielplatz an sich, wollen aber klarstellen, dass der Gemeinderat das Hauptbeschlussgremium der ist. Er wurde nicht nach dem Ob gefragt, im Bauausschuss wurde einfach über das Wie entschieden." Diese mangelnde Transparenz habe Folgen, Gerüchte grassierten. Stefan Fischer (SPD) entgegnete: "Wir diskutieren hier in falscher Zusammensetzung" und spielte darauf an, dass das Thema bereits auf der Agenda des alten Bürgermeisters und damit des alten Gemeinderates hätte stehen müssen. Beschlossen wurde abschließend einstimmig, den Beschluss des Bauausschusses nicht zu revidieren. Die Planerin des Spielplatzes soll das Konzept allerdings noch einmal überarbeiten.
Einstimmig beschlossen die Räte, dass die Gemeinde aus dem Tourismusverband "Oberes Maintal - Coburger Land" austritt. Nachdem sich Coburg immer mehr in Richtung Thüringen orientiere, sei der Austritt folgerichtig, da auch der Kreis Lichtenfels ausgetreten sei.