Quartiere für die lautlosen Jäger

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So sieht ein Fledermauskasten aus. Fotos: Freimut Brückner
So sieht ein Fledermauskasten aus.  Fotos: Freimut Brückner
Petra Altrichter, Gerhard Hübner (Zweiter Vorsitzender der LBV-Kreisgruppe Coburg) und Freimut Brückner hängen auf den LBV-Flächen die Fledermauskästen auf.
Petra Altrichter, Gerhard Hübner (Zweiter Vorsitzender der LBV-Kreisgruppe Coburg) und Freimut Brückner hängen auf den LBV-Flächen die Fledermauskästen auf.
 

Die geheimnisvollen Flattertiere in heimischer Flur zählen zu den am stärksten gefährdeten Tiergruppen. LBV-Mitglieder haben für die geschützten Säuger Kästen aufgehängt.

Sie leben - oft unbemerkt - mitten unter uns. Gar nicht so selten nehmen sie als "leise Untermieter" Quartier in Dachstühlen von Häusern und Kirchen oder hinter Wandverkleidungen oder Dachziegeln. Abends oder nachts sind sie dann bei der Jagd nach Insekten und Spinnentieren zu beobachten. In Gärten und Parks, an Flüssen und Teichen oder um Straßenlaternen orten sie im lautlosen Flatterflug per Ultraschall ihre Beute (gerne Stechmücken) und fangen sie geschickt. Fledermäuse zählen in Mitteleuropa zu den am stärksten gefährdeten Tiergruppen - der Verlust von Wochenstuben und Winterquartieren und der Rückgang geeigneter Jagdbiotope, oft kombiniert mit dem Einsatz von Holzschutz- und Insektenbekämpfungsmitteln, macht ihnen das Leben schwer. Viele Menschen fürchten sich zudem vor Fledermäusen und bringen kein Verständnis für deren Erhalt auf. Sehr zu Unrecht, denn die nächtlichen Insektenjäger sind völlig harmlos, und die oft als lästig empfundenen Kotkrümel sind wertvoller Pflanzendünger. Fledermäuse sind die einzigen Säugetiere, die fliegen können. Sie gehören zur Ordnung der Handflügler (Chiroptera). Die Fortpflanzungsrate ist mit ein bis zwei Jungen im Jahr sehr niedrig. Dank spitzer Krallen an den Füßen und dem Daumen als einzigem freien Finger können sie erstaunlich gut klettern und Ruhephasen sowie den mehrere Monate andauernden Winterschlaf in hängender Stellung verbringen. Dazu verstecken sie sich gerne in einem geschützten Hangplatz, zum Beispiel in einem an der Decke angebrachten Hohlblockstein.
Ihre Lebenserwartung liegt im Schnitt bei fünf bis sieben Jahren, in Einzelfällen sogar bei 30 Jahren. Von weltweit circa 900 bekannten Arten sind in Deutschland 27 und in Bayern 24 Arten nachgewiesen.
Im Stadt- und Landgebiet von Neustadt wiederum kommen 14 der im Landkreis Coburg dokumentierten 17 Fledermausarten vor, davon am häufigsten das Braune Langohr, die Fransen- und die Mopsfledermaus, die Wasserfledermaus sowie die Zwergfledermaus. Ohne geeignete Lebensräume können die Fledermäuse nicht überleben. Als unverzichtbare Schutzmaßnahmen sind zum Beispiel zu nennen: bekannte Fledermausquartiere schützen und Störungen vermeiden; keine Holzschutz- oder Schädlingsbekämpfungsmittel in den Quartieren verwenden; Fledermauskästen anbringen, dicht gemachte Dachböden zugänglich machen; Gärten mit nachtblühenden Stauden gestalten und auf Pestizide verzichten.
Die Situation im Raum Neustadt ist nicht so schlecht. Es sind einige frostsichere Keller am Muppberg, im Stadtgebiet und an der Staatsstraße 2708 als geeignete Winterquartiere vorhanden. Zur Verbesserung der Situation bei den Sommerquartieren haben Mitglieder des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) vor kurzem sechs von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Coburg zur Verfügung gestellte Fledermauskästen am LBV-Teich in der Heide und am Südhang des LBV-Grundstücks am Plestener Spitzberg aufgehängt. Darunter befindet sich auch eine Großraum- und Winterschlafhöhle, die zu größerer Kolonie- und Wochenstubenbildung sehr gut geeignet ist und gerne von den Fledermäusen angenommen wird. Des Weiteren wurden noch ein paar Flachkästen an geeigneten Stellen angebracht.
"Die heimischen Fledermäuse genießen einen strengen gesetzlichen Schutz. Bei Problemen mit Fledermäusen sollte fachmännischer Rat gesucht werden", betont Freimut Brückner vom LBV Neustadt. Beim LBV stehen dafür die Leiterin der Fledermausgruppe, Dagmar Papadopoulos, Telefon 09561/15124, und Petra Altrichter von der LBV-Ortsgruppe Neustadt, Telefon 09568/87741, zur Verfügung. red