Problemfall Schwarzkittel

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Die Wildschäden sind vor allem auf den Wiesenflächen, die an den Buchwald angrenzen, enorm.
Die Wildschäden sind vor allem auf den Wiesenflächen, die an den Buchwald angrenzen, enorm.
Im Rahmen eines Erörterungstermines diskutierten Vertreter der Landwirtschaft, der Bayerischen Staatsforsten und der Jägerschaft darüber, wie man der Wildschweinplage Einhalt gebieten kann. Fotos: Reißaus
Im Rahmen eines Erörterungstermines diskutierten Vertreter der Landwirtschaft, der Bayerischen Staatsforsten und der Jägerschaft darüber, wie man der Wildschweinplage Einhalt gebieten kann. Fotos: Reißaus
 

Die Bauern der Gemeinde Ködnitz sind ratlos. Wildschweine werden zum immer größeren Ärgernis für die Äcker rund um die Wälder. Doch lässt sich das Problem nur gemeinsam lösen. Dafür gab es ein erstes Treffen.

Die Landwirte rund um den angrenzenden Staatswald zwischen Hauenreuth, Tennach und Lindau wollen die zum Teil sehr massiven Wildschäden auf den landwirtschaftlichen Nutzflächen durch die "Schwarzkittel" nicht länger hinnehmen. Im Rahmen eines Erörterungstermines, zu dem die Geschäftsstelle des Bayerischen Bauernverbandes in Kulmbach eingeladen hatte, wurde gemeinsam mit den Bayerischen Staatsforsten, der Jagdgenossenschaft, der Landwirtschaft und den Jägern nach Lösungen gesucht, wie man die Wildschweinplage in den Griff bekommen kann.


Wirtschaftliche Schäden

Vollends wird man das Problem nicht lösen, sondern nur wirksam bekämpfen können, wie Forstbetriebsleiter Fritz Maier von den Bayerischen Staatsforsten feststellte. BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger sprach nicht lange um den "heißen Brei": "Wir haben, wie immer, Probleme mit den Wildschweinen und den damit verbundenen Schäden an den landwirtschaftlichen Flächen unserer Bauern. Fest steht, dass wir die Problematik nicht beheben, aber vielleicht verbessern können. Die Botschaft nach draußen ist, dass wir gemeinsam nach Lösungen suchen."
Jagdvorsteher Gerhard Sack ging auf die örtlichen Probleme ein und schilderte die derzeitige Situation: "Wir sind Angrenzer an den Buchwald mit seinen 260 Hektar, der natürlich, wie der Name schon sagt, sehr viele Früchte für die Wildschweine bereithält. Das große Problem sind bei uns die Wiesenschäden. Es sind nicht die tiefen Umbrüche da, sondern es ist mal da und mal da gegraben. Die komplette Wiese wird von den Wildschweinen heimgesucht." Sack verwies darauf, dass die Probleme nicht nur in Tennach, sondern auch angrenzend bei Hauenreuth auftreten.


Bis zu 25 Wildschweine

Landwirt Reinhard Heisinger berichtete, dass er noch vor ein, zwei Jahren Mais anbaute, doch davon mindestens ein Hektar an die Wildschweine verlor. Heisinger: "Es kommen nicht nur wie früher zwei, drei Wildschweine, sondern 20 bis 25. Die Wildschweine machen auch bei nur einem Besuch derart viel Schaden, dass ich aus meiner Sicht keinen Mais mehr sähen kann."
Bürgermeister Stephan Heckel-Michel ging es darum, gemeinsam zu überlegen, mit welchen Aktionen man der Plage Herr werden, aber auch eine Sensibilisierung für die Politik erreichen kann: "Es gibt für alles Mögliche Entschädigungsfonds und hier haben wir wirklich massive Beeinträchtigungen der Landwirtschaft. Uns ist auch bewusst, dass vieles vor Ort geregelt wird und oftmals ist es gar nicht bekannt, welches Schadensbild verursacht wurde", sagte er.
Forstbetriebsleiter Fritz Maier verwies auf die Struktur mit dem Buchwald, dem "Kessel" und den anderen Waldgebieten des Staatsforstes: "Alle kennen die Entwicklung vom Schwarzwild in den letzten 20 Jahren. Die Kurve steigt exponentiell nach oben. Es gibt immer mal wieder ein Jahr, in dem vielleicht in einem Landkreis ein paar weniger Wildschweine geschossen werden. Bei uns ist es aber sogar so, dass wir bis Ende März insgesamt sogar noch ein paar Wildschweine mehr geschossen haben als im letzten Jahr, aber damit haben wir diese Kurve nicht im Griff. Wir versuchen alles, um mit den Landwirten Ideen zu entwickeln, was wir im Landkreis Kulmbach dagegen machen könnten."


Zwei Drückjagden pro Jahr

Als ein wichtiges Instrument für den Abbau des Schwarzwildes bezeichnete Maier die großräumigen Drückjagden: "Wenn man die Zahlen anschaut, werden zwei Drittel vom Schwarzwild auf Drückjagden erlegt. Als Einzeljäger haben Sie da keine Chance! Wo wir überhaupt was tun können, das sind im Wesentlichen die Großjagden und hier ist Kulmbach nach unserer Einschätzung wirklich beispielgebend." Erklärtes Ziel ist es nach den Worten von Maier, zweimal im Jahr eine Drückjagd vorzunehmen - leider fiel witterungsbedingt ein Termin im Januar aus.
Eine weitere Veränderung wird sich im Waldgebiet "Kessel" ergeben. Dort wird das Gebiet künftig wieder vom Staatsforst bejagt. Maier: "Wir werden alles tun, aber ich kann nichts versprechen. Wir versuchen auch den Anteil der Bachen deutlich zu erhöhen, aber es gibt auch gesetzliche Grenzen. Wir werden nichts tun, was illegal ist. Wir werden aber versuchen, zusätzliche Jäger zu bekommen, die auf unsere Flächen gehen."
Kreisjagdberater Clemens Ulbrich lobte die Einstellung der Landwirte in der Gemeinde Ködnitz, denen der Friede im Ort und mit den Jägern wichtiger ist als hohe Schadensersatzforderungen. Der Nachteil ist freilich, dass diese Schäden aber nirgendwo dokumentiert sind. Maier sicherte zu, dass der Buchwald weiterhin im Fokus der Bayerischen Staatsforsten bleiben wird und es werden auch jährlich zwei Drückjagden durchgeführt: "Wir versuchen, das Waldgebebiet "Kessel" mit dazuzunehmen und Sie versuchen, dass alle Angrenzer dabei mitmachen und dann hoffen wir natürlich, dass wir was bewegen."