Ein komplett regionales Projekt ist die Veröffentlichung des Stückes "Heute oder Morgen". Musicalstar Uli Scherbel erweckt den 30 Jahre alten Titel zu neuem Leben.
"Heute oder Morgen" - 1989 schrieb der Komponist und Texter Adelbert Roß diese wunderbare Ballade. Jetzt, mehr als über drei Jahrzehnte später, erscheint das eingängige Stück in neuem Gewand. Dass der mit viel Feingefühl neu aufgelegte Titel so frisch und zeitgemäß daherkommt, ist dem Einsatz oberfränkischer Akteure zu verdanken. Produziert vom Musikverlag Bernhard Geiger aus Kronach, co-getextet von Kati Schubert, aufgenommen und gemixt im Tonstudio von Klaus Pfreundner in Hummendorf und interpretiert von dem aus Rothenkirchen stammenden Schauspieler und Sänger Uli Scherbel entstand sowohl eine Bigband- als auch eine Pop-Version.
"Ich notierte die Partitur damals noch handschriftlich. PCs gab es ja zu jener Zeit noch nicht", sagt Adelbert Roß, der nach seinem Studium in Sologesang, Klavier und Komposition an der Fachakademie für Musik in Nürnberg mit 29 Jahren ein Engagement als Opernsänger am Landestheater Coburg erhielt. Hier stand der Bayreuther bis 2012 als Sänger und Solist (Bass) auf der Bühne.
Sehr guten Sänger gesucht
Schon während seines Studiums und auch später komponierte und arrangierte er Schlager und Bigband-Titel. "Ich schrieb das Stück für den Grand Prix der Volksmusik. Es wurde aber leider nicht angenommen", bedauert der Vollblutmusiker, der mittlerweile - nach einer schöpferischen Pause - 2018 seine eigene Band, die "Bert-Ross-Bigband", gründete und neu durchstartete. "Es lief richtig gut. Wir waren viel unterwegs - bis Corona kam", erklärt der 71-Jährige. Als er im letzten Winter beim Musikhaus Geiger Noten kaufte, erzählte er von seinen Kompositionen.
Bernhard Geiger und Musikverlagsmanagerin Kati Schubert erinnern sich: ",Heute oder morgen‘ hat uns sofort gefallen."
Zunächst wurde von Erwin Jahreis eine Notenausgabe für Bigband arrangiert. Schnell sei auch klar gewesen, dass diese Fassung eingespielt und von einem sehr guten Sänger mit einem großen Tonumfang eingesungen werden müsse. Dies galt umso mehr, als man auch eine Pop-Version ins Auge gefasst hatte, um der Komposition einen zeitgemäßen Touch zu verleihen.
Als Bernhard Geiger bei seiner Hausbank ein Plakat von Uli Scherbel sah, habe es bei ihm "Klick" gemacht. Über Verwandte des Sängers kam er an die Handynummer des Künstlers. Wie es der Zufall so wollte, saß dieser gerade im Zug nach Kronach - und einen Tag später stand er bereits im Musikhaus Geiger, wo man ihm die Idee näher vorstellte.
"Eigentlich war das Ganze zunächst nur als Demo gedacht, dass ich dem Titel einfach meine Stimme leihe", erzählt Uli Scherbel, dem als heimatverbundenem Franken der Support regionaler Musikprojekte ein großes Anliegen ist. Da sein musikalisches Herz dem Musiktheater, dem Swing und vor allem auch der Interpretation der Udo-Jürgens-Lieder gehört, sehe er diesen Abstecher in die Welt des Schlagers durchaus auch mit einem gewissen Augenzwinkern.
Aufnahme im Studio Pfreundner
Freilich lässt sich der vielseitige Künstler nur ungern in eine Schublade stecken und fand es sogar außergewöhnlich spannend, einen noch unveröffentlichten Titel mit seiner Stimme zum Leben zu erwecken: "Natürlich habe ich bei so einem Projekt auch eine große Verantwortung dem Komponisten gegenüber, denn immerhin sind es seine Ideen, denen ich stimmlichen Ausdruck verleihe", bekundet er.
Die Aufnahme erfolgte im Tonstudio von Klaus Pfreundner, der zusammen mit Christian Wahl für den Songmix verantwortlich zeichnet. "Jedes Stück ist anders und braucht eine andere Herangehensweise, einen anderen künstlerischen Ansatz", betont Klaus Pfreundner. "Ein Song benötigt mehr als nur Noten, Harmonie und einen schönen Rhythmus, um die Menschen anzusprechen und sie emotional zu berühren."
Professionelle Vermarktung
Um eine große Verbreitung des Titels zu erreichen, betreibt der Music-Service Geiger die Abteilung "Geigermusicmedia", die sich speziell auf die Promotion und Vermarktung von Musikwerken und Künstlern spezialisiert hat. Dabei arbeitet man mit namhaften Musikproduzenten und Labels zusammen und veröffentlicht, auch über das eigene Label "BG-Ton", Musik vieler Stilrichtungen, unter anderem auch digital. Inzwischen wird "Heute oder morgen" bereits bei mehreren Radiosendern gespielt.
"Ich habe mich sehr gefreut, dass Adelbert Roß so glücklich mit dem Ergebnis ist. Schließlich ist es sein Werk", meint Uli Scherbel bescheiden. "Gerade weil Auftritte bis auf weiteres nicht möglich sind, habe ich so die Gelegenheit, trotzdem zu singen und auf diese Weise Kontakt zum Publikum zu halten."
Dass er dabei in ein neues Genre hineinschnuppert, sei für ihn zusätzlich reizvoll, sei doch Musik in ihrer unterschiedlichen Vielfalt in dieser Zeit ganz besonders wichtig. Der Sänger befindet sich aktuell in der coronabedingten Zwangspause und arbeitet deshalb auch wieder in seinem alten Beruf als Krankenpfleger, in palliativ-pflegerischen Bereichen.
Ohne Corona wäre das Kronacher Musikprojekt auch nicht zustandegekommen, da Uli Scherbel theatermäßig bis Ende des Jahres komplett ausgebucht gewesen war. So habe durch eine schlechte Sache letztlich auch etwas Gutes entstehen können. Und mit einem regionalen Team zusammen zu musizieren, sei einfach klasse. Dennoch hofft er natürlich, bald wieder selbst auf der Bühne stehen zu können, vor allem bei den beiden in Kronach geplanten und längst ausverkauften Konzerten im kommenden Mai mit der Pavel-Sandorf-Bigband.