In der Reihe "Weltklassik am Klavier" saß diesmal die Georgierin Catherine Gordeladze am Piano.
Roberto Bauer hatte seine Freude. Der Mann, der der Klavier-Veranstaltungsreihe "Weltklassik" heimisches Gesicht gibt, erwähnte als Moderator gleich zweimal, dass Lichtenfels nun "ein kleines Klassik-Mekka" geworden sei. Am Sonntag pilgerte auch die Pianistin Catherine Gordeladze nach Lichtenfels und nahm am Flügel der ehemaligen Synagoge Platz.
"Weltklassik am Klavier - Chopin und ein farbenprächtiges Kaleidoskop", so der Programmname, hinter dem noch ein Ausrufezeichen stand. Das Programmblatt wies Rameau, Beethoven, Czerny und Chopin aus. Doch es sollte zur Pause hin ein bisschen Irritation im Publikum herrschen.
"Tief gründende Musikalität"
Hatte die Frau mit der "ursprünglichen, tief gründenden Musikalität" (FAZ) Veränderungen in der Reihenfolge vorgenommen? Hatte sie. Und sie kündigte solche auch für nach der Pause an, in Richtung Donizetti und Liszt gehend. Kern blieb aber die Sonate Nr. 1 f-Moll op. 2 Nr. 1 von Beethoven bzw. die Walzer op. 34 von Chopin. Wie würde die Pianistin von internationalem Renommee, der man einen "Perlenton" unterstellt, diese Werke bewältigen? Perlenton - der Begriff ist unpräzise, denn es ist vielmehr ein perlender Ton. Auch diesmal sollte sich erweisen, dass Pianisten eine Handschrift haben, einen eigenen Anschlag. Aufregend gestaltete die rot gewandete Georgierin das Allegro aus, modellierte ein in As-Dur stehendes Seitenthema und bemeisterte all die Läufe glänzend.
Eine Entdeckung war auch das Adagio, welches das Moderate aber nach einigen Takten abzulegen schien. Gordeladze ergab sich dem durch den Bonner geschaffenen eigenen Adagio-Stil und zeigte sich so locker beispielsweise all den tänzelnden Momenten gewachsen, die Beethoven einen Satz später in eine strenger anzumutende Form goss. Interessant war es auch, die Gebärden Gordeladzes zu betrachten. Bisweilen ausladende Bewegungen, mitunter in dem Sinne wirkend, den Tönen etwas Beiläufiges mitzugeben.
Dass Chopins Walzer Nr. 1 seine Gefälligkeit auch über den enormen Reiz in der Auflösung seines Motivs bezieht, machte die Frau am Klavier nachhaltig deutlich. Der Applaus, den ihr das zahlreich erschienene Publikum spendete, war herzlich. Überhaupt: das Publikum. Auffällig an ihm ist, dass neben Stammgästen auch immer wieder neue Gesichter auftauchen. Vielleicht taucht auch Catherine Gordeladze mal wieder in Lichtenfels auf, angenehm berührt von der Freundlichkeit, die ihr entgegenschlug, schien sie.