"Patienten sollten geduldiger sein"

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An der Tür hängt ein eindeutiger Hinweis. Fotos: Andreas Dorsch
An der Tür hängt ein eindeutiger Hinweis.  Fotos: Andreas Dorsch
Die Ärzte Frank Missel und Roland Maeumbaed (vorne von links) und ihr Personal in Schutzausrüstung.
Die Ärzte Frank Missel und Roland Maeumbaed (vorne von links) und ihr Personal in Schutzausrüstung.
 

Das Virus stellt auch den Betrieb in einer Höchstadter Hausarztpraxis auf den Kopf. Einlass nur mit Voranmeldung.

Andreas Dorsch Wer in den vergangenen Wochen nicht beim Arzt war und sich jetzt mit Fieber und Husten, oder einfach nur einer Verletzung am Arm, in seiner Hausarztpraxis untersuchen lassen möchte, wird erst einmal vor verschlossenen Türen stehen.

Patienten können sich derzeit den spontanen Gang zum Arzt sparen. Sie sollten vielmehr zunächst zum Telefon greifen und in der Praxis anrufen. So bietet beispielsweise die Gemeinschaftspraxis von Dr. Roland Maeumbaed und Dr. Frank Missel Sprechstunden "nur noch in dringenden Fällen und nach telefonischer Voranmeldung" an.

Das erfahren die Patienten der Praxis in der Höchstadter Hauptstraße bereits an der Eingangstür im Erdgeschoss auf einem unübersehbaren Aushang. Vor allem wenn sie Anzeichen einer Erkältung haben oder in einem Risikogebiet waren, sollen sie sich erst einmal telefonisch melden. Rezepte und Überweisungen werden dann vom Praxispersonal nach den Sprechstunden ausgegeben.

Ab zur Schwerpunktstelle

"Wer sich mit Corona-Symptomen meldet, wird zum Corona-Test an die nächste Schwerpunktstelle verwiesen", sagt Frank Missel. Für Patienten aus Höchstadt befindet sich die offiziell am Westbad in Erlangen. Die Patienten müssen ihre Telefonnummer angeben, werden dann angerufen und bekommen mitgeteilt, wann sie zum Test erscheinen können.

Das Team in der Gemeinschaftspraxis schützt sich selbst "so gut es geht", sagt Missel. Das beginnt schon damit, dass immer nur ein Patient eingelassen wird. Das Wartezimmer ist verwaist. Der Patient bekommt sofort einen Mundschutz verpasst und muss die Hände desinfizieren. Dann trifft er auf Ärzte, die hinter ihren Masken und dem Plexiglas-Gesichtsschutz kaum zu erkennen sind.

Es wird unpersönlich

Natürlich tragen auch die Arzthelferinnen Mundschutz und arbeiten weitgehend hinter Schutzwänden aus Plexiglas und Plastikfolien. Auch aus Sicherheitsgründen tun sie das inzwischen in einem Schichtdienst.

Einig sind sich die Damen, dass diese Art von Praxisbetrieb in Corona-Zeiten sehr unpersönlich ist. Leider müssen sie sich auch immer wieder mit Patienten auseinandersetzen, die recht ungehalten reagieren und kein Verständnis für die strengen Sicherheitsmaßnahmen haben. Der Wunsch des Personals: "Die Patienten sollten geduldiger sein."

Die Versorgung mit neuen Schutzmasken klappt inzwischen. Diese bekommt die Praxis von der Höchstadter Feuerwehr täglich gebracht. Die gebrauchten Masken müssen wieder abgegeben werden.

Ein bewusst positiver Corona-Patient ist in der Praxis Maeumbaed/Missel bisher noch nicht aufgeschlagen. Angst, sich mit dem Virus anzustecken, haben die beiden Mediziner "eigentlich nicht", zumal ja kaum mehr ein Patient kommt. Dafür rechnen sie aber auch mit geschäftlichen Einbußen.

Mit Blick auf den weiteren Verlauf der Pandemie ist Roland Maeumbaed überzeugt, diese erst durch eine Impfung richtig in den Griff zu bekommen. Um bis zur Herstellung eines Impfstoffs gegen Corona wenigstens einer bakteriellen Lungenentzündung vorzubeugen, empfiehlt er eine Pneumokokken-Impfung, wie sie sich auch Kanzlerin Merkel jüngst hat verabreichen lassen.

Dass jetzt in Zeiten von Corona immer weniger Leute wegen anderer Erkrankungen ärztlichen Rat suchen, stellt Maeumbaed übrigens nicht nur in der Praxis fest. In seinen letzten drei Notarztdienst-Nächten wurde er zu keinem Einsatz gerufen - sonst unvorstellbar.