Während Fußballer zum Teil bereits auf Kreisebene mit Geld und Prämien zu Vereinen gelockt werden und die Teams bei Misserfolg regelrecht auseinanderfallen, seien die beiden Ausdauersport-Abteilungen des SV Bergdorf-Höhn und deren Erfolg in den vergangenen Jahren auf natürliche Weise gewachsen. Ob Kreismeister, bayerischer Meister, deutscher Meister oder Teilnahme an Europameisterschaften: "Geld bekommt bei uns keiner. Startgelder werden von unseren Sportlern selbst bezahlt. Nur bei Meisterschaften wird dieses Startgeld rückerstattet", sagt Stejskal.
Aber warum sind die Sportler trotz dieser auf den ersten Blick eklatanten finanziellen Nachteile für die Aktiven trotzdem so erfolgreich? Dafür gibt es nach Überzeugung von Stejskal mehrere Gründe: Erstens, weil sein Klub dadurch viele Charakterköpfe und Menschen mit extremer intrinsischer Motivation anzieht. Für die Höhner Ausdauersportler sei schließlich der Sport nicht Mittel zum Zweck, sondern eine Lebenseinstellung. Kurzum: "Wir tun es, weil wir es lieben - und nicht für Geld."
Topläufer und Topfahrer beim SV
Mit Florian Beck, Dominik Mages und Daniel Götz verfügt der SV Bergdorf-Höhn im Männer-Bereich gleich über drei der besten bayerischen Läufer. Aber auch Jens Fleischhauer, Frank Elsner, Andreas Neuwald und Michael Wolter zählen zu den Top-Seniorenläufern der Region. In der neu formierten Radsportabteilung treffen junge Wilde, wie der derzeitige Topfahrer Felix Pöpperl, auf Koryphäen wie Volker Stegner sowie Harald Höhn. Neu dabei ist außerdem der zigfache bayerische Meister und Radsport-Trainer Christopher Schunk.
Herausragende Athleten
Ralf Stejskal selbst ist als Langläufer eine Legende seines Sports im Landkreis Coburg. Außerdem sind er und Tom Heumann die beiden "Masterminds" hinter den vielen Events in Höhn. Alle eint die bedingungslose Liebe zu ihrer jeweiligen Sportart.
Ein weiterer Grund für den Erfolg: In Höhn sind alle gleich. So stehen beispielsweise die Spitzenläufer beim Honda-Berglauf genauso als ehrenamtliche Helfer bereit wie alle anderen Abteilungsmitglieder. Nicht selten nehmen einige noch die Doppelbelastung Helfer und Laufteilnehmer während eines Tages gerne in Kauf. Im Übrigen werden auch die Höhner Loipen ehrenamtlich gespurt, und das bei entsprechender Schneelage täglich.
Und drittens verbindet viele Sportler in dem am höchsten gelegenen Stadtteil der bayerischen Puppenstadt Neustadt bei Coburg nicht nur die Sportleidenschaft, sondern darüber hinaus eine langjährige Freundschaft. "Wer sich im Wettkampf unter Extrembedingungen aufeinander verlässt, der weiß, dass man auch im echten Leben aufeinander zählen kann", sagt Daniel Götz. Laufen, Radfahren und Skilanglaufen mögen zwar auf dem Papier Einzelsportarten sein, aber der SV Bergdorf-Höhn sei wie ein "gallisches Dorf", sagen Götz und Stejskal übereinstimmend. Und doch geht es nicht ganz ohne Geld. Bei Veranstaltungen ist der Klub auf Sponsoren angewiesen, um die Sachpreise, Urkunden und Medaillen zu bezahlen. Dieses Suchen nach Sponsoren sei im vergangenen Jahrzehnt immer schwieriger geworden. So würde der SV Bergdorf-Höhn zum Beispiel gerne die Fahrtkosten seiner Topläufer zu Wettkämpfen erstatten, kann dies aber aktuell finanziell nicht stemmen. Genauso kostet der Unterhalt der Pistenraupe jährlich einen vierstelligen Betrag.
"Unsere Sponsorenanfragen laufen - mit einigen Ausnahmen - oft ins Leere, weil die wenigen Sponsoren bereits die vermeintlich großen Fußballklubs der Region sowie Handball und Basketball unterstützen. Unter den rein sportlich betrachteten Gesichtspunkten sind unsere Topläufer denen aber mindestens ebenbürtig und in einigen Fällen sogar deutlich voraus", beklagt Stejskal die aktuelle Lage.
Dass der Ausdauersport keine Lobby hat, damit haben sich der Abteilungsleiter und sein starkes Team mittlerweile abgefunden. Aber: "Leidenschaft und Erlebnis sind unterm Strich ohnehin viel mehr wert als Geld", weiß Götz.