Dass die Mitglieder eines Fischereivereins nur Tiere aus dem Wasser ziehen, stimmt nicht. Den Kleinsendelbachern geht es um mehr.
Damit Naturschutz möglichst effektiv und wirkungsmächtig ist, muss er im Regionalen ansetzen. Nicht anders ist dies hier in Langensendelbach: Nicht Auswärtige, sondern die Einheimischen selbst haben sich den Naturschutz auf die Fahne geschrieben.
Aus diesem Grund riefen die Kleinsendelbacher auch einen Fischereiverein ins Leben. Später hat der Bezirk in den Gewässern ein Elektrofischen ausgerichtet, mit erschreckendem Ergebnis: nur einige Karpfen und Kleinfische. Mit anderen Worten, die Gewässer waren tot.
Keine Chance zum Laichen
"Die Schwabach wurde jahrelang nicht bewirtschaftet, und durch die Verbauung hatten die Fische keine Laichmöglichkeiten mehr", erklärt Jürgen Gierisch. Er ist Vorsitzender des Fischereivereins.
Es war also höchste Zeit für den 2008 gegründeten Fischereiverein, mit einem Konzept und den ersten Besatzmaßnahmen gegen den Notstand vorzugehen. Schon die jüngsten Mitglieder wurden an den Naturschutz herangeführt und in diese Aktionen eingebunden. Nicht nur bei der Besatzmaßnahme, wo die Kindergartenkinder die kleinen Fische bestaunen und auch anfassen konnten, bevor sie in den Bach gesetzt wurden.
Das Ostereiersuchen oder das Inklusionsangeln, wo auch körperlich oder geistig beeinträchtigte Kinder in freier Natur zur inneren Ruhe finden können, sind weitere Beispiele. "In Absprache mit der unteren Naturschutzbehörde schneiden wir die Bäume und Büsche", nennt Stephan Wölfel ein weiteres Gebiet, in dem sich die Fischer nützlich machen.
Dass der Kreislauf des Lebens und eine intakte Natur sich gerade an den Gewässern zeigt, wird in vielen Fachvorträgen, die von den Vereinsmitgliedern gehalten oder organisiert werden, deutlich. Über den Eisvogel oder den Biber fanden Vorträge statt.
Härte gegen Tierquäler
Gehören Naturschutz und Fischerei also zusammen? "Ja, beides gehört zusammen. Der Landesfischereiverband ist ein anerkannter Naturschutzverein", sagt Giersch. Angeln, einfach nur aus Spaß und die Tiere zurückwerfen, das gibt es im Kleinsendelbacher Verein nicht. Das wäre Tierquälerei. Und dabei, Fische zu quälen, sollte sich niemand von den Fischern erwischen lassen.
Und doch waren sie zu Hochzeiten des Baggersees damit konfrontiert, als Fremde dort übernachteten und die Hälfte davon mit einer Schnur und einem Haken angelten.
Die Kleinsendelbacher hatten viel zu tun, diese Umtriebe zu beenden. Was die Vereinsfischer angeln, wird zu 100 Prozent verwertet: als Fischburger, als Fischchips, gegrillter oder gebratener Fisch. Die Variationen sind vielfältig und über die Ortsgrenze hinaus bekannt. Und dann ist da auch noch der Baggersee. Er ist eines der Gewässer, um die sich der Verein kümmert. "Früher haben wir jeden Montag mit drei Leuten säckeweise Müll gesammelt", sagt Gierisch. Seine Kollegen nicken, sich an diese Zeit vor dem Sandabbau durch die Firma Hammerand erinnernd.
Inzwischen habe sich die Lage entspannt, und die Wege werden nur noch alle drei Wochen gereinigt. Denn noch immer findet sich auf den Wegen um das Baggerseegebiet herum Müll jeglicher Art. "Das Problem waren nie Einheimische", informieren die Vereinsmitglieder.
Der Baggersee, offiziell als sauberstes Gewässer ausgewiesen, lockte die Besucher aus den umliegenden Städten und weiter entfernt scharenweise nach Kleinsendelbach. Die Brut- und Nistplätze wurden dabei ebenso zerstört und gestört wie die Fische vergrault. Dafür erleben die Fischer immer wieder andere Überraschungen, die Fremde hier im Baggersee zurückließen: Wasserschildkröten oder größere Goldfische beispielsweise. Daneben gibt es mit den Schwarzfischern noch andere unangenehme Überraschungen. "Die Supermarktangebote, das Komplettset mit Angelrute, lockt die Schwarzfischer", klagt Thomas Sommer.
Die Kleinsendelbacher Fischer setzen hier Grenzen, kontrollieren und dürfen die Angelruten sogar beschlagnahmen. "Wiederhaben möchte sie niemand, denn derjenige müsste seine Personalien vorlegen", sagt der Vereinsvorsitzende. Doch durch die Security vor Ort habe sich auch diese Situation gebessert.
Woher kommt der Waller?
Trotzdem finden immer wieder Unberechtigte den Weg zum Baggersee. Ob der momentan erschreckende Fund ein Ergebnis davon ist? "Es sind Waller im Baggersee", sagt Gierisch. Diese Welse können sehr groß werden und sind deshalb oft eine Gefahr für das Gleichgewicht im Wasser. "Die heimischen Fische wie die Schleie werden verdrängt", ergänzt Josef Gierisch.
Denn der Waller ist ein Raubfisch, der eine große Speisekarte besitzt. Sogar kleine Enten schnappt er sich. Die würde der Hecht allerdings auch fressen. Wie der Waller ins Wasser gekommen ist, wissen die Kleinsendelbacher bis heute nicht. Der Vorfall bestätigt sie in ihrer Überzeugung, weiterhin alles für den Schutz ihrer Gewässer zu unternehmen.