Naturjuwele sollen erlebbar werden

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Die artenreichen Magerwiesen an der Altenburg sind eines der Natura-2000-Gebiete. Foto: Brigitte Pfister
Die artenreichen Magerwiesen an der Altenburg sind eines der Natura-2000-Gebiete. Foto: Brigitte Pfister
Brigitte Pfister
Brigitte Pfister
 

Mit Wanderungen, Rad- und Bootstouren will die Umweltstation Fuchsenwiese einige der 18 Natura-2000-Gebiete in der Region der Bevölkerung und vor allem jungen Menschen näherbringen. Deren Leiterin, Brigitte Pfister, stellt das Projekt vor.

In der Region Bamberg befinden sich rund 18 Natura-2000-Gebiete, die sehr wertvolle Lebensräume und eine große Artenvielfalt beinhalten. Die Umweltstation Fuchsenwiese des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) in Bamberg hat sich 2017 zum Ziel gesetzt, einige der Natura-2000-Gebiete in den Fokus zu rücken: Mit ihrem Umweltbildungsprojekt "Bambergs NaturJuwele entdecken und erleben" erhalten unterschiedliche Bevölkerungsgruppen, insbesondere Schüler, die Möglichkeit, die Bedeutung der biologischen Artenvielfalt in den Natura-2000-Gebieten direkt zu erleben und im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) aufzuarbeiten. Wir haben mit Brigitte Pfister, Leiterin der Umweltstation, über das Projekt gesprochen.

Was hat Sie dazu bewegt, sich in diesem Jahr schwerpunktmäßig den Natura 2000-Gebieten in der Region Bamberg zu widmen?
Brigitte Pfister: Die Region Bamberg besitzt außergewöhnliche Natura-2000-Gebiete mit zum Teil sehr selten gewordenen Lebensräumen und einer hohen biologischen Vielfalt. Hierzu gehören neben den artenreichen Magerwiesen an den Altenburghängen beispielsweise auch die Sandgebiete in den Regnitzauen, Halbtrocken-/Trockenrasen im Fränkischen Jura, das Heldbock-Management im Bamberger Hain oder Mausohrkolonien in diversen Kirchen. Bisher sind diese außergewöhnlichen "Juwele" der Naturlandschaft bei der Bevölkerung wenig bekannt oder sogar negativ belegt. Dies möchten wir ändern, indem wir fünf Natura-2000-Gebiete ausgewählt haben und exemplarisch bearbeiten.

Welche Ideen haben Sie, um den Bürgern die Artenvielfalt ihrer Umgebung näherzubringen?
Die Schönheit, Vielfalt und Bedeutung der Natura-2000-Gebiete wird der Öffentlichkeit in Form von Naturwanderungen, Radtouren oder auch Bootstouren genussvoll und anschaulich präsentiert mit dem Ziel, dass die Bevölkerung eine Wertschätzung für die Natur an ihrem Heimatort entwickelt. Zum Auftakt führten wir durch den Bamberger Stadtpark Hain, der Teil des Natura-2000-Gebiets "Regnitz, Stocksee und Sandgebiete von Neuses bis Hallstadt" ist. Dort konnten wir vielen interessierten Exkursionsteilnehmern die Besonderheit der alten Eichen, die jahrhundertelang ohne Nutzungsdruck groß und alt werden durften und einige Großkäferarten beherbergen, die ihre imposanten Spuren hinterlassen. Besonders hervorzuheben ist dabei der Große Eichenbock oder Heldbock, der im Bamberger Hain sein einziges Vorkommen in ganz Bayern hat und eine wichtige FFH-Art ist. Weitere Veranstaltungen wie eine Bootstour auf dem Main durch das FFH-Gebiet "Maintal von Staffelstein bis Hallstadt" folgen und sollen den Wert des europäischen Naturerbes vor Augen führen und zum Nachahmen mit Familie und Freunden anregen. Jeder kann unsere Natur erleben und genießen.

Wie sieht es denn mit jungen Menschen aus? Haben Sie auch Angebote speziell für Kinder und Jugendliche?
Wir arbeiten eng mit Schulen in unserer Region zusammen. Insgesamt untersuchen dieses Jahr fünf Schülergruppen unsere ausgewählten Natura-2000-Gebiete. Zunächst behandeln wir Fragen wie "Was ist Natura 2000?", "Warum ist der Erhalt der Artenvielfalt wichtig?", "Was können wir dazu beitragen, die Artenvielfalt zu erhalten?". Dann geht es in die Gebiete vor Ort, wo die Schüler unter unserer Anleitung ein Gebiet erforschen. So nimmt sich ein Gymnasium vor Ort beispielsweise die mageren Flachlandmähwiesen und den Wiesenknopf-Ameisenbläuling im FFH-Gebiet "Wiesen um die Altenburg bei Bamberg" vor, während sich Schüler einer ansässigen Realschule mit den Fledermäusen in der "Mausohrkolonie in Ehrl " befassen. Anschließend werden gemeinsam Erkundungshilfen zur Erforschung der Lebensraumtypen und herausragender Arten in den jeweiligen FFH-Gebieten erarbeitet.

Wie schaffen Sie es, die Jugendlichen für Ihr Projekt zu begeistern?
Natürlich kommen bewusst verstärkt digitale Medien wie Bestimmungs-Apps, GPS-Geräte oder Tablets mit GIS-Programmen zum Einsatz. Denn zum einen ist die Anwendung neuer Medien inzwischen Standard in der Praxis von Natur- und Umweltschutz und sollte entsprechend auch in der Umweltbildung vermittelt werden. Zum anderen lassen sich gerade Jugendliche über den Einsatz digitaler Medien besser motivieren, sich intensiver mit Themen des Natur- und Umweltschutzes zu befassen. Im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung setzen sich die Schüler außerdem in Plan- und Rollenspielen mit typischen Problemstellungen in Natura- 2000 Gebieten (zum Beispiel Biodiversitätsverlust, Bewirtschaftungseinschränkungen, soziale Auswirkungen etc.) auseinander. Sie schlüpfen in die Rollen von Landwirten, Naturschützern und Politikern und lernen so partizipativ und handlungsorientiert, Zusammenhänge zu erkennen und Lösungsansätze zu entwickeln. Auch arbeiten wir mit der Universität Bamberg, Lehrstuhl Didaktik Biologie, zusammen. In Seminaren zeigen wir die Möglichkeiten auf, wie man mit digitalen Techniken die Natur erforschen und sein Wissen wirksam erweitern kann. Ganz praktisch entwickeln Studenten zum Beispiel eine Hörgeschichte zu einer FFH-Art oder einen Podcast über die Bedeutung von Natura 2000. red