Jürgen Franz war der Mann, der bei Wiesenfeld mit einer Planierraupe 14 Panzerminen überrollte und frei legte. Für ihn sind die Festtage in diesem Jahr deswegen ganz besondere.
Wenn Jürgen Franz in diesem Jahr mit seiner Frau und den fünf Kindern in seinem Heimatort Heilgersdorf Weihnachten feiert, ist es anders als sonst. Nicht nur wegen Corona. Jürgen Franz wurde am Mittwoch überdeutlich vor Augen geführt, wie das Fest der Freude in einer Sekunde zu einem Fest der Trauer werden kann. Er saß auf der Raupe, die bei Wiesenfeld 14 amerikanische Panzerminen aus dem zweiten Weltkrieg freilegte.
Jürgen Franz hatte gegen 15.45 Uhr den Mutterboden abgetragen und dann die Reihe von runden Metallkörpern entdeckt. "Das sah so akkurat aus, wie die in Reih und Glied da lagen, das kam mir schon komisch vor", sagt der erfahrene Baumaschinenführer. Nach ein paar Altmetallteilen aus der Landwirtschaft sah das nicht aus. Er arbeitete mit der Raupe an anderer Stelle weiter und informierte seinen Vorgesetzten. Der rief die Polizei und die den Kampfmittelräumdienst.
Schnell als Minen erkannt
Bald war klar, dass 14 Panzerminen liegen geblieben waren, als die US-Army das Coburger Land besetzte. Warum die Minen mit einem Gewicht von 4,8 Kilo pro Stück und einer Füllung von 2,7 Kilo TNT dort zurückgelassen und nie gefunden wurden, wird sich kaum klären lassen.
Als klar war, was er da ausgegraben hatte, als er am Ausbau der Staatsstraße 2205 arbeitete, musste Jürgen Franz daran denken, wie solche Vorfälle in der Vergangenheit schon geendet hatten. Als vor Jahren beim Autobahnbau in Unterfranken ein Baggerführer mit seiner Maschine eine Fliegerbombe erwischte, explodierte diese und riss ihn in den Tod. "Da kommen einem im Nachhinein schon Gedanken", sagt er. Nachdenklicher als sonst wird er wohl diese Weihnachten verbringen. Mit 61 Jahren blickt Jürgen Franz schon in Richtung Ruhestand, den er in ein paar Jahren antreten will - und zwar, ohne vorher noch schlechte Erfahrungen mit Hinterlassenschaften aus dem Weltkrieg zu machen. Vielmehr möchte er noch einige Jahre seine Rente und das Leben mit der Familie genießen.
Immer wieder solche Funde
Funde von Weltkriegsmunition machen regelmäßig Schlagzeilen. Gerade in großen Städten werden noch immer Fliegerbomben entdeckt. Aber auch in der Region gab es in den vergangenen Jahren solche Funde. So tauchte an der Eselsbrücke über die Itz bei Meschenbach allerhand Munition auf, die beseitigt werden musste.
Bei Rattelsdorf dauerten die Räumarbeiten mehrere Monate, nachdem dort unter dem Ackerboden einiges an scharfen Sprengkörpern gefunden wurde. Selbst entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze gilt trotz intensiver Räumung noch nicht jeder Meter als sicher, wie Warnschilder zeigen, die noch an manchen Stellen zu finden sind.
Alle Minen gesprengt
Es ist also durchaus nachzuvollziehen, wenn Jürgen Franz von jetzt an noch mehr als bisher im Hinterkopf hat, was alles unter der Erde liegen kann, die er mit der Baumaschine bearbeitet.Was er da bei Wiesenfeld ans Tageslicht brachte, wurde von der Polizei gesichert, bis am Donnerstag der Kampfmittelräumdienst zur Stelle war. Noch am Donnerstag wurden die Minen von den Spezialisten eine nach der anderen kontrolliert gesprengt. Die Detonationen waren bis in die Stadt Coburg hinein zu hören.
Festung Coburg
Coburg wurde Anfang April 1945 von US Einheiten eingenommen. Zuvor war die Stadt aus der Luft und vom Boden aus angegriffen worden, die mit rund 1500 Wehrmachtssoldaten besetzt und zur Festung erklärt worden war.