Samstag, 7. Juli 1951. In der St.-Georg-Kirche treten zwei junge Menschen vor den Altar, um den Bund fürs Leben zu schließen. Es war der wichtigste Tag von ...
Samstag, 7. Juli 1951. In der St.-Georg-Kirche treten zwei junge Menschen vor den Altar, um den Bund fürs Leben zu schließen. Es war der wichtigste Tag von Edeltraud und Horst Wolf. Es sollten noch 23742 wichtige Tage folgen. Gestern konnte das Paar das seltene Fest der eisernen Hochzeit feiern.
Wenn man den beiden Jubilaren zuhört, muss man zu dem Schluss kommen: Da haben sich zwei gesucht und gefunden. "Er hatte nix und ich hatte gar nix", beschreibt Edeltraud Wolf die damalige wirtschaftliche Situation, die sie doch sehr eng aneinander geschmiedet hat.
Auch nach 65 Jahren spricht bei beiden die pure Lebensfreude aus den Gesichtern, auch wenn es das Leben nicht immer einfach mit ihnen gemeint hat. Wie so oft in der damaligen Zeit war der Tanzboden der Ort der ersten Begegnung.
Horst Wolf erinnert sich, dass er seine Freunde ausgetrickst hat, um seine Edeltraud zum Tanz aufzufordern.
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"Es war eine Schlechtigkeit, die ich aber bis heute nicht bereue". "Ich wollte nur einen schönen Mann und habe ihn bekommen", beschreibt die Jubilarin ihre erste Begegnung.
Sie stammt aus Schlesien
Dass sich die beiden überhaupt über den Weg gelaufen sind, ist auch den Kriegsjahren geschuldet. Edeltraud Wolf musste ihre Heimat Schlesien verlassen und kam am 3. März 1945 als 15-Jährige nach Ebersdorf bei Neustadt. Noch heute zeigt sie sich voll des Dankes, wie gut sie und ihre Familie damals aufgenommen wurden.
Ihre berufliche Heimat hatten beide Wolfs bei Siemens in Neustadt. Der 1929 geborene Horst Wolf arbeitete 44 Jahre als Dreher in dem Unternehmen. "In meinem Ausweis stand als Beruf Spinnerin", ergänzt Edeltraud Wolf und muss dabei herzhaft lachen. 33 Jahre lang war sie im Kabelwerk tätig.
Aus dem Ehepaar wurde schnell eine Familie, als Tochter Eva Maria geboren wurde.
Vier Jahre später kam Sohn Ralf zur Welt, 1960 folgte Tochter Karin. Die Nachkommenschaft umfasst nun sieben Enkel und drei Urenkel. "Der vierte Urenkel ist unterwegs", freuen sich beide.
Stolz sind sie, dass sie aus einfachen Anfängen ein schönes Haus mit einem gepflegten Garten ihr Eigen nennen können. "Wir haben am Anfang zu fünft in der 27 Quadratmeter großen Wohnung gelebt", erzählt Edeltraud Wolf.
Eine Leidenschaft teilen sie heute noch: das Musizieren. Tochter Karin Knauer weiß, dass ihre Eltern immer die Gitarre mit dabei hatten, wenn sie mit der Familie unterwegs waren. Vielen Neustadtern sind sie auch als "Vorprogramm" von "Cats, Kids und Co." bekannt. "Über 15 Jahre lang haben sie die Theateraufführungen begleitet", lässt Karin Knauer wissen.
Als Zweite Bürgermeisterin Elke Protzmann (CSU) die Glückwünsche der Stadt und auch ein Geschenk des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer überbrachte, ließen es sich die Jubilare nicht nehmen, Protzmann ihr Lieblingslied vom "Ardöpfel" darzubieten.
Dass Edeltraud Wolf 2014 ihr Augenlicht verlor, warf die beiden nicht aus der Bahn. Ganz im Gegenteil: Das habe ihre Nähe noch vertieft, sagt Horst Wolf. Liebevoll ergänzt er: Schon seit 70 Jahren seien sie sich nahe. "Die letzten 65 Jahre waren wir zudem noch verheiratet", betont der Ehemann. Das Geheimnis ihrer langen Zweisamkeit bringen die beiden schnell auf einen Nenner: "Es muss auch mal krachen, das frischt die Liebe auf." Ein Ziel haben die Jubilare nun fest im Blick: die Gnadenhochzeit in fünf Jahren.
mr