D ie Koffer sind gepackt. Der Urlaub kann beginnen. Der nahe August ist für viele der schönste Monat des Jahres. August bedeutet Urlaubszeit und Reisezeit. ...
D ie Koffer sind gepackt. Der Urlaub kann beginnen. Der nahe August ist für viele der schönste Monat des Jahres. August bedeutet Urlaubszeit und Reisezeit.
Mir ist in diesen Tagen nicht ganz wohl bei dem Gedanken, in ein Flugzeug zu steigen. Ich denke an die Bilder von Terroranschlägen auf Flughäfen und an Urlaubsorten, die uns immer häufiger erschüttern. Sie verwandeln Orte der Erholung in Stätten des Grauens. Was sollen wir tun? Daheim bleiben? Die Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes studieren und nur noch sichere Orte aufsuchen?
Die Geschehnisse der letzten Tage in Nizza, München oder Ansbach zeigen uns, dass es die nicht gibt. Der Terror macht vor nichts halt, nicht einmal vor Kirchenmauern. Die Angst reist mit, sie begleitet uns beim Einchecken an den Flugschaltern, steht neben uns am Bahnsteig, wenn wir auf den Zug warten, mischt sich unter die Besucher von Open-Air-Festivals und sitzt hinter uns im Kirchweih- Festzelt.
Manche möchten deshalb gar nicht mehr das Haus verlassen. Was kann ich tun, damit diese Angst nicht gänzlich von mir Besitz ergreift? Martin Luther gibt den Gläubigen folgenden Rat: "Des Morgens, wenn du aufstehst, kannst du dich segnen mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und sagen: Das walte Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist." Das Wort "segnen" leitet sich vom lateinischen Begriff für "signieren" ab.
Wer sich segnet oder segnen lässt, stellt sich unter das Zeichen des Kreuzes und begibt sich in die Obhut Gottes. Das Kreuz ist ein heilsames Zeichen. Es erinnert an den Sieg des Lebens über den Tod, an den Sieg der Liebe über den Hass, es erinnert an Gottes Nähe, selbst in den dunkelsten Momenten des Lebens.
Natürlich ist ein Segensgebet kein hundertprozentiger Schutz vor allen Gefahren, aber eine Möglichkeit, den vielfältigen, bangen Gefühlen, die sich heute einstellen, etwas entgegenzusetzen: Gottvertrauen.
Segensworte sind heilsame Worte. Wenn sich Pilger auf den Weg machen, bitten sie vorher um einen Reisesegen. Sie vertrauen darauf, dass sie mit Gott gehen. Warum nicht diese Tradition aufnehmen und sich vor dem Start in den Urlaub segnen lassen?
Warum nicht einen Psalm aus der Bibel, das Vaterunser oder ein anderes vertrautes Gebet als Reisesegen sprechen, allein oder mit anderen zusammen: "Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir!" Dieses Wort aus dem 139. Psalm möge uns alle begleiten, ob wir uns nun in den folgenden Tagen auf den Weg in den Urlaub oder zur Arbeit machen.
( Stefan Köttig ist der evangelische Pfarrer in Altenstein.)