Entschieden habe ich mich für diesen Beruf, weil es wohl keinen anderen gibt, in dem man so viel mit Menschen zu tun hat, angefangen von der Geburt und Taufe über die Jugendarbeit und die Mitarbeit im Kirchenvorstand bis hin zur Beerdigung.
Welche Vision haben Sie von Kirche und Gemeinde in der heutigen Zeit mit der Zunahme von Kirchenaustritten und zurückgehenden Kirchenbesuchern?
Ich denke, die Menschen sind immer noch auf der Suche nach Gott und dem Glauben. Auch ist die Botschaft der Kirche nicht veraltet. Die Botschaft des Evangeliums hat sich auch nicht verändert, aber es kommt darauf an, wie man sie mit den Leuten kommuniziert. Das ist unsere Aufgabe. Das Leben der Botschaft betrifft alle. Gott und das Christentum bieten für viele Dinge Antworten. Man muss sie nur so gestalten, dass sie für den Menschen in seine Welt passen.
Was ist Ihnen wichtig an Ihrer Aufgabe als Seelsorgerin und in welchen Bereichen möchten Sie Schwerpunkte setzen?
Meine Aufgabe ist es erst einmal zu schauen, was da ist und was sich die Leute wünschen. Für ganz wichtig erachte ich den Gottesdienst und die Kasualien (Taufe, Hochzeit, Beerdigung). Mit ihnen erreiche ich nämlich die Menschen, die mit der Kirche noch was zu tun haben wollen, aber auch andere. Der Gottesdienst ist das Zentrum der Gemeinde - aber auch mit neuen Formen und nicht nur auf den Sonntagmorgen beschränkt. Die Seelsorge ist mir ein weiteres Anliegen. Kinder- und Jugendarbeit halte ich für essenziell.
Was wünschen Sie sich von Ihren zukünftigen Gemeindegliedern?
Ich wünsche, dass sie offen und auch mit allen Anliegen auf mich zukommen, dabei aber auch offen für Neues sind. Ich bin jung und flexibel und möchte für jeden ansprechbar sein.
In den letzten Jahren hat es immer wieder auch im Bereich der katholischen und evangelischen Kirchengemeinden Ansätze für eine gute Ökumene gegeben. Wie stehen Sie dazu?
Eine ökumenische Zusammenarbeit halte ich für eminent wichtig und war auch schon mit Pfarrer Dr. Mathias Rusin und Diakon Joachim Stapf zusammen. Meine erste Amtshandlung war übrigens die ökumenische Feier zur Einweihung der neuen Feuerwehrleiter. Ich hoffe, dass die gute Zusammenarbeit weitergeht, zumal die Bevölkerung so vermischt ist und alle Christen offen aufeinander zugehen sollten.
In Ihrem ersten Grußwort oder Brief an die Gemeinde haben Sie von einem Koffer erzählt, den Sie vollgepackt haben für Ihren Dienst als Pfarrerin in Gleisenau. Können Sie uns verraten, was da drin alles enthalten war oder ist?
Damit meinte ich die Grundlagen für Gottesdienst, Seelsorge, Schule und Kirchengemeinde. Darin ist zum Beispiel auch ein Tauf-Erinnerungsprojekt, das interessante Möglichkeiten für die Arbeit mit Kindern bietet. Für mich gibt es aber sicher noch andere Herausforderungen, die man nicht gelernt hat, aber bei ihrer Lösung kann ich auf vielem Anderen aufbauen.
Mit Ihrer neuen Aufgabe wird viel auf Sie einstürzen und da ist es wichtig, dass man neben seinen Gottesdiensten, Beanspruchungen in der Kirchengemeinde und den vielen Terminen auch abschalten und zur Ruhe finden kann. Wodurch gelingt Ihnen dies und was machen Sie in Ihrer Freizeit gerne?
Mein Mann Richard und ich werden vor allem mit Wandern in nächster Zeit erkunden, wo wir gelandet sind. Gleisenau ist auch für ihn beruflich optimal, denn er ist pädagogischer Mitarbeiter in der VHS Bamberg-Land. Er unterstützt mich bei meinem Beruf und es ist auch wichtig, dass er in die Gemeinde hineinwächst und sich hier wohlfühlt. Ich persönlich kann in der Natur und im Wald gut abschalten; hier fühlt man sich der Schöpfung Gottes nahe. Weitere Hobbys sind das Nähen, weswegen ich mir schon im großen Pfarrhaus ein Nähzimmer eingerichtet habe. Eine ganz neue Erfahrung bietet mir der schöne Garten, wo schon eine Hängematte bereithängt, um darin vielleicht auch einmal einen guten Krimi zu lesen.
Vielen Dank, dass Sie uns ein erstes Kennenlernen ermöglicht haben. Ich wünsche Ihnen einen guten Start und uns immer wieder einmal die Möglichkeit, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen.
Die Fragen stellte unser Mitarbeiter Günther Geiling