Die Zahlen der Mittelständler im ersten Jahr der Marktplatz-Baustelle sprechen eine deutliche Sprache: Gut 20 Prozent Umsatzeinbußen verzeichnen die rund um den Stadtkern Betroffenen. "Mindestens", ergänzt Stretz. Manche hätten sogar einen Zusatzjob annehmen müssen, um über die Runden zu kommen.
Die Geschäftsleute nennen einen weiteren gravierenden Faktor: Umsatz und Personalkosten stünden in schlechter Relation zueinander. Doch angesichts des allgemein herrschenden Fachpersonalmangels sind Entlassungen während der Baustellenzeit keine Lösung: "In ein paar Jahren, wenn die Baustellen abgeschlossen sind, bekommen wir kein Fachpersonal mehr", steht für Gicklhorn fest. Dass Hallstadt im Zentrum neu gestaltet wird, begrüßen alle vom Grundsatz her. Auch, dass mit der Verkehrsberuhigung gerade der Schwerverkehr aus der Stadt herausgehalten werden soll. Nur den Durchgangsverkehr aus den Nachbarorten, den bräuchten sie schon.
Luft nach oben sehen die Gewerbetreibenenden in der Informationspolitik der Stadt. Man würde oft zu spät über Sperrungen informiert und habe so keine Gelegenheit, Kunden mitzuteilen, wie sie jeweils zu ihnen gelangen können. "Da gehören Schilder aufgestellt", fordert Harald Stretz. Nur solche mit dem Inhalt, dass alle Geschäfte erreichbar sind, genügen den Geschäftsleuten nicht.
Trotz der Einbußen und Erschwernisse meint man, die Baustellenzeit schon irgendwie zu überstehen. Aber danach bräuchte man im Herzen Hallstadts unbedingt (baustellenbezogen) eine Verschnaufpause. "Zwei, drei Jahre", meinen Biesterfelds. "Sieben Jahre wären besser", ergänzt Stretz, "und zehn Jahre optimal", steht für Gicklhorn fest.
Sorgen ernst genommen
Was sagt Söder zu den Äußerungen des Gewerbevereins? Er nimmt sie ernst und kann ihre Sorgen verstehen, sagt er dem FT. Aus dem Gespräch habe er Anregungen mitgenommen, wie eine Ampellösung mit einspuriger Befahrbarkeit im dritten Bauabschnitt in Erwägung zu fassen. Zum Thema kurzzeitige Information entgegnet Söder, oftmals würden Fußwege im Zentrum sich alle zwei, drei Tage ändern, "die Baustelle ist immer im Wandel". Man mache zwar sehr viel, was aber nicht immer ankomme. Man habe von Anfang an kommuniziert, dass es sich um eine schwere Zeit handle. Die Ansammlung der Baustellen setze sich aus unumgänglichen wie etwa dem Marktplatz und solchen zusammen, auf welche die Stadt keinen Einfluss habe, wozu er ICE-Baustelle und Mainbrücke zählt. Dazu kämen die Auswirkungen der Sperrung in Viereth.
Was nun die Bamberger Straße betrifft, werde die Stadt sich beim Staatlichen Bauamt dafür einsetzen, dass es hier nicht nahtlos weitergeht. Fest stehe gleichwohl, dass diese Staatsstraße gemacht werden müsse.